Vor einigen
Tagen bin ich in einer Zeitschrift auf ein paar Sätze gestoßen, der mir
gut gefallen haben. Sie lauten:
„Einen
Menschen beschenken heißt:
ihn mit
den Augen des Herzens sehen.
Einen
Menschen beschenken heißt:
ihm
sagen, ich bin dir gut.
Einen
Menschen beschenken heißt:
seine
Augen zum Leuchten bringen.“
Liebe
Mitchristen!
Zu
Weihnachten gehört das Schenken und Beschenkt-Werden. Schon vorher wird
eifrig überlegt, was man wem schenken könnte. Zu einer der wichtigsten
Weihnachtsvorbereitungen gehört es, Geschenke zu besorgen.
Sind Sie
eigentlich zufrieden mit den Geschenken, die sie bekommen haben? Haben
Sie sich gefreut über Ihre Geschenke? Haben Sie den Eindruck, dass
diejenigen, die Sie beschenkt haben, sich auch gefreut haben?
Schenken und Beschenkt-Werden ist etwas Schönes.
Entscheidend ist gar nicht der Geldwert eines Geschenkes, sondern der
Zeichenwert. Was eine Gabe wertvoll und kostbar macht, ist die Liebe,
mit der sie gegeben wird.
So kann
z.B. das selbstgemalte Bild, das ein Kind der Mutter schenkt, mehr wert
sein und größere Freude bereiten, als der teure Schmuck, den sie von
ihrem Mann bekommt.
Das
Kleinste wird vergoldet, wenn es aus einem guten, einem liebenden Herzen
kommt.
Wem man
etwas schenkt, dem sagt man gleichsam:
„Du, ich
mag dich! Du bist mir wertvoll. Du bist mir wichtig.“
Wichtiger
als alle Sachgeschenke sind meines Erachtens die Geschenke, die man
nicht kaufen kann.
In einem
Gedicht heißt es:
kauf
dir, dass einer dich mag!
kauf
dir das Lachen vom vergangnen Tag!
kauf
dir ein zärtliches Du!
eine
Sekunde dazu!
Liebe, die treu zu dir hält!
Keiner auf der Welt, hat so viel Geld.
Liebe
Mitchristen!
Sie wissen
selbst, es gibt viele Dinge, die sind mit Geld nicht zu bezahlen:
Gesundheit, Freude und Freunde, Zeit, die sich jemand für einen anderen
nimmt; Geduld, die jemand aufbringt, und die vielen Zeichen der
Verbundenheit und Liebe – gerade auch an Weihnachten.
Nicht das
dicke Bankkonto, nicht die Luxusvilla, nicht das große Auto oder der
teure Pelzmantel lassen uns leben, aufleben, erfüllt und glücklich sein.
Wir
brauchen neben dem täglichen Brot und manchem anderem menschliche
Zuwendung, Zuneigung, gegenseitiges Wohlwollen. Wir suchen Verständnis.
Wir sehnen uns nach Anerkennung und Angenommensein.
Auch
Verzeihen kann man schenken, Aufmerksamkeit, Achtung, Trost. Und vor
allem Liebe.
Nichts
ist selbstverständlich,
liebe Schwestern und Brüder! Weder Kleidung noch Nahrung, weder
Gesundheit noch Arbeit, schon gar nicht das Leben und die Liebe. Und das
Leben durch die Liebe.
Wenn wir’s
recht bedenken: Sind wir nicht alle reichlich Beschenkte? Von Gott
Beschenkte?
Die
Tiere diskutierten einmal über Weihnachten.
Sie
stritten, was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei.
„Na klar“
sagte der Fuchs, „der Gänsebraten.
Was wäre
Weihnachten ohne Gänsebraten?
Der Eisbär
widersprach: „Schnee muss sein, viel Schnee!
Weiße
Weihnachten, das ist es!“
Das Reh
aber sagte: „Der Tannenbaum ist es. Ich brauche einen Tannenbaum. Ohne
Tannenbaum gibt es doch keine ordentliche Weihnachten.“
„Aber nicht
so viele Kerzen“, heulte die Eule, „schummrig und gemütlich muss es
sein. Die Weihnachtsstimmung ist die Hauptsache.“
„Aber mein
neues Kleid muss gesehen werden“, rief der Pfau,
„wenn ich
kein neues Kleid kriege, ist für mich kein Weihnachten.“
„Und
Schmuck, viel Schmuck!“ krächzte die Elster. Ein Ring, ein Armband, eine
Brosche, eine Kette, ein Diamant. Dann ist Weihnachten!
„Und der
Stollen?“ brummte der Bär. „Das ist doch die Hauptsache. Wenn es den
nicht gibt und all die süßen Sachen, verzichte ich auf Weihnachten.
Der Dachs
aber erklärte: „Macht’s wie ich! Pennen, pennen, pennen. Das ist das
einzig Wahre. Weihnachten heißt für mich, mal richtig ausschlafen.“
„Und
saufen“, dröhnte der Ochse, „mal richtig saufen und dann schlafen,
schlafen.“ – Aber dann schrie er plötzlich „Aua!“
Der Esel
hatte ihm einen kräftigen Huftritt verpasst.
„Du, Ochse,
denkst du denn gar nicht an das Kind?“
Da senkte
der Ochse beschämt den Kopf und sagte:
„Das Kind,
ja richtig, das Kind, das ist doch die Hauptsache!“
Nach einer
Weile fragte er den Esel:
„Du, Esel,
wissen das die Menschen eigentlich?“
Was ist
die Hauptsache an Weihnachten?
Gänsebraten, Tannenbaum, der Christstollen, Weihnachtsplätzchen,
Gemütlichkeit, Festtagsstimmung?
All das
darf sein! Auch das Schenken!
Aber
denken wir auch an das Kind?
Vergessen
wir vor lauter anderem das Wichtigste nicht?
„Das
Kind ist doch die Hauptsache“,
sagt der Esel zum Ochs in der Geschichte. Wissen wir Menschen das
eigentlich?
An
Weihnachten,
liebe Mitchristen, da feiern wir, dass Gott selbst sich uns schenkt. Er
schenkt sich uns in Jesus, seinem Sohn. – Und in ihm schenkt er uns sein
Erbarmen und seine Liebe, sein Licht und seinen Frieden.
„Gott
schenkt uns seinen Sohn.“
Das ist der eigentliche Grund unseres Schenkens an Weihnachten. Das ist
auch der eigentliche Grund unserer Weihnachtsfreude.
Jesus
ist das Geschenk schlechthin, das Geschenk aller Geschenke. Jesus
Christus, das Ja Gottes zu uns Menschen.
Über
Weihnachten stehen die Worte:
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er
seinen einzigen Sohn für uns dahin gab.“
Der
Apostel Johannes aber sagt:
„Wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir
einander lieben.“
Eine Form,
einander Liebe zu erweisen, ist das Schenken. Es ist eine wunderbare
Möglichkeit, dem andern zu zeigen, wie sehr mir an ihm oder an ihr
liegt, wie sehr ich jemanden schätze, wie lieb und teuer mir jemand ist.
Schenken ist schön. Schenken ist gut.
Jedes
Geschenk – gerade auch an Weihnachten – ruft uns in Erinnerung, dass
Gott uns unendlich liebt und dass wir reich beschenkt sind mit seinem
Licht, mit seiner Freude, mit seinem Frieden, mit seiner Gnade.
Wir
brauchen uns nur zu öffnen dafür, uns auf-tun, unsere Sinne, unseren
Geist, unser Herz. Ihn einziehen lassen bei uns mit seinem Licht, mit
seiner Liebe, mit seiner Gnade. Ihm eine Bleibe geben, ihn wohnen lassen
bei uns, in uns. „Wohne in mir, mache mich eins
nun mit dir, der mich zum Leben erkoren!“
Und dann
Antwort geben, liebe Schwestern und Brüder!
Gottes
Liebe erwidern.
Versuchen Gott zu lieben mit ganzem Herzen, mit allen Sinnen und mit
ganzer Kraft. – Auf ihn hören, tun, was er sagt, seinem Wille Vorfahrt
geben!
Und
selber Liebe üben!
Z. B. Geduld haben, den anderen ertragen, einander annehmen, zuhören,
Zeit haben, dankbar sein. Und immer wieder verzeihen.
Vielleicht
sind das die wichtigsten und wertvollsten Geschenke, die wir machen
können, nicht nur einmal Jahr, an Weihnachten, sondern immer, das ganze
Jahr hindurch, jeden Tag.
Vergessen wir nicht,
dass es Liebe zu Gott ist, wenn wir die Schwester, den Bruder lieben!