Wir
beschäftigen uns mit vielem, allzu vielem.
Deswegen sehen wir oft vor lauten Bäumen den Wald nicht mehr. Es fällt
uns schwer, uns auf das Eine Notwendige zu konzentrieren.
Wir
haben die Radikalität und Einfachheit des Glaubens verloren und müssen
sie wiedergewinnen: alle Hoffnung auf Gott zu setzen. Dann müssen
freilich Besinnung und Meditation, Gebet und Anbetung einen ganz anderen
Rang bekommen.
Wir
sind versucht, Gott zu verwalten, wenn wir es denn könnten, aber wir
müssen ihn täglich von ganzem Herzen und mit allen Kräften neu suchen.
Uns
ist die Leidenschaft für Gott verloren gegangen.
Wenn wir Gott Gott sein lassen und er wirklich alles in allem ist,
verlieren wir nichts, wenn wir uns ihm vorbehaltlos zuwenden. Die Bibel
verspricht uns, dass uns dann alles andere dazugegeben wird.
Dann wird das Gespräch mit dem Nachbarn und dem Kranken, mit dem
Künstler und dem Wissenschaftler, dem Buddhisten und dem Atheisten erst
aufschlussreich.
Wenn wir dann ein wenig wie die Narren Gottes in dieser Welt erscheinen,
ist dies nur ein Gewinn.
Wenn wir Gott anbeten und alle Götzen fahren lassen, schützen wir auch
am meisten unsere stets gefährdete Freiheit.
Karl Kardinal Lehmann |