EVANGELIUM
Dein
Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergeben
+ Aus
dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In jener
Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
1Hütet
euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst
habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten.
2Wenn
du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen, wie es die
Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten
gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits
erhalten.
3Wenn
du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine Rechte
tut.
4Dein
Almosen soll verborgen bleiben, und dein Vater, der auch das Verborgene
sieht, wird es dir vergelten.
5Wenn
ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet
gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten
gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits
erhalten.
6Du
aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann
bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das
Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
16Wenn
ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben
sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten.
Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
17Du
aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht,
18damit
die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der
auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht,
wird es dir vergelten.
Wir
Menschen wollen wer sein, wir wollen gesehen werden,
wir
wollen auf andere Eindruck machen, wir wollen gut dastehen.
Wir
suchen Anerkennung. Wir wollen gelten. Man soll uns ehren. Man soll uns
loben. – Wenn das der Fall ist, dann, so sagt Jesus, haben wir unseren
Lohn bereits erhalten.
Die
Gefahr besteht darin, dass wir uns selbst und anderen etwas vormachen.
Mehr scheinen als sein, protzen, sich brüsten, angeben, großtun. – Jesus
nennt das im heutigen Evangelium „Heuchelei“.
Das Wort
„Heuchler“ kommt dreimal vor. Im Griechischen stammt das Wort aus
der Theatersprache. – Der Heuchler ist der Schauspieler, der auf der
Bühne eine Rolle spielt, der etwas vormacht.
Die
Versuchung ist groß, das Gute, das man tut – das Evangelium nennt
Fasten, Beten, Almosengeben – die Versuchung ist die, das vor den
Menschen tut, um gesehen, gelobt und geehrt zu werden.
Unser
Handeln und unser Verhalten sind nicht lauter. Es ist nicht ehrlich. Es
fehlt die Reinheit der Absicht.
Es geht
darum, in allem Tun nicht sich selbst zu suchen, den eigenen Ruhm, die
eigene Anerkennung, die eigene Ehre, sondern Gott. Alles auf Gott hin
ausrichten. Alles zur größeren Ehre Gottes tun, um seinetwillen – in
Demut, Vertrauen, aus Liebe.
Im ersten
Buch Samuel steht das schöne und bedenkenswerte Wort: „Der Mensch
sieht das Äußere, das, was vor Augen ist, Gott aber schaut auf das
Herz.“ – Für Gott ist die Fassade bedeutungslos, die wir aufbauen,
um vor uns selbst und anderen gut dazustehen. Ja, es ist sogar so: Je
mehr jemand seine Frömmigkeit, seine Hilfsbereitschaft oder auch sein
Verzichtüben inszeniert, zur Schau stellt und vermarktet, desto weniger
erreicht er Gott damit.
Gott
interessiert sich nicht für die Show, sondern für die Haltung dahinter,
die innere Haltung, die Einstellung des Herzens. Gott schaut auf das
Herz. Bei ihm zählt die lautere Gesinnung. Diese nimmt er wahr. Davor
hat er Respekt. Und er wird es belohnen.
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