Er habe in seinem Leben nichts zu lachen
gehabt, sagt der Mann. Existenzängste, Hunger nach den sichtbaren und
unsichtbaren Lebensmitteln, Ausschluss aus der Gemeinschaft, Schimpf und
Schande seien sein Alltag gewesen. Glücklich zu preisen ist er ob solch
eines Lebens nicht. Und seliggesprochen hätte vermutlich nur Jesus ihn.
Er selber würde sich vielleicht als sturmerprobt und bewährt bezeichnen.
Stolz blitzt hinter seinen Augenbrauen auf. Er hat sich von den Irrungen
und Wirrungen des Lebens nicht unterkriegen lassen, hat dem Schicksal
die Stirn geboten und ist „nobel“ geblieben. Das Wort bedeutet
ursprünglich „kenntlich“ und also auch: erkennbar, unverwechselbar.
Mithin einer, der sich seine Identität nicht hat nehmen lassen. „Ein
Mensch ohne Trauer, das ist doch kein Mensch mehr“, heißt es in einem
Roman Heinrich Bölls. In seiner „Feldrede“ will Jesus sicher nicht
Traurigkeit, Leid und Not des Menschen verherrlichen und Glück und
Reichtum verdammen. Um Schwarz-Weiß-Malerei geht es ihm nicht. Um Lach-
und Wohlstandsverbote auch nicht. Wohl aber geht es darum, dass dem
Menschen um das Schicksal des Mitmenschen eine Ader schlägt, dass wir
selbst da, wo wir reich, satt, lachend und in aller Munde sind, die
nicht vergessen, die im Fluss des Lebens unbedingt kenntlich bleiben
müssen. Das Reich Gottes ist keine Versammlung von Kaltblütigen. Eher
die Gemeinschaft derer, die aus der großen Drangsal kommen, und die mit
heißem Herzen nicht vergessen, wie viele Drangsalierte es gibt.
Thomas Meurer |