Die Brautleute waren arm, aber eine
schöne Hochzeit wollten sie doch feiern und viele Menschen dazu
einladen. Geteilte Freude ist doppelte Freude, dachten sie. Ihre Freude
sollte ansteckend sein und allen Trübsinn überwinden.
Darum baten sie ihre Gäste, jeder möge
zum Fest einen Krug Wein mitbringen. Am Eingang würde ein großes Fass
stehen, in das alle ihren Wein gießen könnten. So sollte einer die Gabe
des anderen trinken, und alle sollten mit allen froh sein.
Das Fest begann. Es kamen viele Gäste.
Keiner war ausgeblieben, und alle schöpften aus dem großen Fass. Doch
wie tief war das Erschrecken der Brautleute und ihrer Gäste, als sie
merkten, dass in den Bechern nichts als Wasser war. Versteinert starrten
sie sich an. Jeder von ihnen hatte gedacht: Den einen Krug Wasser, den
ich in das Fass an der Tür gieße, wird niemand schmecken.
Nun wussten sie, dass jeder gedacht
hatte:
Heute will ich auf Kosten anderer feiern.
Da erfasste alle Gäste Unsicherheit und Scham. Als noch vor Mitternacht
das Flötenspiel verstummte, gingen alle schweigend und bedrückt nach
Hause:
Jeder wusste: Das Fest hatte nicht
stattgefunden.
Eine Antigeschichte zur Hochzeit von
Kana, auf der Jesus Wasser in Wein verwandelt, damit das Fest
weitergeht. Ein Fest kann nur stattfinden, wenn jeder dazu beiträgt.
Freude kann sich nur vermehren, wenn sie geteilt wird.
Je mehr wir Traurigkeit in Freude
verwandeln, desto mehr wird unser Leben jetzt schon zum Fest und weist
hin auf die noch größere Freude, die uns einmal erwartet. |