EVANGELIUM
Auch für die Hunde
unter dem Tisch fällt etwas von dem Brot ab, das die Kinder essen
+ Aus
dem heiligen Evangelium nach Markus
In jener Zeit
24 brach
Jesus auf und zog von dort in das Gebiet von Tyrus. Er ging in ein Haus,
wollte aber, dass niemand davon erfuhr; doch es konnte nicht verborgen
bleiben.
25Eine
Frau, deren Tochter von einem unreinen Geist besessen war, hörte von
ihm; sie kam sogleich herbei und fiel ihm zu Füßen.
26Die
Frau, von Geburt Syrophönizierin, war eine Heidin. Sie bat ihn, aus
ihrer Tochter den Dämon auszutreiben.
27Da
sagte er zu ihr: Lasst zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht
recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen.
28Sie
erwiderte ihm: Ja, du hast Recht, Herr! Aber auch für die Hunde unter
dem Tisch fällt etwas von dem Brot ab, das die Kinder essen.
29Er
antwortete ihr: Weil du das gesagt hast, sage ich dir: Geh nach Hause,
der Dämon hat deine Tochter verlassen.
30Und
als sie nach Hause kam, fand sie das Kind auf dem Bett liegen und sah,
dass der Dämon es verlassen hatte.
Es gibt eine christliche
Tugend, über die sollten wir öfters reden. Sie klingt gar nicht fromm
und steht auch in keinem christlichen Tugendkatalog.
Es ist die Tugend der
Zudringlichkeit, des Dranbleibens, die Tugend der Hartnäckigkeit.
Eine Tugend, die sehr
viel mit Glauben und Vertrauen zu tun hat.
Von großem Vertrauen
beseelt, kommt im Grenzgebiet von Tyrus und Sidon eine Fremde, eine
Heidin zu Jesus. Sie bittet ihn, ihre Tochter zu heilen.
Doch Jesus weigert sich.
Da könnte ja jeder und jede kommen. Ihn in Anspruch nehmen. Seine Hilfe
wollen. Doch da gibt es Grenzen.
Jesus macht darauf
aufmerksam, dass er zu den Kindern des Volkes Israel gesandt ist. Er
sieht sich als Messias der Juden. Das Heil wird zunächst ihnen
angeboten.
Die Antwort Jesu ist
hart. Aber die Frau gibt sich mit dieser Auskunft nicht zufrieden. Sie
gibt sich nicht geschlagen. Ihr Vertrauen ist größer. Und Jesus ist ihre
letzte Hoffnung.
So gibt sie nicht klein
bei, sondern bleibt dran. Hartnäckig, zudringlich, penetrant bittet sie
und kämpft sie für ihr Kind. So wie die Krankheit ihrer Tochter ihr
keine Ruhe lässt, so lässt sie Jesus keine Ruhe.
Und sogar ein abfälliges
und zurückweisendes Wort Jesu schreckt sie nicht ab. Sie vergisst
Rassenstolz und Eigenliebe, nimmt das Wort demütig glaubend auf und
macht daraus schlagfertig und kühn ein Argument für seine Hilfe: „Auch die Hunde unter dem Tisch bekommen zu fressen.“
Da geschieht es: Jesus
entzieht sich ihr nicht mehr. Er vermag ihrem dringenden Bitten und
ihrer gewitzten Überzeugungskraft nicht länger zu widerstehen. Er sieht
ihren Glauben und ihr Vertrauen. Und er nimmt sich ihrer an.
In der gläubigen
Sehnsucht der heidnischen Frau kündigt sich der Weg des Evangeliums über
die Grenzen Israels hinaus an. Auch die Heiden haben Anteil am Brot des
Lebens.
Jesus lernt die Grenze
der Nation und Religion zu überschreiten. Es geht ihm auf und er wird
sich bewusst, dass er nicht nur, zuerst ja, aber nicht nur zu den
verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt ist, sondern dass er der
Hirt aller Menschen und der Heiland aller Völker ist. So wird er der
Messias der Welt und die Hoffnung der ganzen Erde.
Auch unser Vertrauen zu
Gott soll und darf grenzenlos sein. Mit allem dürfen wir zu ihm kommen.
Voll Vertrauen allen Kummer, alle Sorgen, alle Not zu ihm bringen. Ohne
Scheu alles in seine Hände legen. Und gewiss sein, dass er uns erhört
und die Dinge lenkt, so wie es für uns gut ist.
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