Der
Virologe Christian Drosten hat ja vor einigen Tagen den aktuellen Umgang
mit dem Corona-Virus als „Tanz mit dem Tiger“ beschrieben – und dass man
schauen müsse, wo man „die Leine ein wenig lockern kann, ohne dass das
Tier gleich über einen herfällt“. Ein Tiger an der Leine?
„Tiger“
kommen in der christlichen Kunst nicht vor – aber Drachen. Die stehen in
den alten Bildern, Legenden und Geschichten für das „Böse“ und die
Mächte des Todes. Und Corona ist sozusagen ein Drache des 21.
Jahrhunderts.
Wie aber
geht man jetzt mit Drachen um? Wenn wir mal auf unsere Heiligen schauen,
also unsere großen Brüder und Schwestern in Sachen Glauben, lassen sich
zwei mögliche Wege erkennen:
Der
heilige Georg tötet den Drachen und vernichtet ihn. Das Dumme ist – der
„Drache Corona“ lässt sich nicht so einfach umbringen. Auch wenn manche
Staatschefs das gerne hätten…
Der
heilige Georg arbeitet zwar dran, braucht aber noch etwas Zeit. Und es
ist, zugegeben, ja auch etwas schwierig, mit einer großen Lanze einen so
kleinen Virus zu treffen.
Aber es
gibt auch die heilige Margareta. Sie gehört, wie der heilige Georg, zu
den 14 Nothelfern, einer Gruppe von Heiligen, die schon im 9.
Jahrhundert für so ziemlich alle menschlichen Lebenslagen „zuständig“
waren. Auch ihr wird in der Kunst gelegentlich ein Drache zur Seite
gestellt – aber sie führt ihn an der Leine, hat ihn gezähmt, „unter
Kontrolle“.
Das Virus
können wir im Moment nicht ausrotten. Deshalb werden wir lernen müssen,
mit dem „Corona-Drachen“ zunächst einmal zu leben. Das Virus „an der
Leine zu halten“, unter Kontrolle… immer im Wissen darum, dass auch
scheinbar gezähmte Drachen immer unberechenbar bleiben. Und da könnte
die heilige Margareta uns jetzt vielleicht wirklich helfen. Sie weiß,
wie das geht.
Zwei
verschiedene Möglichkeiten, mit dem Drachen umzugehen –
interessanterweise stehen ein Mann und eine Frau für diese verschiedenen
Wege. Psychologisch macht das Sinn. Das „männliche“ Prinzip steht für
Konfrontation – ich stelle mich dem Drachen gegenüber und bekämpfe ihn.
Das „weibliche“ Prinzip akzeptiert erst einmal, dass es den Drachen gibt
– und „integriert“ ihn in das Leben. Und ich vermute mal, das werden wir
mit Corona auch tun müssen.
Klar, das
sind archetypische Bilder – auch Männer können „weiblich“ reagieren und
Frauen „männlich“. Aber deutlich wird daran, dass wir beide „Prinzipien“
brauchen. Es reicht nicht aus, mit dem Virus leben zu lernen, sich zu
arrangieren – es braucht auch den entschiedenen Kampf dagegen. Aber
genauso notwendig ist es, Wege zu finden und zu entdecken, wie Leben
trotz und mit Corona in einer guten Weise gehen kann.
Ach ja,
es gibt übrigens noch einen dritten Weg, wie man mit Drachen umgehen
kann – man kann sie komplett ignorieren, leugnen oder kurzerhand als
Schoßhündchen bezeichnen. Okay. Kann man natürlich machen.
Aber ich
könnte mir vorstellen, dass sich der Drache in dem Fall schon ganz
genüsslich die Pfoten schleckt…
© Andrea
Schwarz |