Groß
steht sie da. Ihre Gestalt reicht vom unteren Bildrand bis zum oberen,
von der Erde bis zum Himmel.
Stark
und fest steht sie in der Mitte des Bildes, zwischen dem Irdischen und
dem Himmlischen, Maria als Mittlerin, Fürsprecherin und Beschützerin.
Ihren
rechten Arm hat sie waagrecht bis zum Bildrand ausgestreckt. Die Hand
fasst fest den Mantel und hält ihn einladend offen.
Mit
dem anderen Arm trägt sie das Jesuskind und hält es mit großer starker
Hand. Dadurch öffnet und weitet sich der Mantel auch auf der linken
Seite.
Hüben
und drüben haben sich unter dem Mantel Menschen eingefunden, Frauen und
Männer, Kinder und Greise.
Sie
knien und falten die Hände. Sie blicken empor, beten, bitten, danken.
Trost
und Hoffnung, ja Freude drückt sich in ihren Gesichtern aus. Es scheint,
dass es diesen Menschen gut geht bei Maria.
Sie
haben bei ihr Zuflucht und Schutz gefunden. Sie fühlen sich sicher,
behütet, geborgen.
Die Frau, das große Zeichen, trägt den „Segen“, die Ursache der
Freude und des Glücks auf ihrem Arm: ihren Sohn, den verheißenen
Heiland, durch den alle Völker der Erde gesegnete werden, Jesus, das
Heil der Welt. „Er wird sein Volk von seinen
Sünden erlösen.“
Das
göttliche Kind breitet die Arme aus wie zum Friedensgruß.
Es
ist, als wolle Jesus alle einladen und an sich ziehen:
„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid.“
Doch ist es nicht auch schon die Haltung der ausgebreiteten Arme am
Kreuz? „Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde
ich alle an mich ziehen.“
Erinnern die ausgebreiteten Arme Jesu nicht auch an die Himmelfahrt?
„Während er sie segnete wurde er zum Himmel emporgehoben“ (Lk
24, 51). Und an die Wiederkunft? „Er wird ebenso wiederkommen“ –
segnend!
Aber
was wird die Erlösungstat Jesus kosten? Das blutrote Kleid, der blutrote
Heiligenschein erinnern an den Keltertreter.
Jesu
zieht sich die Schuld der Welt an, nimmt sie auf sich
und
wandelt das Sündenrot in das glühende Rot der Liebe.
Ebenso
rot wie das Kleid des Jesuskindes schlängelt sich vom Paradiesbaum die
Schlange hervor. Nicht glühend vor Liebe, sondern glühend vor Bosheit
und Hass sprüht sie Gift und Galle gegen die Kinder Gottes.
Maria
bietet Schutz. Sie steht mit beiden Beinen auf dem Untier, dem ihr Sohn
den Kopf zertreten wird.
Eine
Hand des Jesuskindes zeigt in Richtung Paradiesbaum, an dem vier rote
Früchte prangen. 4 ist die Zahl für das Irdische.
Die
andere Hand zeigt nach der gegenüberliegenden Seite, dorthin, wo die
Hand Gottes, des himmlischen Vaters mit drei ausgestreckten
Segensfingern auf Mutter und Kind hinweisen: auf die „Gesegnete
(unter den Frauen) und die gesegnete Frucht ihres Leibes.“ 3 ist die
Zahl des Göttlichen.
Auf der göttlichen Seite (zur Rechten Marias) kommt mit der Hand Gottes
gleichzeitig auch der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Die Flügel und
der Körper bilden einen Kreis, oder genauer: zwei Kreise, dunkelblau und
hellblau. Die hellblaue Farbe erinnert an das Wasser. „Der Geist
Gottes schwebte über den Wassern“, heißt es im Schöpfungsbericht. Um
den Kopf der Taube bildet sich ein roter Kreis. Oder sind die Kreise
Kugeln? „Der Geist des Herrn erfüllt den
Erdkreis.“ „Ich werde erschaffen einen neuen Himmel und eine neue Erde.“
Die Taube, der Geist, hat die gleiche Farbe wie der Heiligenschein der
Gottesmutter. „Heiliger Geist wird über dich
kommen.“ – „Mir geschehe…“ – „Und das Wort ist Fleisch geworden.“
Neue
Hoffnung blüht auf wie eine geheimnisvolle Rose (rosa mystica) am linken
unteren Bildrand.
„O
Mutter der Barmherzigkeit, den Mantel über uns ausbreit.
Uns
all darunter wohl bewahr zu jeder Zeit in aller Gefahr. Patronin voller
Güte, uns allezeit behüte!“
„Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin…“
(Einige Gedanken und Formulierungen verdanke ich Irmgard Mauch)
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