Irgendwann muss jeder mit der Versuchung
fertig werden,
eine Mauer um sein Herz zu bauen, die das
Herz schützen soll vor den Verwundungen des Lebens,
vor den Enttäuschungen, vor den
Bitternissen.
Irgendwann ist jeder von uns enttäuscht –
von einer Liebe, von einer Freundschaft, von einem Vertrauen,
von einem Urteil, das über uns gesprochen
ist;
enttäuscht von den Grenzen seiner
Möglichkeiten,
von seinen Misserfolgen in der Arbeit
oder von seinen Misserfolgen bei den
Menschen,
enttäuscht einfach von sich selber,
dass er sich am liebsten zurückziehen
möchte.
Wohin?
In sich selber – wo er seine Ruhe hat,
wo er nicht enttäuscht und betrogen wird.
In die schützende Dunkelheit hinter der
Mauer,
die er um sein Herz bauen will…
Es ist wahr:
wenn jeder von uns vor sich sähe: alle
Freude und allen Ärger, die ihm in der Zukunft seines Lebens bereitet
sind, alles Gelingen und alles Versagen, alle Versuche, die er
unternehmen, und alle Misserfolge, die er erleiden wird –
wenn er sähe: alle Kraft, die ihm
abverlangt wird,
alles Glück und allen Verlust, all seine
Hoffnungen und all seine Enttäuschungen – er würde erschrocken ausrufen:
„Nein, das ist zuviel, für mich ist
das zuviel.
So groß und stark ist mein Herz nicht.
Das kann ich nicht an mich
heranlassen.
Ich baue mir eine Mauer um das Herz.“
Gewiss, wer nichts riskiert, wird nicht
enttäuscht. Aber unmerklich wird sein ganzes Leben zur Enttäuschung.
Denn wir vermögen es nicht, eine solche
Mauer um unser Herz zu bauen, die uns nur vor dem Schlimmen schützt.
Nur eine solche Mauer, die alles von uns
fernhält, können wir bauen: mit dem Schmerz auch alle Freude, mit den
Abneigungen auch alle Zuneigung, mit den Enttäuschungen auch alle
Hoffnungen, mit den Qualen auch alle Lust.
Was für ein Preis!
Autor unbekannt |