„St. Josef“
nennt die Künstlerin Hilde Schürk-Frisch aus Münster diese
Bronzestatue. Wer hätte das gedacht?
Eher hätte man wohl einen
Propheten, Hirten, Pilger oder vielleicht auch Johannes den
Täufer vermutet.
Vom
heiligen
Josef sind uns ganz andere Bilder vertraut. Ein neuer Josef
kommt uns hier entgegen.
Der Josef, wie er
hier vor uns steht, hält inne und hört.
Er ist ganz Ohr. Er
vergrößert das Ohr noch mit der Hand,
um noch besser zu hören, um
ja nichts zu überhören.
Was hört er? Was er-lauscht
er?
Was er hört, meint ihn,
betrifft ihn. Es geht ihn an.
Josef: ein Lauschender,
der ganz Ohr ist.
Inmitten vieler Stimmen
öffnet er sich für die Stimme Gottes, für Gottes Ruf.
Aber auch sonst kennzeichnet
diese Josefsgestalt Offenheit.
Seine Augen sind weit
geöffnet, fast aufgerissen.
Sind sie erschrocken,
erstaunt? Oder beides zugleich?
Der ganze Mensch ist offen
und empfangsbereit.
Das Gewand macht den Leib zur
offenen Schale.
Josef trägt einen Stab in
der Hand.
Der Stab erinnert an
Aufbruch, sich auf den Weg machen, unterwegs sein.
Der Stab erinnert an die
vielen und langen Wege, die Josef zu gehen hatte:
von Nazareth nach Bethlehem,
die Herbergssuche, die Flucht nach Ägypten und wieder zurück
nach Galiläa. Dann der Pilgerweg nach Jerusalem.
Doch zunächst hält Josef inne
und hört und lauscht.
Noch ist er gesammelte
Aufmerksamkeit.
Noch vernimmt er Weisung und
empfängt Auftrag und Sendung.
Und schon ist er bereit zu
gehen.
Die Haltung der Füße und die
Bewegung der Knie zeigen es.
Er wird gehen. Er wird
umsetzen, was er hört. Er wird ausführen, was er vernimmt.
Er wird dem Ruf folgen, der an ihn ergeht.
Inmitten vieler Möglichkeiten
lässt er sich ein auf den Weg der Verheißung.
Im Psalm 23 betet Josef:
„Muss ich auch wandern in
finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir, dein
Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.“
Josef hört, horcht
und gehorcht. Er hört und tut.
„Selig, die das Wort
Gottes hören und danach handeln!“
Hören auf Gott bedeutet:
Horchen, hinhorchen, hineinhorchen, er-horchen und dann
handeln. Weil Josef sich auf-macht zum Hören, kann er sich
auch auf-machen zum Gehen und Handeln.
Hören – horchen –
gehorchen,
das ist der Dreischritt, den
Josef uns vormacht und lehrt.
Hören, was Jesus sagt. Und
tun, was Jesus sagt.
„Was er euch sagt,
das tut!“ (Maria bei der Hochzeit
zu Kana.)
„Lebe das, was du vom
Evangelium begriffen hast
und sei es auch noch so
wenig.“ (Roger Schutz)
Josef tut, was Gott ihm sagt,
ohne Zögern und Nachfragen.
Er geht, wohin Gott ihn
schickt, ohne Wenn und Aber.
Mehrmals heißt es von Josef:
Er stand auf.
In sein Leben griff Gott oft
ein.
Immer wieder neue Weisungen
und Sendungen.
Ein Lied von Lothar
Zenetti lautet:
„Worauf sollen wir hören,
sag uns worauf?
So viele Geräusche,
welches ist wichtig?
So viele Beweise, welcher
ist richtig?
So viele Reden! Ein Wort
ist wahr.
Wohin sollen wir gehen?
Sag uns wohin?
So viele Termine, welcher
ist wichtig?
So viele Parolen, welche
ist richtig?
So viele Straßen! Ein Weg
ist wahr.
Wofür sollen wir leben?
Sag uns wofür?
So viele Gedanken, welcher
ist wichtig?
So viele Programme,
welches ist richtig?
So viele Fragen! Die Liebe
zählt.“
Es braucht den Geist der
Unterscheidung.
Und es braucht Stille und
Schweigen.
Von Josef ist kein
einziges Wort in der Heiligen Schrift überliefert.
Im Getöse der Worte, in der
Flut der Stimmen, in Lärm und Hektik
weist er uns zum aufmerksamen
Hören, zum Stillsein und Lauschen.
Inmitten vieler Worte und
Reden weist er uns zum WORT.
In einem Lied heißt
es:
„Schweigen möcht ich,
Herr, dass ich deine Stimme unter vielen Stimmen hör.
Schweigen möchte ich und
darüber staunen, dass du ein Wort für mich hast.“
Gebet
(von Irmgard Mauch):
„Gott, schenke mir
ein Ohr, das zu lauschen
weiß,
Augen, die offen und wach
sind,
ein Herz, das annimmt und
aufnimmt,
einen Ruf, der mich
gehorchen und aufbrechen lässt.“ |