Nur
46 Jahre alt ist er geworden: Franz Xaver, der Heilige des heutigen
Tages. 1552 starb er ausgepowert und
am
Ende
seiner Kraft in einer Bambushütte auf einer kleinen Insel vor dem
chinesischen Festland.
Indien, Indonesien, Japan waren die großen Stationen in den nur 11
Jahren seiner Missionstätigkeit. 30.000 Menschen soll er getauft haben.
Sein letztes Ziel hat er nicht erreicht, nämlich auch in
China
das Evangelium von Jesus Christus zu verkündigen.
Am
7. April 1506 erblickte Francisco als sechstes und letztes Kind einer
Adelsfamilie auf Schloss Xavier im spanischen Navarra (Baskenland) das
Licht der Welt.
Eine
neue Zeit war angebrochen, Amerika war entdeckt und der Seeweg nach
Indien gefunden.
Bereits mit 16 Jahren wurde der junge Franz Domherr der Diözese
Pamplona. Drei Jahre später nahm er Abschied von seiner Heimat, um an
der berühmten Sorbonne in Paris zu studieren.
Dort
lernte er einen anderen baskischen Edelmann kennen, den 15 Jahre älteren
Ignatius von Loyola. Eine Begegnung, die seinem Leben eine Wende geben
sollte.
Zunächst allerdings belächelte er nur die Frömmigkeit seines
Landsmannes. Doch als sie einmal über die hochtrabenden Zukunftspläne
Franz Xavers sprachen, der von einer großen Karriere und Spitzenämter in
der Kirche träumte, antwortete ihm Ignatius: „Was nützt es dem
Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden nimmt an seiner
Seele?“ (Mt 16, 26) – Diese Worte beeindruckten Franz Xaver so
stark, dass er seinem Leben eine neue Richtung gab.
Er
entsagte seiner Domherrenstelle in Pamplona und schloss sich im Frühjahr
1533 der Gruppe an, die Ignatius um sich gesammelt hatte und aus der
sieben Jahre später der Jesuitenorden hervorging. Franz Xaver gehörte zu
den ersten sieben Jesuiten.
Mit
Ignatius und seinen ersten Gefährten legte Franz am 15. August 1934 in
Paris die Gelübde der Armut und Ehelosigkeit ab.
Im
Winter 1536/37 gingen sie zu Fuß nach Venedig, um von dort eine
Pilgerreise ins Heilige Land zu unternehmen. Da aber in diesem Winter
kein Schiff nach Palästina fuhr, pilgerten sie nach Rom.
Nach
ihrer Rückkehr nach Venedig empfingen sie dort am 24. Juni 1537 die
Priesterweihe und verteilten sich danach auf verschiedene
oberitalienische Städte. Franz Xaver ging nach Bologna.
Im
darauffolgenden Jahr trafen sie sich wieder in Rom. Der Entschluss war
gereift, einen Orden zu gründen und sich dem Papst zur Verfügung zu
stellen.
Dem
Orden gaben sie den Beinamen „Gesellschaft Jesu“.
Sein
Ziel sollte die Ausbreitung und Festigung des katholischen Glaubens sein
unter Benutzung der jeweils zeitgemäßen Mittel, besonders durch Mission
sowie wissenschaftliche und schriftstellerische Arbeiten.
Franz Xaver blieb zunächst mit Ignatius in Rom als dessen Sekretär und
unterstützte diesen bei der Abfassung der ersten Ordenssatzungen.
Als
der portugiesische König im Jahre 1540 über den Papst einige Priester
der neuen Ordensgemeinschaft als Missionare für seine indische Kolonien
anforderte, bestimmte Ignatius seinen Sekretär in letzter Minute für
diese Aufgabe als Ersatz für einen Mitbruder, der erkrankt war.
Bereits am nächsten Tag brach Franz von Lissabon auf, um von dort nach
Indien zu reisen. Da sich die Abreise verzögerte, wirkte er zunächst
wieder als Seelsorger in Lissabon, wo ihn der König gerne behalten
hätte. Doch der Papst ernannte Franz zum päpstlichen Nuntius für ganz
Asien.
Am
7. April 1541, seinem 35. Geburtstag, bestieg er – mit päpstlichen
Vollmachten versehen – in Santiago ein Schiff und erreichte nach 13
strapaziösen Reisemonaten Goa, die reiche und glanzvolle Hauptstadt von
Portugiesisch-Indien.
Nach
einiger Zeit des eifrigen Wirkens in Goa fuhr Franz zu den armen
Perlfischern an die Südküste Indiens und missionierte dort.
Diese erlebten zum ersten Mal einen Europäer, der sich nicht für die
kostbaren Perlmuscheln interessierte, sondern für sie selbst. Und sie
glaubten ihm und seiner Botschaft.
Die
Missionsmethode von Franz Xaver bestand darin, dass er den Menschen das
Glaubensbekenntnis, die Gebote und die wichtigsten Grundgebete
beibrachte. Dann taufte er sie und zog weiter. Überall hinterließ er
christliche Gemeinden, Kirchen und Religionsschulen. Nachkommende
Jesuiten und einheimische Helfer, die er einsetzte, ließ er auf dem von
ihm gelegten Fundament weiterbauen und seine Arbeit weiterführen.
In
den nächsten beiden Jahren wirkte er auf diese Weise an verschiedenen
Orten der Süd- und Westküste Indiens.
Um
mit Land und Leuten möglichst gut zurechtzukommen, studierte Franz Xaver
stets die Sprache, Sitten und ursprünglichen Religionsformen, bevor er
mit seiner Mission begann.
Eine
innere Stimme wies ihn den Weg weiter nach Osten. So segelte er im
Herbst 1545 in die ehemalige malaiische Königsstadt Malakka, die
seinerzeit portugiesische Festung und ein Umschlaghafen war.
Als
ein japanischer Flüchtling ihm von Japan erzählte, reiste er zusammen
mit zwei weiteren Jesuiten im Jahr 1549 nach Kagoshima in Japan. Er sah
sich in eine ganz andere Welt versetzt. Alle Sitten und Gebräuche waren
fremd, die Sprache schwierig, das Essen ungewohnt.
Franz Xaver war jedoch sehr beeindruckt von der hochstehenden Kultur
dieses Landes und übersetzte mit Hilfe des japanischen Flüchtlings, den
er in Malaysia kennengelernt hatte, die christliche Lehre ins
Japanische.
Die
erhoffte Audienz beim Kaiser in der Hauptstadt Miyako, dem heutigen
Kyoto, kam nicht zustande. Doch die Christengemeinde blühte trotz dieses
Fehlschlages immer mehr auf.
Als
er nach gut zwei Jahren Japan wieder verließ, gab es in fünf Städten
christliche Gemeinden mit rund 1000 Gläubigen.
Die
Menschen waren beeindruckt von der inneren Glut, mit der Franz Xaver das
Evangelium predigte und den Glauben verkündete, und von seinem
selbstlosen Dienst an den Menschen ohne Unterschiede.
Franz Xavers nächstes großes Ziel war China, damals für Europäer ein
verbotenes Land. Er wollte sich einer großen portugiesischen
Gesandtschaft anschließen, um so nach China zu gelangen. Deshalb fuhr er
von Japan über Malakka zurück nach Goa. Dort erfuhr er aus einem Brief
des Ignatius, dass dieser ihn zum Provinzial der neu errichteten
Ordensprovinz Asien mit Sitz in Goa gemacht hatte.
Aufgrund von Intrigen erhielt die geplante Gesandtschaft nach China
keine Abreiseerlaubnis aus Malakka. So trat Franz im April 1552 mit
einem Handelsschiff seine Traumreise ins Reich der Mitte an und
erreichte Ende August Sancian, eine kleine Insel in der Bucht von
Kanton. Von dort hoffte er heimlich auf das Festland zu gelangen.
Niemand wagte es jedoch, ihn in die für Ausländer verbotene Stadt
überzusetzen.
Zuletzt war er mit seinem Diener allein auf der Insel.
Einsam und verlassen, ausgemergelt und erschöpft erkrankte Franz Xaver
und verstarb in der Nacht zum 3. Dezember 1552 in einer armseligen
Schilfhütte, das lang ersehnte Ziel, die Küste Chinas vor Augen. Sein
Leichnam wurde nach Goa überführt, wo er in der Kirche Bom Jesus bis
heute bestattet ist.
Franz Xaver gilt als der erste neuzeitliche Missionar.
Er
teilte das Leben der Menschen, die er vom Glauben überzeugen wollte und
bildete einheimische Missionare aus.
Sehr
bald merkte er, dass Menschen nur zu Gott finden können, wenn sie ihn in
ihrer Sprache, in ihrer Kultur, also in ihrem Leben finden können.
Deswegen hat der hochbegabte Baske die Sprache der asiatischen Völker
gelernt und die fremden Kulturen unter den damaligen Umständen
erstaunlich hoch geschätzt.
Franz Xaver berichtete in vielen Briefen nach Rom über seine
Missionstätigkeit. Er schrieb ausführlich über seine Erfahrungen und
Erlebnisse, Erfolge und Niederlagen, über die Menschen in den fernen
Ländern und deren Lebenssituation.
Ab
1545 wurden diese Briefe gedruckt und veröffentlicht. Sie wurden zu
Bestsellern und lösten in Europa wahre Begeisterungsstürme für die
Mission aus, so dass sich in den folgenden Jahren unzählige junge
Menschen für die Missionsarbeit entschieden.
Im
Zeitalter der Düsenjets können wir uns kaum vorstellen, welche
körperlichen Strapazen Franz Xaver bei seinen Reisen auf sich nahm.
Im
Zeitalter des Fernsehens und des weltweiten Austauschs zwischen den
einzelnen Kulturkreisen können wir den Mut nicht ermessen, den es damals
brauchte, um fremde Länder zu besuchen und in einer unbekannten Umgebung
den eigenen Glauben zu bezeugen.
„Wie war er nur zu all dem fähig?“ fragt ein evangelischer
Schriftsteller, der sich mit dem Leben des heiligen Franz Xaver
beschäftigte.
Franz Xaver war ein von Gott Gepackter, ein von Jesus Christus
Ergriffener, ein von seinem Wort Betroffener. Er hütete nicht Asche,
sondern war Feuer und Flamme für das Evangelium, für den Glauben, für
Gott und sein Reich. Sein ganzes Denken und Handeln, sein Leben und
Leiden ging auf Gott und die Ausbreitung des Glaubens. Leidenschaft für
die einmalig große Sache Gottes erfüllte ihn, beseelte ihn und trieb ihn
an, zu immer neuen Ufern aufzubrechen.
Nie
hat ein Missionar seine Berufung und Sendung so groß und so weit über
Länder und Meere hinweg verstanden und erfüllt wie Franz Xaver, auch
Paulus nicht, der große Völkerapostel, der nur das Mittelmeer
durchkreuzte, Franz Xaver aber Weltmeere. Das Weltbild des Paulus war
nur der kleine mittelmeerländische Raum, aber Geist und Herz Franz
Xavers umspannte den Erdball.
Franz Xaver fühlte sich als Missionspionier, als Bahnbrecher zu neuen
Völkern und Kontinenten.
Materiell konnte er die Einheimischen, die zum großen Teil in ärmlichen
Verhältnissen lebten, nicht unterstützen. Er lehnte für sich selbst den
europäischen Lebensstandard ab und besaß nur das zum Leben Notwendigste.
Aber genau seine eigene Selbstlosigkeit zugunsten einer vollkommenen
Hingabe für andere begeisterte die Menschen und machte ihn und seine
Verkündigung glaubwürdig. Hinzu kam seine Bereitschaft, sich auf die
jeweilige Kultur und das soziale Umfeld einzulassen, die Sprache der
Einheimischen zu erlernen und sich deren Sitten und Gebräuchen
anzupassen. Franz Xavers Verhalten war von Einfühlsamkeit und Respekt
den fremden Kulturkreisen gegenüber geprägt.
In
seinem Leben begann, von was wir heute in der Kirche viel sprechen und
wonach wir streben: Inkulturation und interreligiöser Dialog.
Ein
Wort von Franz Xaver lautet:
„Der Glaube wird stark durch Weitergabe.“
Mit
dieser Maxime im Herzen durchstreifte er die Länder, Städte und Dörfer
eines fernen Kontinents.
Als
ein von Christus Ergriffener scheute er keine Gefahren und Strapazen.
Nichts war ihm zu viel, keine Anstrengung zu groß.
Die
Ausbreitung des Glaubens war ihm ein Herzensanliegen.
Sein
tiefer Glaube, seine große Christusliebe, aber auch seine
Entschlusskraft und Klugheit, nicht zuletzt auch sein selbstloser
Einsatz und sein missionarischer Eifer sind auch heute noch – im
Zeitalter der Globalisierung – vorbildhaft und wünschenswert.
Möge
das Beispiel und das Glaubenszeugnis des heiligen Franz Xaver auch in
unserer Zeit und Welt seinen Widerhall finden!
1622, siebzig Jahre nach seinem Tod, wurde Franz Xaver heiliggesprochen.
Und 1927 wurde er zum Patron aller katholischen Missionen ernannt.
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