Im heutigen
Tagesevangelium (Samstag der 27. Woche) werden zwei Seligpreisungen
ausgesprochen.
Erstens: „Selig der Leib, der dich getragen und die Brust, die dich genährt hat.“
– Diese Seligpreisung spricht von der Mutter Jesu. In Wirklichkeit aber
zielt sie auf Jesus selbst. Ihm gilt sie. Eigentlich ist er gemeint. Aus
dieser Seligpreisung spricht nicht nur höchstes Lob und Anerkennung,
sondern auch eine große Dankbarkeit ihm gegenüber.
Jesus antwortet
und fügt der Seligpreisung der Frau eine zweite Seligpreisung hinzu:
„Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es
befolgen.“ – Jesu Seligpreisung ist keine Korrektur des Rufes der
Frau aus der Menge. Jesu Antwort ist auch keine Abwertung oder
Zurückweisung seiner Mutter – wie oft angenommen wird – als ob Maria
nicht zu den Hörern und Befolgern des Wortes Gottes gerechnet werden
könnte!
Jesu Antwort,
seine Seligpreisung, ist vielmehr eine Klarstellung. Jesus will in
seiner Erwiderung denen, die sich um ihn drängen, um sein Wort zu hören,
sagen: Nicht die Abstammung eines Menschen ist entscheidend, es genügt
nicht zum auserwählten Volk zu gehören, sondern entscheidend ist, dass
ihr das Wort Gottes aufnehmt, annehmt, zu Herzen nehmt, entscheidend
ist, dass ihr euch dem Wort Gottes öffnet, es beherzigt und befolgt. Wir
dürfen hinzufügen: wie Maria es in vorbildlicher Weise getan hat.
Maria
ist glücklich zu preisen nicht schon und nicht allein deshalb, weil sie
die leibliche Mutter Jesu ist (das auch!), sondern viel mehr noch, weil
sie zu denen gehört, die das Wort Gottes hören und es befolgen.
Wenn jemand, dann
ist Maria Hörerin des Wortes Gottes!
Denken wir an die
Szene, wo der Engel ihr die Botschaft bringt, wie sie da ganz offen ist,
ganz aufmerksam, ganz Hörende.
Von Maria wird
gesagt, dass sie in ihrem Herzen alles bewegt, bedacht, erwogen hat,
was sie vom Engel gehört hat oder z: B. auch was der greise Simeon
gesagt hat oder auch der 12 jährige Jesus im Tempel. Maria war – wie
kaum jemand sonst – mit ihrem ganzen Leben eine treue Befolgerin und
Täterin des Wortes Gottes.
Maria
ist gewiss die erste und vollkommene Hörerin des Wortes Gottes. Aber sie
ist nicht die einzige. Alle, die das Wort Gottes hören und es befolgen
haben Gemeinschaft mit Jesus und sind glücklich zu preisen.
Zu ihnen, liebe
Schwestern und Brüder gehören auch wir.
Auch wir gehören
zu Jesus und seiner neuen Familie, wenn wir das Wort Gottes aufmerksam
und gläubig hören und wenn wir versuchen, in unserem täglichen Leben
danach zu handeln.
Vor
wenigen Tagen, liebe Schwestern und Brüder, haben wir das Fest des heiligen Franziskus
gefeiert (04.10.). Franziskus war beides: ein Hörer des Wortes, aber
auch ein Täter.
In
San Damiano
hört er als junger Mann vom Kreuz herab die Stimme: „Siehst du nicht,
wie mein Haus zerfällt? Geh stell es wieder her!“ Zitternd und
staunend antwortete Franziskus: „Gern will ich es tun, Herr!“ Und
es heißt: „Unverzüglich machte er sich ans
Werk.“
Als er in dem
Kirchlein Portiunkula das Evangelium von der Aussendung der Jünger
hört, da klatscht er in die Hände und ruft freudig aus: „Das ist es,
was ich will! Das verlange ich zu tun aus ganzem Herzen!“ Und Thomas
von Celano, sein Biograph kommentiert: „Er war ja kein tauber Hörer
des Evangeliums.“
Das ist es, liebe
Schwestern und Brüder, kein tauber Hörer, keine taube Hörerin des
Evangeliums sein!
Es geht um ein
persönliches berührt werden, es geht um ein angesprochen und erfüllt
werden vom Wort des lebendigen Gottes.
Es geht um ein
sich davon betreffen, inspirieren und motivieren lassen. Wem das Wort
Gottes nahe kommt, wem es zu Herzen geht, dem wird es Licht für seinen
Weg, dem wird es Weisung, den drängt es auch zum Tun.
Hören und Tun!
Hören ist wichtig. Ich kann das Wort Gottes erst befolgen, wenn ich es
zuvor gehört habe.
Aber es darf nicht
beim Hören bleiben. Zum Hören und Horchen muss das Gehorchen kommen, das
Befolgen, das danach Handeln.
Im
Jakobusbrief heißt es: „Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach, sonst betrügt
ihr euch selbst“ (1, 22).
Von
Roger Schutz,
dem früheren Prior von Taize, stammt das berühmte und viel zitierte
Wort: „Lebe das, was du vom Evangelium
begriffen hast, und sei es auch noch so wenig!“
Das aber leb! Das
mach konkret! Das setze um! Lass es zur Tat werden! Das buchstabiere, so
gut du kannst, hinein in deinen Alltag!
Bitten wir die Gottesmutter,
liebe Schwestern und Brüder, dass wir – wie sie – aufmerksame und
andächtige Hörer und Hörerrinnen des Wortes Gottes sind und immer mehr
werden. Und dass es uns – wie ihr – mit Gottes Kraft und Hilfe gelingt,
der Weisung des Wortes Gottes Tag für Tag in unserem Leben zu folgen und
so gut wir können, seinen Willen zu tun. |