geistliche Impulse

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Vortrag

von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

Franz Xaver (3. 12.)

 

Nur 46 Jahre alt ist er geworden: Franz Xaver, der Heilige des heutigen Tages. 1552 starb er ausgepowert und am Ende seiner Kraft in einer Bambushütte auf einer kleinen Insel vor dem chinesischen Festland.

 

Indien, Indonesien, Japan waren die großen Stationen in den nur 11 Jahren seiner Missionstätigkeit. 30.000 Menschen soll er getauft haben. Sein letztes Ziel hat er nicht erreicht, nämlich auch in China das Evangelium von Jesus Christus zu verkündigen.

 

Am 7. April 1506 erblickte Francisco als sechstes und letztes Kind einer Adelsfamilie auf Schloss Xavier im spanischen Navarra (Baskenland) das Licht der Welt.

Eine neue Zeit war angebrochen, Amerika war entdeckt und der Seeweg nach Indien gefunden.

Bereits mit 16 Jahren wurde der junge Franz Domherr der Diözese Pamplona. Drei Jahre später nahm er Abschied von seiner Heimat, um an der berühmten Sorbonne in Paris zu studieren.

 

Dort lernte er einen anderen baskischen Edelmann kennen, den 15 Jahre älteren Ignatius von Loyola. Eine Begegnung, die seinem Leben eine Wende geben sollte.

 

Zunächst allerdings belächelte er nur die Frömmigkeit seines Landsmannes. Doch als sie einmal über die hochtrabenden Zukunftspläne Franz Xavers sprachen, der von einer großen Karriere und Spitzenämter in der Kirche träumte, antwortete ihm Ignatius: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden nimmt an seiner Seele?“ (Mt 16, 26) – Diese Worte beeindruckten Franz Xaver so stark, dass er seinem Leben eine neue Richtung gab.

Er entsagte seiner Domherrenstelle in Pamplona und schloss sich im Frühjahr 1533 der Gruppe an, die Ignatius um sich gesammelt hatte und aus der sieben Jahre später der Jesuitenorden hervorging. Franz Xaver gehörte zu den ersten sieben Jesuiten.

 

Mit Ignatius und seinen ersten Gefährten legte Franz am 15. August 1934 in Paris die Gelübde der Armut und Ehelosigkeit ab.

Im Winter 1536/37 gingen sie zu Fuß nach Venedig, um von dort eine Pilgerreise ins Heilige Land zu unternehmen. Da aber in diesem Winter kein Schiff nach Palästina fuhr, pilgerten sie nach Rom.

Nach ihrer Rückkehr nach Venedig empfingen sie dort am 24. Juni 1537 die Priesterweihe und verteilten sich danach auf verschiedene oberitalienische Städte. Franz Xaver ging nach Bologna.

Im darauffolgenden Jahr trafen sie sich wieder in Rom. Der Entschluss war gereift, einen Orden zu gründen und sich dem Papst zur Verfügung zu stellen.

Dem Orden gaben sie den Beinamen „Gesellschaft Jesu“.

Sein Ziel sollte die Ausbreitung und Festigung des katholischen Glaubens sein unter Benutzung der jeweils zeitgemäßen Mittel, besonders durch Mission sowie wissenschaftliche und schriftstellerische Arbeiten.

Franz Xaver blieb zunächst mit Ignatius in Rom als dessen Sekretär und unterstützte diesen bei der Abfassung der ersten Ordenssatzungen.

 

Als der portugiesische König im Jahre 1540 über den Papst einige Priester der neuen Ordensgemeinschaft als Missionare für seine indische Kolonien anforderte, bestimmte Ignatius seinen Sekretär in letzter Minute für diese Aufgabe als Ersatz für einen Mitbruder, der erkrankt war.

 

Bereits am nächsten Tag brach Franz von Lissabon auf, um von dort nach Indien zu reisen. Da sich die Abreise verzögerte, wirkte er zunächst wieder als Seelsorger in Lissabon, wo ihn der König gerne behalten hätte. Doch der Papst ernannte Franz zum päpstlichen Nuntius für ganz Asien.

 

Am 7. April 1541, seinem 35. Geburtstag, bestieg er – mit päpstlichen Vollmachten versehen – in Santiago ein Schiff und erreichte nach 13 strapaziösen Reisemonaten Goa, die reiche und glanzvolle Hauptstadt von Portugiesisch-Indien.

 

Nach einiger Zeit des eifrigen Wirkens in Goa fuhr Franz zu den armen Perlfischern an die Südküste Indiens und missionierte dort.

Diese erlebten zum ersten Mal einen Europäer, der sich nicht für die kostbaren Perlmuscheln interessierte, sondern für sie selbst. Und sie glaubten ihm und seiner Botschaft.

 

Die Missionsmethode von Franz Xaver bestand darin, dass er den Menschen das Glaubensbekenntnis, die Gebote und die wichtigsten Grundgebete beibrachte. Dann taufte er sie und zog weiter. Überall hinterließ er christliche Gemeinden, Kirchen und Religionsschulen. Nachkommende Jesuiten und einheimische Helfer, die er einsetzte, ließ er auf dem von ihm gelegten Fundament weiterbauen und seine Arbeit weiterführen.

In den nächsten beiden Jahren wirkte er auf diese Weise an verschiedenen Orten der Süd- und Westküste Indiens.

 

Um mit Land und Leuten möglichst gut zurechtzukommen, studierte Franz Xaver stets die Sprache, Sitten und ursprünglichen Religionsformen, bevor er mit seiner Mission begann.

 

Eine innere Stimme wies ihn den Weg weiter nach Osten. So segelte er im Herbst 1545 in die ehemalige malaiische Königsstadt Malakka, die seinerzeit portugiesische Festung und ein Umschlaghafen war.

 

Als ein japanischer Flüchtling ihm von Japan erzählte, reiste er zusammen mit zwei weiteren Jesuiten im Jahr 1549 nach Kagoshima in Japan. Er sah sich in eine ganz andere Welt versetzt. Alle Sitten und Gebräuche waren fremd, die Sprache schwierig, das Essen ungewohnt.

 

Franz Xaver war jedoch sehr beeindruckt von der hochstehenden Kultur dieses Landes und übersetzte mit Hilfe des japanischen Flüchtlings, den er in Malaysia kennengelernt hatte, die christliche Lehre ins Japanische.

 

Die erhoffte Audienz beim Kaiser in der Hauptstadt Miyako, dem heutigen Kyoto, kam nicht zustande. Doch die Christengemeinde blühte trotz dieses Fehlschlages immer mehr auf.

 

Als er nach gut zwei Jahren Japan wieder verließ, gab es in fünf Städten christliche Gemeinden mit rund 1000 Gläubigen.

Die Menschen waren beeindruckt von der inneren Glut, mit der Franz Xaver das Evangelium predigte und den Glauben verkündete, und von seinem selbstlosen Dienst an den Menschen ohne Unterschiede.

 

Franz Xavers nächstes großes Ziel war China, damals für Europäer ein verbotenes Land. Er wollte sich einer großen portugiesischen Gesandtschaft anschließen, um so nach China zu gelangen. Deshalb fuhr er von Japan über Malakka zurück nach Goa. Dort erfuhr er aus einem Brief des Ignatius, dass dieser ihn zum Provinzial der neu errichteten Ordensprovinz Asien mit Sitz in Goa gemacht hatte.

 

Aufgrund von Intrigen erhielt die geplante Gesandtschaft nach China keine Abreiseerlaubnis aus Malakka. So trat Franz im April 1552 mit einem Handelsschiff seine Traumreise ins Reich der Mitte an und erreichte Ende August Sancian, eine kleine Insel in der Bucht von Kanton. Von dort hoffte er heimlich auf das Festland zu gelangen. Niemand wagte es jedoch, ihn in die für Ausländer verbotene Stadt überzusetzen.

 

Zuletzt war er mit seinem Diener allein auf der Insel.

Einsam und verlassen, ausgemergelt und erschöpft erkrankte Franz Xaver und verstarb in der Nacht zum 3. Dezember 1552 in einer armseligen Schilfhütte, das lang ersehnte Ziel, die Küste Chinas vor Augen. Sein Leichnam wurde nach Goa überführt, wo er in der Kirche Bom Jesus bis heute bestattet ist.

 

Franz Xaver gilt als der erste neuzeitliche Missionar.

Er teilte das Leben der Menschen, die er vom Glauben überzeugen wollte und bildete einheimische Missionare aus.

Sehr bald merkte er, dass Menschen nur zu Gott finden können, wenn sie ihn in ihrer Sprache, in ihrer Kultur, also in ihrem Leben finden können. Deswegen hat der hochbegabte Baske die Sprache der asiatischen Völker gelernt und die fremden Kulturen unter den damaligen Umständen erstaunlich hoch geschätzt.

 

Franz Xaver berichtete in vielen Briefen nach Rom über seine Missionstätigkeit. Er schrieb ausführlich über seine Erfahrungen und Erlebnisse, Erfolge und Niederlagen, über die Menschen in den fernen Ländern und deren Lebenssituation.

Ab 1545 wurden diese Briefe gedruckt und veröffentlicht. Sie wurden zu Bestsellern und lösten in Europa wahre Begeisterungsstürme für die Mission aus, so dass sich in den folgenden Jahren unzählige junge Menschen für die Missionsarbeit entschieden.

 

Im Zeitalter der Düsenjets können wir uns kaum vorstellen, welche körperlichen Strapazen Franz Xaver bei seinen Reisen auf sich nahm.

Im Zeitalter des Fernsehens und des weltweiten Austauschs zwischen den einzelnen Kulturkreisen können wir den Mut nicht ermessen, den es damals brauchte, um fremde Länder zu besuchen und in einer unbekannten Umgebung den eigenen Glauben zu bezeugen.

 

„Wie war er nur zu all dem fähig?“ fragt ein evangelischer Schriftsteller, der sich mit dem Leben des heiligen Franz Xaver beschäftigte.

Franz Xaver war ein von Gott Gepackter, ein von Jesus Christus Ergriffener, ein von seinem Wort Betroffener. Er hütete nicht Asche, sondern war Feuer und Flamme für das Evangelium, für den Glauben, für Gott und sein Reich. Sein ganzes Denken und Handeln, sein Leben und Leiden ging auf Gott und die Ausbreitung des Glaubens. Leidenschaft für die einmalig große Sache Gottes erfüllte ihn, beseelte ihn und trieb ihn an, zu immer neuen Ufern aufzubrechen.

 

Nie hat ein Missionar seine Berufung und Sendung so groß und so weit über Länder und Meere hinweg verstanden und erfüllt wie Franz Xaver, auch Paulus nicht, der große Völkerapostel, der nur das Mittelmeer durchkreuzte, Franz Xaver aber Weltmeere. Das Weltbild des Paulus war nur der kleine mittelmeerländische Raum, aber Geist und Herz Franz Xavers umspannte den Erdball.

 

Franz Xaver fühlte sich als Missionspionier, als Bahnbrecher zu neuen Völkern und Kontinenten.

 

Materiell konnte er die Einheimischen, die zum großen Teil in ärmlichen Verhältnissen lebten, nicht unterstützen. Er lehnte für sich selbst den europäischen Lebensstandard ab und besaß nur das zum Leben Notwendigste. Aber genau seine eigene Selbstlosigkeit zugunsten einer vollkommenen Hingabe für andere begeisterte die Menschen und machte ihn und seine Verkündigung glaubwürdig. Hinzu kam seine Bereitschaft, sich auf die jeweilige Kultur und das soziale Umfeld einzulassen, die Sprache der Einheimischen zu erlernen und sich deren Sitten und Gebräuchen anzupassen. Franz Xavers Verhalten war von Einfühlsamkeit und Respekt den fremden Kulturkreisen gegenüber geprägt.

In seinem Leben begann, von was wir heute in der Kirche viel sprechen und wonach wir streben: Inkulturation und interreligiöser Dialog.

 

Ein Wort von Franz Xaver lautet:

„Der Glaube wird stark durch Weitergabe.“

Mit dieser Maxime im Herzen durchstreifte er die Länder, Städte und Dörfer eines fernen Kontinents.

Als ein von Christus Ergriffener scheute er keine Gefahren und Strapazen. Nichts war ihm zu viel, keine Anstrengung zu groß.

Die Ausbreitung des Glaubens war ihm ein Herzensanliegen.

 

Sein tiefer Glaube, seine große Christusliebe, aber auch seine Entschlusskraft und Klugheit, nicht zuletzt auch sein selbstloser Einsatz und sein missionarischer Eifer sind auch heute noch – im Zeitalter der Globalisierung – vorbildhaft und wünschenswert.

 

Möge das Beispiel und das Glaubenszeugnis des heiligen Franz Xaver auch in unserer Zeit und Welt seinen Widerhall finden!

 

1622, siebzig Jahre nach seinem Tod, wurde Franz Xaver heiliggesprochen. Und 1927 wurde er zum Patron aller katholischen Missionen ernannt.