„ Kann man ein guter Christ sein, ohne Maria zu
verehren und zu ihr
zu beten?“
– So wurde ich neulich gefragt.
Ich habe zurückgefragt: „Wer Jesus liebt, wird der nicht auch seine Mutter
ehren und lieben?“
Wer stand Jesus näher als sie?
Warum soll man als Christ der Mutter Christi nicht den Platz geben, der ihr
gebührt?
Außerdem: wen ehren wir, wenn wir Maria ehren?
Ist sie nicht die „Ursache unserer Freude“, die
„Morgenröte des Heiles“, die
„Trösterin der Betrübten“, die „Hilfe der Christen“?
Und vor allem: die „Mutter des Erlösers“? - Und
ist sie unter dem Kreuz nicht auch unsere Mutter geworden?
Unsere Marienverehrung ist nicht aus der Luft gegriffen.
Wir ehren Maria mit guten Gründen.
Diese Verehrung hat ihre Wurzeln sogar im Neuen
Testament:
Wenn wir uns nämlich
an Maria wenden, wenn wir sie ehren und grüßen, dann
greifen wir den Gruß auf, den Gott selbst durch den Engel Maria entbieten ließ:
„Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir!“ – Maria ehren
heißt: mit Herz und Mund diesen Gruß nachsprechen und nachvollziehen.
Wenn wir
Maria ehren und preisen, dann greifen wir – zweitens – die
Seligpreisung Elisabeths auf: „Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich
erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ!“ Diese Seligpreisung machen wir
uns zu eigen. – Wir preisen Maria aber nicht, weil sie viel geleistet hat
oder weil sie es so weit gebracht hat. – Wir preisen sie, weil sie ganz
Gott vertraute und weil sie ihm in ihrem Leben Raum gegeben hat, zu handeln.
Wenn wir Maria ehren und preisen,
dann lösen wir – drittens – ein, was
Maria selbst von sich gesagt hat: „Von nun an preisen mich selig alle
Geschlechter!“ - Sehen Sie: Was Maria hier prophetisch, vom Geist
erfüllt, ankündigt, das ging in Erfüllung. Gottes einmalige Tat an der
Jungfrau von Nazareth blieb unvergessen. – Das Lob Mariens ging
durch alle Zeiten. Nie ist es verstummt. Immer wieder erklingt und
ertönt es, gerade auch an den Wallfahrtsorten (und im Monat Mai).
Karl Rahner, der große Theologe, hat einmal gesagt:
„Wir brauchen nicht ängstlich, sparsam und karg zu sein, wenn wir
Maria ehren.“
Seine Begründung: „Denn Gott hat seinen Willen, der
Welt den Erlöser zu senden und alle Menschen zum Heil zu führen, für immer mit
ihrem Glauben, mit ihrem Jawort verbunden.“
„Wir brauchen nicht ängstlich und sparsam zu sein, wenn wir
Maria ehren.“
So ist es! – Allerdings, das stimmt auch: Wir dürfen nicht bei Maria
stehen bleiben. Das rechte Marienlob
führt zum Gotteslob! – Zuerst und zuletzt muss es immer um Gott gehen.
So war es ja bei Maria selbst der Fall.
Gott
war die Wirklichkeit ihres Lebens. Von ihm kommt alles. Zu ihm
zielt alles. In ihm hat alles Bestand.
Und wir können noch einen Schritt weiter gehen:
Echte Marienverehrung führt hin zu Christus.
Ich finde es bezeichnend, dass
das letzte Wort das uns im Evangelium von Maria überliefert ist ganz schlicht
und einfach lautet: „Was er euch sagt, das tut!“ - Maria stellt
sich nicht selbst in den Mittelpunkt. Sie weist hin auf ihren Sohn:
Auf ihn hört! Ihm folgt! An ihn glaubt! Lebt nach seinen Weisungen!
„Was er euch sagt, das tut!“
Und sehen Sie: gerade
hierin kann Maria uns noch einmal Vorbild und Leitbild und Gefährtin sein auf
unserem Pilgerweg des Glaubens. Denn sie ist die große Glaubende. Sie
steht in der Reihe eines Abraham, Mose, David, der großen Glaubenden.
Und überragt alle!
Maria hat – wie niemand sonst – auf Gottes Wort
gehört, es gläubig angenommen und befolgt. „Siehe, ich
bin die Magd des Herrn! Mir geschehe nach deinem Wort!“
„Selig bist du, Maria,
weil du geglaubt hast!“ – Selig sind auch wir,
wenn wir tun, was ER, ihr Sohn, uns sagt. Selig sind wir, wenn wir das
Wort Gottes hören und es befolgen.
Amen
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