Das heutige Evangelium zeigt eine Gefahr
auf, die in jeder rituellen, religiösen Handlung steckt: Sie wird nur
noch äußerlich vollzogen, aber das Herz ist nicht mehr beteiligt. Die
Worte eines Gebetes werden gesprochen, aber der seelische Bezug zu
diesem Gebet ist verloren gegangen. Oder nehmen wir das klassische
Freitagsgebot: Man kann am Freitag kein Fleisch essen, weil der innere
Verzicht mit dem Leiden Jesu Christi am Karfreitag verbindet, oder man
hält das Gebot aus bloßer Gewohnheit, gedankenlos und womöglich noch mit
einem Delikatessfisch.
Weil diese Gefahr so alt ist wie die
rituellen Handlungen selber, treten immer wieder Propheten auf, die vor
veräußerlichtem Vollzug warnen. Sie klagen das Herz und die innere
Beteiligung ein. Sie zeigen, dass es um Gott geht, um das Freiwerden und
Reinwerden für ihn, und nicht um die Erfüllung menschengemachter Gebote.
Im Evangelium übernimmt Jesus diese Prophetenrolle. Er kritisiert
diejenigen, die ohne Herz religiöse Vorschriften erfüllen, und
diejenigen, die diese Vorschriften einfordern, ohne die religiöse
Bedeutung im Blick zu haben. Jesus sagt, dass äußere Reinigungen nichts
bewirken, wenn sie nicht zum Symbol für eine innere Reinigung werden.
Der Evangelist Markus geht sogar noch weiter. Er hält Reinigungen vor
dem Essen, dazwischen und danach für unsinnig, denn die Speisen können
einen Menschen nicht unrein vor Gott machen. Nur die Gesinnungen und die
Taten eines Menschen, die von innen kommen, die machen einen Menschen
unrein vor Gott. Doch dann, so könnten wir fortsetzen, helfen keine
Waschungen, sondern nur die ehrliche Reue und die innere Umkehr zu Gott.
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