Die Liebe zwischen Mann und Frau ist
längst an den toten Punkt gekommen. Seitdem er nichts mehr verdient und
sie nichts mehr zu essen hat, ist es ganz aus. Leer und hungrig sind
sie.
Er sagt: „Gib Brot!“ und sie
„Gib Geld!“
Sie denkt:
„Wenn er doch endlich ginge!“
Aber er geht nicht. Er geht auch nach dem
Abend nicht, als sie ihn anschreit, dass er nichts tauge.
Er geht in die Küche, und sie meint, er
esse das letzte Stück Brot. Als sie in die Küche kommt und triumphierend
sagt: „Hat’s geschmeckt“, liegt das Brot noch da und ist schön
hergerichtet.
Das ist für sie so gewaltsam und
plötzlich, so wie ein Blitz am Nachthimmel, dass sie weint und sich
fragt: „Warum weint man, wenn man in einer großen Finsternis
plötzlich Licht sieht?“ –
„Komm, du musst was essen“,
sagt er.
„Ich habe keinen Hunger mehr“,
erwidert sie und schiebt ihm die Schnitte hin. Sie starren sich in die
Gesichter, wie Schiffbrüchige nach ihrer Rettung in die Sonne starren.
Und sie beginnen, sich zu verstehen.
Sie sieht dann, wie er das Brot bricht.
Sie sieht, wie er die halbe Schnitte in den Mund schiebt. Sie nimmt die
andere Hälfte und isst und lächelt wieder.
Wolfgang
Borchert |