Beschaulicher Gang über den
Friedhof
im Lichtermeer
stimmungsbeladen
manche versteckte Träne …
Und doch mag ich es
herausschreien:
Sie fehlen, Gott,
sie fehlen
diese Menschen, die hier
liegen
und auf den anderen
Friedhöfen
dieser Welt.
Sie fehlen,
die mir lieb waren
und nun nicht mehr bei uns
Lebenden sind;
sie fehlen
die Alten
und die, die viel zu jung
gestorben;
sie fehlen
die Kinder, die nicht lebend
aus dem Bauch ihrer Mutter
kommen durften.
Die Warum-Frage ist zwecklos,
so sagt man.
Und doch – es liegt mir auf
der Zunge, Gott:
Warum? Wofür? Weshalb dürfen
sie nicht hier sein?
Sie fehlen! Im Leben! Auf
dieser Erde!
Ich mag es herausschreien,
das Leid besonders derer,
denen sie entrissen sind,
das Leid derer,
denen sie fehlen.
Herr, mein Kopf weiß
sie bei Dir geborgen,
weiß sie als
von Dir geliebt,
als Heilige
in Deiner Hand;
ich glaube fest, dass wir
uns einmal wiedersehen werden
bei Dir,
und doch schreit und weint
mein Herz
nach denen, die fehlen.
Da höre ich Dich, Gott,
der du mir zurufst:
„Wein‘ deine Tränen bei mir!
Ich fühle mit dir, kenne
deinen Verlust,
kenne die Kreuze dieser Welt
und trage sie mit
euch allen.“
Bei Dir Gott,
sind die geborgen, die tot
sind,
sind die geborgen, die
trauern und weinen,
bin ich geborgen
im Leben wie im Tod
auch heute.
Kerstin Rehberg-Schroth |