Der Martin unserer Zeit
reitet auf keinem Schimmel.
Er fährt mit dem Auto, dem
Rad,
vielleicht auch auf
Rollerblades.
Oder er geht zu Fuß.
Heute wie damals
begegnet er vielen Menschen
in Not.
Selten ist es ein frierender
Bettler im Schnee.
Doch einen wärmenden
Martinsmantel
braucht heute auch noch manch
anderer,
der eine andere bittere Kälte
spürt:
die Kälte aus
Gleichgültigkeit, Lieblosigkeit,
aus Missverständnissen,
Streit, Trennung,
aus Entfremdung, Ausgrenzung,
Verachtung,
die Kälte aus Wortlosigkeit,
Einsamkeit.
Heute wie damals
braucht es den Martin, der
hinschaut,
der Not wahrnimmt und seinen
Mantel teilt:
den Mantel der Güte und Nähe,
den Mantel der Sorge und
Anteilnahme,
den Mantel tatkräftiger
Hilfe.
Der Martin unserer Zeit
heißt vielleicht Bernd oder
Jürgen,
Inge oder Brigitte.
Und vielleicht heißt er
wie ich oder du.
© Gisela Baltes |