In dem
Brief, den Ignatius (von Antiochien) an die Gemeinde von Ephesus
schreibt, kommt ihm das Bild in den Sinn, diese Gemeinde mit einem
großen Chor zu vergleichen. Er schreibt: „Nehmt Gottes Melodie in euch
auf!“…
„Nehmt
Gottes Melodie in euch auf.“
Dieses
Wort voller Poesie schreibt ein Mann, der gefesselt in einer
Soldatenkohorte daher zieht, der weiß, dass er dem gewaltsamen Tod
entgegengeht.
Ignatius
hat die Vorstellung, dass Gott für jeden eine Stimme, eine Lebensmelodie
hat. Und wenn jeder die ihm zugedachte Melodie Gottes wirklich hört und
in sich aufnimmt, dann wird der Zusammenklang aller Stimmen eine
Symphonie. …
„Nehmt
Gottes Melodie in euch auf.“
Was ist
Gottes Melodie, Gottes Lied für mich? Welche Stimme hat er mir
zugedacht?
Gottes
Lied kann ich nur hören, wenn ich still werde, wenn ich mich selber
zurücknehme, denn sein Lied ist leise.
Offenbar
ist es so, dass die „Kleinen“ die Melodie Gottes besser hören können als
die „Großen“. – Das Kleinsein scheint eine Voraussetzung dafür zu sein,
Gottes Melodie wahrnehmen zu können.
Und
seltsam: Gottes Melodie für mich kann ich nicht endgültig auswendig
lernen, denn sein Lied geht weiter, ist immer neu, immer neu
überraschend. Denn es ist doch ein Liebeslied, das Liebeslied Gottes für
mich. Und die Liebe erfindet immer neue Melodien.
|