Wer
ist Stephanus?
Einer,
der den Auftrag erhält, sich um die Armen zu kümmern, weil schon damals
bestimmte Gruppen vernachlässigt, andere aber bevorzugt wurden.
Wer
ist Stephanus?
Kein
Mitläufer und keine urchristliche Karteileiche, sondern ein dynamischer,
mitreißender Mensch, der Geist hat,
ja
Heiligen Geist.
Wer
ist Stephanus?
Einer der
lebendig glaubt, für den Gott kein leerer Begriff ist, kein Jenseitiger,
sondern der „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“, der Gott unserer
Geschichte, der Gott „mit uns“ und „vor uns“.
Wer
ist Stephanus?
Nicht
einer, der zu allem Ja und Amen sagt, sondern mit dem Mut des
Widerspruchs sein junges Leben riskiert.
Wer
ist Stephanus?
Einer,
der hintenherum abgeschossen wird durch Gerüchte und Verleumdungen, den
man bereits erledigt hat,
bevor man
ihn umbringt.
Wer
ist Stephanus?
Einer,
der Gutes tut und die Wahrheit sagt und dafür zum Verstummen gebracht
wird.
Wer
ist Stephanus?
Der
niedergeworfen und von Menschen zerstört,
sich ganz
seinem Herrn preisgibt.
Wer
ist Stephanus?
Der in
der dunkelsten Stunde seines Lebens getroffen wird vom Lichtstrahl des
unsichtbaren Gottes.
Wer
ist Stephanus?
Den
Steine nicht mehr treffen können,
weil die
Liebe stärker ist als der Tod.
Wer
ist Stephanus?
Der nicht
kapituliert vor Hass,
sondern
Gewalt mit Vergebung beantwortet.
Wer
ist Stephanus?
Dessen
Leben und Tod die Geister scheidet,
weil er
das Gebot der Liebe über das Gesetz stellt.
Wer
ist Stephanus?
Der als
Diakon seinem Herrn gleicht, der „nicht gekommen ist, damit ihm
gedient werde, sondern damit er diene und sein Leben gebe“ (Mk 10,
45).
Wer
ist Stephanus – damals!
Wer
ist Stephanus – heute?
Die
Menschwerdung Gottes gehört nicht der Vergangenheit an. Sie geschieht
immer dort, wo Menschen glauben und dem Einbruch Gottes in unsere Welt
Raum geben.
In diesen
Menschen verkörpert sich dann auch das Schicksal des Menschgewordenen:
Sie
besitzen nichts – und geben unerschöpflich.
Sie sind
machtlos – und wirken Wunder.
Gottes
Finsternis erdrückt sie – und gerade darin erfahren sie sein Licht.
Sie hören
auf zu leben – und neues Leben beginnt.
Der Tod
des Stephanus wird zur heilsgeschichtlichen Wende:
Die
Christen werden verfolgt und zerstreut – und tragen so Christus über
bisherige Grenzen hinaus.
Gott wird
Mensch in aller Welt.
Theo Schmidkonz SJ
(Kann an Stelle einer Predigt am Fest
des heiligen Stephanus von zwei Sprechern im Wechsel vorgetragen werden)
|