Jeden
Morgen, Mittag und Abend läuten in Stadt und Land von katholischen
Kirchen die Glocken und rufen zum Angelus.
Sie laden
ein, den „Engel des Herrn“ zu beten.
Das
Angelusläuten kann und will ein Zeichen sein, kurz innezuhalten und der
Menschwerdung Gottes zu gedenken.
Liebe
Wallfahrer und Wallfahrerinnen!
„Der Engel des Herrn“
ist die Kurzfassung des soeben gehörten Evangeliums. Dieses Gebet
erinnert an die einmalige Berufung Marias zu Mutter des Gottes-Sohnes.
Es zeigt
uns aber auch, wie bei uns Gottes Wort und unser Hören, Gottes Wort und
unsere Antwort, Gottes Wort und unser Glaube einander entsprechen und
einander begegnen wollen und sollen.
Immer
geht die Initiative von Gott aus:
Der Engel
Gabriel überbringt Maria die frohe Botschaft. Gottes Bote begegnet dem
Mädchen von Nazareth.
Er grüßt
sie als Begnadete, das heißt von Gott Beschenkte.
So
macht es Gott auch bei uns.
Weil Gott
uns liebt, darum kommt er auf uns zu, zeigt uns Menschen sein Wohlwollen
und spricht uns an.
Es muss
nicht immer ein Engel sein, der uns anspricht.
Gott hat
auch andere Signale, Zeichen, Anstöße und Impulse.
Gott
spricht auch durch die Not der Zeit, durch den leisen Gedanken, durch
den freundlichen oder bittenden Blick eines Menschen.
Gott hat
viele Möglichkeiten, durch die er uns einen Boten, einen Gruß, einen
Zuspruch oder einen Anruf schicken kann.
Auch in
unserer Zeit und in unserem Leben kommt es darauf an – wie Maria –
hellhörig, spürig und fühlig zu sein für Gottes Botschaft.
Es gilt,
mit wachen Augen und einem offenen Herzen hinzuhören und hinzuschauen,
um zu er-horchen und wahrzunehmen, was Gott uns sagen will. Dazu
benötigen wir immer wieder Innehalten, Ruhe, Stille und Schweigen.
„Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade.“
So schön
der Gruß an Maria im Evangelium auch klingt, das Mädchen von Nazareth
erschrickt darüber.
Dieses
Erschrecken gehört nach dem Zeugnis der Bibel immer dazu, wenn Menschen
von Gott eine Nachricht erhalten und gerufen werden. Das war bei Mose
so, bei den Propheten, bei den Hirten von Bethlehem und vielen anderen.
Da stellt
sich die Frage: Wie kann Gott gerade mich rufen?
Wie kann
ich, Gottes Ruf entsprechen? Wie kann ich ihm gerecht werden?
Maria erschrak und überlegte, was der Gruß des Engels zu bedeuten habe.
Auch wir
blicken nicht immer durch. Auch wir verstehen vieles in unserem Leben
nicht. Auch wir tappen oft im Dunkeln.
Könnte es
nicht sein, dass Gott uns mit dem, was uns betroffen macht, oder mit
dem, was uns in Frage stellt, ansprechen will?
Maria ist
offen. Maria ist ansprechbar. Sie hört und gibt Antwort.
Sie
fragt aber auch: „Wie soll das geschehen?“
Darin,
liebe Schwestern und Brüder, erweist sich die Kraft des Glaubens, dass
wir bei allem Erschrecken, bei aller Betroffenheit und bei allen offenen
Fragen, den Dialog mit Gott nicht abbrechen, sondern auch mit unseren
Fragen zu ihm kommen und ihm vertrauen.
Gott
lässt Maria mit ihren Fragen nicht allein.
Fürchte dich nicht, Maria! Du hast Gnade gefunden bei Gott.
Gott schaut freundlich auf dich:
„Der Herr ist
mit dir!“
Liebe
Wallfahrer und Wallfahrerinnen!
Es
ist derselbe Gruß, der uns in jeder Messfeier zugesprochen wird: „Der Herr sei mit euch!“
Der Herr
ist mitten in unserem Leben. Er ist auch bei uns mit unseren Fragen,
Schwierigkeiten und Ängsten.
Fürchte dich nicht. Ich bin mit dir. Ich helfe dir. Du bist nicht
allein.
Es ist
die gleiche Zusage, die den Hirten an Weihnachten gemacht wird: „Fürchtet euch nicht!“
Es
ist die Zusage, die auch Josef durch den Engel im Traum erhält: „Fürchte dich nicht!“
Diese Zusage dürfen auch wir auf uns hin hören:
„Fürchte dich nicht! Ich bin mit dir!“
Gott
spricht auch uns Mut zu. Die Gewissheit seiner Gegenwart gibt uns Kraft
und Zuversicht.
Liebe
Schwestern und Brüder!
Wir sind
eingeladen – wie Maria – zu einer freien und mutigen Antwort. Maria
antwortet – nach allem Erschrecken, Überlegen und Fragen – mit „Ja“, sie
willigt ein, sie ist bereit, sie ist ganz Empfänglichkeit und
Verfügbarkeit.
„Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Wort.“
Maria will dem Herrn dienen. Gottes Wille so an ihr geschehen.
Das ist
nicht immer leicht, den Willen Gottes anzunehmen:
Es ist
nicht immer das angenehmste, seinem Willen Vorfahrt zu geben. Aber es
ist für mich und für uns das Beste.
Liebe
Wallfahrer und Wallfahrerinnen!
Jesus
Christus will neu geboren werden in unserem Leben.
Er will
gegenwärtig werden in unserem Alltag.
Versuchen
wir offen zu werden, bereit, ja zu sagen zu dem, was Gott von uns will,
wie es Maria getan hat.
Dann kann
die Botschaft von Gottes Liebe in unseren dunklen Alltag Licht bringen.
Dann können wir – in der Kraft des Heiligen Geistes – mutig und voll
Vertrauen unsere Wege gehen.
Gott
führt und leitet. |