Man soll nicht mit dem Feuer spielen.
Trotzdem habe ich hier ein Streichholz.
Ein Streichholz ist einerseits ein
gefährliches Instrument. In Kinderhänden hat es nichts verloren. –
Andererseits ist so ein Streichholz auch sehr nützlich, eine feine
Sache.
Früher mussten die Menschen Tag und Nacht
das Feuer hüten. Das ist vorbei seit es das Streichholz gibt. Mit einem
Streich können wir Feuer machen, Herdfeuer, Kaminfeuer, Lagerfeuer oder
im Nu auch nur eine Kerze entzünden.
In der Antike
ist Feuer eines der vier Elemente. Aus Wasser, Erde, Luft und Feuer baut
sich alles auf.
In der griechischen Sage
stiehlt Prometheus den Göttern das Feuer und bringt es zur Erde.
Das Feuer ist voll religiöser
Faszination.
Denken wir an Mose, den Befreier
Israels aus der Knechtschaft von Ägypten. Als er es mit Gott zu tun
bekommt, sieht er ein hell loderndes Feuer, einen Dornbusch, der brennt,
aber nicht verbrennt. Und aus dem Feuer hört er die Stimme Gottes. Und
von Gottes Energie angesteckt, wagt er das Werk, zu dem Gott ihn beruft.
Beim Auszug aus Ägypten begleitet Gott
sein Volk durch die Nacht in einer Feuersäule.
Jesus sagt von sich:
„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre
ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12, 49).
Jesus, ein Feuerwerfer, ein Brandstifter.
Es ist als wolle er mit dem Evangelium einen Weltenbrand entfachen.
Ein außerbiblisch überliefertes Wort von Jesus lautet:
„Wer mir nahe ist, ist dem Feuer nahe.“ Leidenschaft für Gott und
die Menschen brennt in Jesus, heißer Atem angesichts von Unrecht und
Not, brennende Sorge für Rechtlose und Erniedrigte, glühende Liebe zu
Sündern, Kranken und Armen.
Schließlich wird Jesus von Johannes dem
Täufer als einer beschrieben, der „mit Heiligem Geist und mit Feuer
taufen wird“.
Am Pfingstfest
erfahren die Jünger diese Feuertaufe. Sie fangen Feuer. Die
Apostelgeschichte erzählt von Feuerzungen. Auf vielen Pfingstbildern
glühen und leuchten sie über den Köpfen von Maria und den Aposteln. Die
Feuerzungen sind Flammen vom Feuer Jesu.
An Pfingsten,
da zündet es. Der Funke springt über.
Die verängstigten, hinter verschlossenen
Türen versammelten Jünger werden entflammt, ergriffen und erfüllt vom
Geist Gottes. Ihre Hoffnungs- und Lebensglut wird neu entfacht. Sie
werden Feuer und Flamme für Jesus und seine Botschaft. Voll Feuereifer
gehen sie und künden von den Heilsereignissen bis an die Grenzen der
Erde. Mutig geben sie Zeugnis. Tapfer legen sie die Hand für ihren Herrn
ins Feuer und gehen für ihn durchs Feuer.
Feuer und Flamme sind sie. Von wegen
besoffen! Trunken sind sie vom Geist des Herrn, angesteckt von seinem
Feuer, voll göttlicher Glut, voll Kraft und Energie des Geistes Christi.
Und auch von ihnen springt der Funke
über. Sie stecken jetzt andere an. 3.000 sind es am Pfingsttag. Menschen
aus allen Nationen und Völkern.
Pfingsten entwickelt sich zum Feuersturm,
zum Weltenbrand.
Pfingsten ist das Geburtsfest der Kirche.
Durch 2.000 Jahre hat das Pfingstfeuer
immer wieder Menschen erreicht und ergriffen, Tausende und Millionen in
Europa und in der ganzen Welt.
Ein inneres Feuer, Leidenschaft für Gott
und die Menschen, das ist Gottes Geist, der Menschen zu allen Zeiten
erfasst hat. Es waren glühende Menschen, ein heller Schein, ein Licht in
der Dunkelheit.
Wo immer
Menschen auch heute sich von der göttlichen Glut anstecken und
entflammen lassen, wo immer in Menschen auch heute das Feuer der
Liebe brennt, da wandelt sich etwas, da wird die Welt vom Licht erhellt,
da wird das Angesicht der Erde erneuert.
Wo dieses Feuer brennt,
da werden Energien freigesetzt für das Ja zum Leben, für das Du zum
Nächsten, für die Freude an der Schöpfung und für die Hoffnung auf eine
gute Zukunft.
Wo dieses Feuer brennt,
da wird heißer Atem spürbar, da lässt man sich nicht hängen und
lamentiert über schlechte Zeiten, man brennt vielmehr darauf, etwas zu
tun, etwas zu verändern und fängt möglichst bei sich selbst damit an.
Wo dieses Feuer brennt,
da lassen sich Menschen anstecken von der zündenden Idee der Freiheit
der Kinder Gottes.
Da gibt es nicht mehr Herren und Knechte.
Da drücken nicht die einen und die andern dulden. Da herrscht ein Geist
der Geschwisterlichkeit. „Schwestern und Brüder“ ist da nicht nur
liturgische Anrede im Gottesdienst, sondern man merkt auch etwas davon
im Zusammenleben außerhalb der Kirche.
Wo dieses Feuer brennt,
da geht ein Glanz aus, der das Leben wahr und interessant und spannend
macht.
Aber wie sieht es bei uns aus, bei mir?
Ist die Spannung raus wie bei einer
Batterie, die kaum noch was hergibt? Ist mein Herz brennend oder hüte
ich nur noch Asche? Wo ist die Leidenschaft für Gott und sein Reich?
Warum zündet die Frohe Botschaft hier zu
Lande so wenig?
Ist die Begeisterung nicht abgewandert in
die Fußballstadien, die Konzertsäle, Open Air Festivals oder in die
Diskos?
Ist der Enthusiasmus unserer Herzen
eingeschläfert unter allzu viel Ängstlichkeit, Routine und
Betriebsamkeit auch in der Kirche und in den Pfarreien?
Wo Christen kein Feuer mehr in sich
spüren, wird alles trocken, lustlos, müde, grau und langweilig.
„Löscht den Geist nicht aus“,
ruft und mahnt der Apostel Paulus.
Hüten wir ihn nicht oft, damit ja kein
Funke überspringt?
Wir können nur beten, ganz inständig:
„Komm, Heiliger Geist, entzünde in uns das Feuer,
das Feuer deiner Liebe! Entfache in uns die Glut des Glaubens und des
Vertrauens! Zünd an in uns die Flamme der Hoffnung und Zuversicht! Rühr
uns an, Heiliger Geist! Gieße dich in unser Herz! Belebe uns! Beseele uns!
Erfülle uns mit deinem Licht, mit deiner Freude! Komm du Kraft von
oben!“
Vielleicht könnte die Kirche, die
christliche Gemeinde und jeder einzelne Christ wie ein Zündholz sein,
mit dem Gott selbst wieder neu das Feuer seines Geistes entfacht.
Ganz ungefährlich ist das nicht. Man kann
sich dabei die Finger verbrennen oder auch die Zunge.
Aber es stimmt auch, was wir im Lied
singen:
„Wohin dein Feueratem fällt, wird Gottes
Reich lebendig.“
Die Folgen:
Neuer Mut, Glaubensglut, missionarisches Zeugnis, Ja zum Leben!
Amen