Exerzitien mit P. Pius

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Das Zwiebelchen

Es war einmal ein altes Weib, das war sehr, sehr böse und starb. Keine einzige gute Tat hatte diese Alte in ihrem Leben vollbracht. Da kamen die Teufel, ergriffen sie und warfen sie in den Feuersee.

Ihr Schutzengel aber stand da und dachte: Kann ich mich denn keiner einzigen guten Tat von ihr erinnern, um sie Gott mitzuteilen? Da fiel ihm etwas ein, und er sagte zu Gott: "Sie hat einmal aus ihrem Gemüsegarten eine Zwiebel an eine Bettlerin verschenkt".

Gott antwortete: "Dann nimm dieses Zwiebelchen und halte es ihr hin in den See, so dass sie es ergreifen vermag. Wenn du sie daran aus dem See ziehen kannst, so möge sie ins Paradies eingehen. Wenn aber das Pflänzchen abreißt, so soll sie bleiben wo sie ist."

Der Engel lief zur Frau und hielt ihr das Zwiebelchen hin. "Hier", sagte er zu ihr, "fass an, wir wolle sehen, ob ich dich herausziehen kann". Und er begann vorsichtig zu ziehen - und hatte sie beinahe schon ganz herausgezogen. Aber da bemerkten es die anderen Sünder im See, und wie sie das sahen, klammerten sie sich alle an die Frau, damit man auch sie herausziehen möge. Aber die Frau stieß alle mit ihren Füßen zurück und schrie: "nur mich allein soll man herausziehen und nicht euch. Es ist mein Zwiebelchen und nicht eures."

Wie sie das ausgesprochen hatte, da riss das Pflänzchen entzwei. Und das Weib fiel in den Feuersee zurück. Der Engel aber weinte und ging davon.

 

Fedor Michailowitsch Dostojewskij

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