Johann
Wolfgang Goethe nennt Pfingsten „das liebliche Fest“. Es grünt
und blüht, Bienen summen, Vögel zwitschern, Kirschen reifen. Pfingsten also ein
Frühlingsfest, ein Ökofest?
Von
Bert Brecht stammt das Wort: „An Pfingsten sind die Geschenke am
kleinsten.“ Auf spöttelnde Weise bringt er damit zum Ausdruck, dass von den
drei großen Festen - Ostern, Weihnachten, Pfingsten - das dritte die kleinste
Rolle spielt, am wenigsten Bedeutung hat.
In
der Tat: Kaum ein Fest scheint so fremd und unzugänglich
zu sein wie Pfingsten.
„Alles,
was sie zu Pfingsten brauchen“,
hieß neulich eine Überschrift in der Zeitung:
„Holländischer Spargel, deutsche Erdbeeren, Jakobs Krönung und Kupferberg Gold.“
Pfingsten bedeutet für viele einfach: Schulferien, arbeitsfrei, Urlaub, aber nicht
Feier eines kirchlichen Hochfestes.
Umfragen belegen: selbst viele Kirchenmitglieder wissen nicht mehr
genau, was an Pfingsten gefeiert wird.
Für viele ist der Heilige Geist
weit weg.
Unter
Gott-Vater kann man sich noch etwas vorstellen.
Gott-Sohn
kennen wir aus den Evangelien. - Aber beim Heiligen Geist zucken viele nur mit
der Achsel. Er ist der große Unbekannte.
Und doch bekennen wir im Credo der heiligen Messe: „Ich
glaube an den heiligen Geist.“ - Was verstehen wir darunter? Was hat`s auf
sich mit dem Heiligen Geist? Woran erkennt man ihn? Wann hat ein Mensch den Heilige
Geist? Woran merkt man, dass jemand davon erfüllt ist?
Eine Antwort finden wir beim Apostel Paulus. Die Früchte des
Geistes, so sagt er, sind Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte,
Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.
An unserem eigenen Verhalten wird sichtbar,
„wes Geistes Kind wir sind“. - An den Früchten, an unserem Verhalten,
an unserer Einstellung, an unserem Tun sind die Geister zu unterscheiden.
Liebe, Freude, Geduld,
Friede, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung sind Kriterien des Heiligen
Geistes.
Lieblosigkeit, Unfriede, Ungeduld, Unzufriedenheit, Gewalt,
Unbeherrschtheit sind Kriterien des bösen Geistes, des Ungeistes.
Der Heilige
Geist ist der
Geist der Einheit und nicht der Spaltung, Geist der Versöhnung und nicht der
Zwietracht, Geist der Liebe und nicht des Hasses.
Wer dem Heiligen Geist das Herz öffnet und sich von ihm
durchdringen lässt, der redet und denkt nicht falsch vom anderen Menschen;
er sieht, wo Hilfe nötig ist; er ist bereit, sich zu versöhnen; er schüttet
trennende Gräben zu, reißt Mauern des Hasses nieder und schlägt Brücken der
Freundschaft.
Wenn einer in einer abgestumpften Umgebung freundlich ist;
wenn einer liebt, wo man gleichgültig ist, wenn jemand aufmuntert und
tröstet, wo Trauer ist, wenn jemand keinen Hass kennt, obwohl er auf
Ablehnung stößt, wenn jemand nicht Böses mit Bösem vergilt, sondern das
Böse durch das Gute zu überwinden versucht, wenn jemand nicht maßlos ist
in seinen Ansprüchen, sondern sich freut an dem, was ihm gegeben ist und dankbar
und zufrieden ist, überall dann und überall dort wirkt Gottes Geist in
einem Menschen.
Sagen Sie es
selbst, liebe Schwestern und Brüder:
Was bräuchten wir heute
in der Welt und in unserem Alltag mehr als den Geist der Liebe und der
Versöhnung? - Was bräuchten wir heute mehr als den Geist des Friedens und
der Geduld? - Was bräuchten wir heute mehr als den Geist der Dankbarkeit
und Freude? - Früchte des Heiligen Geistes, nicht des Ungeistes!
Der heilige Augustinus hat uns ein Gebet hinterlassen, aus dem
hervorgeht, wie der heilige Geist aus all unseren Worten und Taten hervorstrahlen
soll:
„Atme in mir,
du heiliger Geist, dass ich Gutes denke!
Treibe mich, du
heiliger Geist, dass ich Gutes tue!
Locke mich, du
heiliger Geist, dass ich Gutes liebe!
Stärke mich, du
heiliger Geist, dass ich Gutes bewahre!
Bewahre und
beschütze mich, du heiliger Geist, dass ich es nimmer verliere.
Liebe Schwestern und Brüder!
Der strahlendste
Sonnenschein nützt nichts, wenn die Fensterläden zu sind.
Öffnen wir
uns für den Heiligen Geist! - Lassen wir ihn zu! –
Lassen wir ihn
wie Feuer, wie Sturm hineinfahren in unser Leben! Machen wir die Tür unseres
Herzens weit auf!
Geben wir ihm
Raum in uns!
Lassen wir uns von ihm
ergreifen, erfüllen, beleben und beseelen, damit es in unserem Herzen
Pfingsten wird, damit der Geist Gottes in uns wirkt und durch uns in unserer
Umgebung und hinein in die Welt!
Eine 18-Jährige betet:
„Komm, Heiliger Geist, durchfließe mich mit deiner Liebe und hilf mir diese Liebe
weiterzugeben! Lass mich ein Fenster sein, durch das dein Licht in die Welt
scheint!“