Vor zwei Jahren
wurde in einer Umfrage die Frage gestellt: „Was feiern die Christen
eigentlich an Pfingsten?“ 20% antworteten: „Den Hochzeitstag
Jesu!“ Wir schmunzeln. Aber es ist nicht zum Lachen.
An Pfingsten feiern
wir die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Jünger, den Startpunkt
ihrer Sendung, den Geburtstag der Kirche.
Geburtstag der Kirche?
Gibt es da überhaupt etwas zu feiern?
Viele in der Kirche sind
mutlos geworden. Viele leiden an der Kirche. Nicht wenige wandern ab,
treten aus. – Vor ein paar Wochen sogar der Generalvikar des Bistums
Speyer, eine angesehene Führungspersönlichkeit. Solche Nachrichten
erschüttern. Seine Begründung: Reformstau in der Kirche. Keine Hoffnung
mehr auf Veränderungen. Alles geht ihm viel zu langsam.
Was in den letzten
Jahren geschehen ist, ich nenne nur die Stichworte
Missbrauchsskandal und seine Vertuschung, hat die Kirche in eine schwere
Krise gebracht. Die Glaubwürdigkeit hat massiv gelitten. Ein großer
Vertrauensverlust geht damit einher.
Ratlosigkeit, Resignation,
Lähmung machen sich breit, aber vielerorts auch Wut und Schmerz. Manch
einer schämt sich fast, dieser Kirche noch anzugehören, einem so
„rückständigen Verein“.
Kirche: Salz der
Erde? Licht der Welt? Stadt auf dem Berg?
Kirche: leuchtendes
Beispiel? Bleiben wir nicht weit dahinter zurück? Schlimmer noch: Wird
das Evangelium nicht teilweise schrecklich verdunkelt?
Was gibt uns Mut?
Was lässt uns hoffen und vertrauen? Setzen wir noch auf die Kraft des
Heiligen Geistes? Glauben wir, dass Gottes Geist läutern, reinigen,
heilen kann? Glauben wir, dass er aus Erstarrung befreien und aufrichten
kann, dass er neu Freude am Glauben schenken und einen neuen Anfang
bewirken kann? – Aus uns allein vermögen wir es nicht. Für Gott aber ist
nichts unmöglich.
Liebe Schwestern und
Brüder! In einem Tagesgebet der Kirche heißt es: „Was deine Liebe
am Anfang der Kirche bewirkt hat, das wirke sie auch heute in den Herzen
aller, die an dich glauben.“
Veni sancte spiritus!
Komm, heiliger Geist, erfülle uns, durchdringe uns, belebe uns, beseele
uns! Komm und schaff uns neu! Komm, du Kraft von oben!
Ein Reporter fragte
einmal Mutter Theresa: „Was muss sich in der Kirche ändern?“
Ihre Antwort: „Sie und ich!“
Erneuerung, liebe
Mitchristen, beginnt nicht irgendwo, nicht anderswo, auch nicht bei
denen da oben. Umkehr und Erneuerung, Heiligung und Heilung beginnt bei
uns, in uns selbst.
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Nur Ergriffene
ergreifen.
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Nur von Verwandelten
können Verwandlungen ausgehen.
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In mir muss brennen,
was ich in anderen entzünden will.
Mir gefällt das Gebet
eines chinesischen Christen:
„Herr, erwecke deine
Kirche und fange bei mir an! - Herr. baue deine Gemeinde und fange bei
mir an! - Herr, lass Frieden überall auf Erden kommen und fange bei mir
an! Herr, bringe deine Liebe und Wahrheit zu allen Menschen - und fange
bei mir an!“
Es braucht unsere
Offenheit. Es braucht unsere Bereitschaft. Es braucht unser Mittun. Denn
Gott handelt nicht ohne uns und schon gar nicht gegen uns. – Glauben
wir: Gottes Geist ist in der Kirche lebendig. Und was er am Anfang
bewirkt hat, vermag er auch heute zu wirken: Glaubensglut und
Glaubensmut, Entschiedenheit und Zeugniskraft, Hoffnung und Freude. –
Ich bin gewiss: Der Herr ist bei uns. Der heilige Geist lebt und
betet in uns. Er führt die Kirche, auch in Not und Bedrängnis, sicher
durch die Zeiten, hin zur Vollendung.
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