Das Bild stammt von Sieger Köder. Es
handelt sich um eine freie Version zum Stammbaum Jesu.
Ein Baumstamm wird zum Stammbaum des
Glaubens. Das Bild macht uns bewusst, dass wir unseren Glauben nicht
allein zustande gebracht haben. Er ist uns von unseren Vorfahren
weitergegeben worden, tradiert, über
viele
Generationen zu uns gekommen. Wir sind tief verwurzelt im Leben und
Glauben derer, die uns vor Jahrhunderten, ja vor Jahrtausenden glaubend
und hoffend vorausgegangen sind.
Es geht bei diesem Bild um Gottes
Verheißung an sein Volk Israel.
Gott hat viel Zeit. Man kann die
Erfüllung seiner Zusagen vergleichen mit dem Wachstum eines Baumes. Es
dauert sehr lange, bei manchen Bäumen über Generationen hinweg, bis das
Wachstum vom Keim zum großen Baum vollendet ist. So ist es auch mit
Gottes Verheißungen.
Unten auf dem Bild sehen wir Abraham.
Wie ein fester Stamm, aus dem sich das weitere entfaltet steht er da.
Hörend und betend öffnet er sich der Verheißung. Abraham hat geglaubt
und vertraut. Wie ein Baum trägt er die anderen, die im Bild über ihm
dargestellt sind. Er ist der Stamm-Vater des Glaubens, ein Gesegneter,
der zum Segen wird für viele.
Über Abrahams rechter Hand sehen wir
seinen Enkel Jakob und angedeutet seinen Traum von der
Himmelsleiter, über die er mit Gott verkehrt und seinen Segen empfängt.
Er träumt, dass es immer eine Leiter der Hoffnung geben wird, auf der
ein Stück Himmel zu uns ins Tal der Tränen herabkommt.
Über der linken Hand Abrahams sehen wir
David, den königlichen Harfenspieler und Psalmensänger. Er singt
und musiziert und schaut schon den kommenden Größeren, der aus seinem
Geschlecht hervorgehet: „mein Licht und mein Heil“! David sagt
uns, dass das Lied des Dankes, das Gotteslob nie verstummen darf.
Zwischen Jakob und David, zentral über
Abraham steht Mose.
Er hat bereits ein ganzes Volk in die
Freiheit und in den Bund mit Gott führen können. Hier sehen wir, wie er
die Gesetzestafeln fest in Händen hoch über sich empor hält. Mose
schenkt uns die Gewissheit: Gott gibt uns sein Wort. Wir haben sein
Wort. Wir müssen uns nur - wie Mose - an dieses Wort halten, uns an ihm
festhalten. Dieses Wort muss weitergesagt werden, ob „gelegen oder
ungelegen“.
Dafür steht Johannes der Täufer,
der Rufer in der Wüste, der Vorläufer des Herrn. Wir sehen ihn mit
ausgestreckter Hand. Er kündet: nahe ist der Herr. Sein Kommen steht
unmittelbar bevor. Mit dem Finger weist er hin auf IHN: dorthin, zu ihm.
Seht ihn, der aufstrahlt aus der Höhe! Bereitet ihm den Weg, öffnet ihm
die Tür! - Wer allerdings lautstark wie Johannes für Gott und sein Wort
Zeugnis ablegt, wird nicht selten mundtot gemacht.
Der leiseste im Bild ist Josef aus
Bethlehem, der Mann Mariens, eine sehr demütige Figur, im Kreis der
Großen. Wir sehen ihn ins Staunen geduckt, von Gottes Wort in die Spur
des Lichtes gebracht, in Gottes Verheißung. Er wird der Mutter und dem
Kind zur Seite stehen. Und man wird Jesus für den Sohn des Zimmermanns
halten. Josef ist ganz Ohr für das, was Gott ihm sagt. Er ist der Mann,
der Gottes Wort gläubig hört und ohne Widerrede tut. Scheinbar ein ganz
„Kleiner“ der Weltgeschichte, vor Gott aber - ein ganz Großer!
Unten im Bild: Abraham. Er sitzt auf
hügeligem Land, die Berge Judas, erdfarben im grün-dunklem Schimmer, das
Land Israel im Dunkel.
Aber die dunklen Blau und Grüntöne gehen
über in das hellstrahlende Blau des Himmels.
Dort in der Spitze des Baumes, wo er sich
zum Himmel hin öffnet sehen wir Maria, die Mutter Christi in das
Blau des Himmels gekleidet. Wie eine lichte, aus dem Blau aufblühende
Wolke tritt sie hervor: die Mutter mit dem Kind. Maria und Jesus,
die Zeichen der Hoffnung aus Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
Gott hat Maria auserwählt, dieses Kind zu
bekommen, der „Sohn des Allerhöchsten“ heißen wird. - Hier zeigt
sich noch einmal, wie anders. Gott seine Verheißungen erfüllt, als wir
es uns ausdenken. Nichts Spektakuläres ist geschehen, wie die
Zeitgenossen es erwarteten. „Ein Kind ist uns geboren“, ein Kind
einer einfachen Frau kam zur Welt in einer kleinen Stadt Bethlehem, in
aller Armut und Verborgenheit.
Dieses Kind wird einmal zeigen, wie Gott
ist: ein Gott der Demut, der sich uns Menschen zuwendet in
unbegreiflicher Liebe.
Das Kind aus Maria, von Maria umfasst,
breitet die Arme aus. Das ewige Wort, das Mensch geworden ist, kommt
offen auf uns zu. Ob wir ihn aufnehmen? Wird er bei uns Glauben finden?
Das Kind breitet die Hände aus: um zu
segnen? Oder lädt es bereits ein: „Kommt alle zu mir, die ihr
mühselig und beladen seid? Oder spricht es schon das Wort: „Wenn
ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen?“ Ja
gleicht nicht schon das Kind dem Mann am Kreuz? Sind dann die
ausgebreiteten Arme des Jesuskindes vielleicht schon Hinweis auf sein
kommendes Schicksal?
Wir sehen: Maria bringt mit ihren
Händen den Sohn, den Blick in die Ferne gerichtet, uns doch zugewandt,
damit wir IHN sehen. Er ist das Heil, das von Gott kommt. Dieses
Geheimnis ist angedeutet in Bildern: Stamm, Baum, Knospe, Blüte -
Hinweise auf Gottes aufwachsendes Heil in der Geschichte, vom Dunkel ins
Helle, von der Verheißung in die Offenbarung, vom Stammbaum zum
Heilsbaum. Die geschlossenen Augen bei Jakob werden zu schauenden Augen.
Josef vom Traum erwacht, versteht: Jesus ist der verheißene Immanuel,
der „Gott mit uns“.
Der Blick auf den biblischen Stammbaum
Christi lässt mich immer wieder staunen; denn viele der Ahnen Jesu sind
keineswegs in allem Vorbilder oder Heilige gewesen. Sie waren wie wir:
einfache Menschen, auch Sünder. Und dennoch: aus diesem menschlichen
Stamm kommt das Heil. Aus diesem Stamm wächst auch die Kirche.
Wir sehen auf dem Bild Menschen des
alttestamentlichen Advents, die mit einer Verheißung auf dem Weg waren
und das Heil, den Heiland ersehnt haben. Wir hören die biblischen Namen:
Abraham, Jakob, Mose, David, Johannes, Josef, Maria.
Und wir setzen unsere Namen dazu:
Katharina und Franz, Hans und Judith, Claudia und Tobias... Wir alle im
aufblühenden Geist, mit geöffneten Augen und Herzen, den Blick auf Jesus
gerichtet, das Heil aller Menschen.
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