Der frühere bayrische
Ministerpräsident F. J. Strauß hatte ein bewundernswertes Lebensmotto:
„Dankbar rückwärts,
mutig vorwärts, gläubig aufwärts.“
Ob wir uns nicht gerade
am Neujahrstag in diesem Wort wiederfinden und es uns zu eigen machen
können?
„Dankbar rückwärts,
mutig vorwärts, gläubig aufwärts.“
Meines Erachtens passt
dieses Wort ganz gut zum Jahreswechsel.
Da hält man inne und
schaut zurück.
Hoffentlich nicht
enttäuscht und resigniert, sondern dankbar.
Man schaut auch nach
vorne. Hoffentlich nicht verzagt und pessimistisch, sondern
zuversichtlich und mutig.
Vielleicht schaut man
auch nach oben, zumindest als getaufter Christ, als gläubiger Mensch.
Vielleicht geht man auch in die Kirche hoffentlich nicht routinemäßig
und pflichtgemäß, sondern aus Überzeugung, von Herzen, gläubig.
1. Dankbar rückwärts
schauen
Ein Jahr ist lang, wenn
es vor einem liegt. Doch wie schnell vergeht die Zeit! Wo ist das Jahr
2016 geblieben?
Es gehört bereits der
Vergangenheit an. Wir können es nicht zurückholen. Aber wir dürfen es in
die Hände Gottes legen. Wir dürfen alles getrost in seine Barmherzigkeit
geben: Freude und Leid, Hoffnungen und Enttäuschungen, Kummer und
Sorgen.
Ich hoffe und wünsche,
dass heute trotz allem Schweren und Leidvollen der Dank überwiegt.
Ich hoffe und wünsche,
dass wir heute nicht griesgrämig und verbittert rückwärts schauen,
sondern es wirklich dankbar tun, von Herzen dankbar.
Unser Dank gilt vor allem
Gott. „In wieviel Not hat nicht der gnädige
Gott über uns Flügel gebreitet?“
2. Mutig vorwärts
schauen
An einem solchen Tag wie
heute hält man nicht nur inne und schaut zurück. Der Blick geht auch
nach vorn.
Niemand weiß, wie die
Zukunft aussieht. Niemand weiß, was das neue Jahr bringt. Noch liegt es
vor uns wie ein Buch mit 365 leeren Seiten.
Vom Konzert des neuen
Jahres haben wir kein Programm. Aber wir vertrauen dem Dirigenten. ER
hat schon geplant. ER ist der Herr der Zeit.
Und doch werden an einem
solchen Tag wie heute auch Hoffnungen wach und Wünsche werden
ausgesprochen: Gesundheit, ein langes Leben, Wohlergehen, Glück und
Freude.
Eines ist gewiss: Gott
ist da. ER führt und leitet. IHM dürfen wir uns anvertrauen. Darum:
Mutig vorwärts!
3. Gläubig aufwärts
schauen
Viele tun sich heute
schwer mit dem Glauben. Viele meinen, es geht auch ohne Gott. Viele
wenden ihm und der Kirche den Rücken zu.
„Gläubig aufwärts.“
Glaube ich an Gott?
Rechne ich mit Gott? Ist Gott eine Realität in meinem Leben?
Glaube ich, dass Gott da
ist und alle Wege mitgeht?
Glaube ich, dass Gott
mich liebt und führt?
Oder lebe ich mehr oder
weniger gott-vergessen, gott-los, praktisch atheistisch, so als ob es
Gott nicht gäbe?
„Gläubig aufwärts“,
das bedeutet: Immer wieder einmal die Hände falten, zu Gott aufschauen,
das Herz zu IHM erheben.
„Gläubig aufwärts“,
das bedeutet: Auf Gott vertrauen, alles in seine Hände legen und alles
aus seinen Händen annehmen.
„Gläubig aufwärts“,
das heißt auch: Sich unter den Segen Gottes stellen. Wissen: An Gottes
Segen ist alles gelegen.
„Gläubig aufwärts“,
das heißt: „Dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt“ (A.
Delp, SJ). Ja, „Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und
ganz gewiss an jedem neuen Tag!“ (D. Bonhoeffer)
„Dankbar rückwärts,
mutig vorwärts, gläubig aufwärts“.
Vergessen wir aber auch
nicht, „liebend seitwärts“
zu schauen!
„Ein bisschen mehr
;Du‘ und weniger ;Ich‘, ein bisschen mehr Friede und weniger Streit, ein
bisschen mehr Güte und weniger Neid, ein bisschen mehr Liebe und weniger
Hass“. (nach Peter Rosegger)
Liebend seitwärts.
Das ist die
Blickrichtung, die auch wichtig ist und die meines Erachtens dazugehört,
wenn unser Leben gelingen soll.
F.J. Strauß wird nichts
dagegen haben, wenn wir sein Lebensmotto um diese Dimension erweitern.
Liebend seitwärts.
Die Alltagsform der Liebe
ist die Geduld, die Höchstform: Verzeihen.
„Wer geliebt wird und
Liebe erwidern kann, ist der glücklichste Mensch auf der Welt“
(Mutter Teresa).
Am Schluss unseres Lebens
wird es die Liebe sein, nach der wir gefragt werden. Allein die Liebe
zählt.
Also: „Dankbar rückwärts, mutig vorwärts, gläubig aufwärts und
liebend seitwärts!“
Dann stimmt die Richtung.
Dann wird’s gut. Dann wird unser Leben seine Vollendung finden im ewigen
Leben, in Gottes Licht, in seinem Glück, in seiner Freude, in seinem
Frieden.
Pater Pio, der
stigmatisierte heilige Kapuziner, bringt es in einem kurzen Gebet noch
mal auf den Punkt:
„O Herr, ich biete
meine Vergangenheit deiner Barmherzigkeit an, meine Gegenwart deiner
Liebe, meine Zukunft deiner Vorsehung.“