Exerzitien mit P. Pius

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Vor dem Bild der Gottesmutter

Predigt in der Wallfahrtsmesse am Samstag, 07.08.2021

 

Liebe Schwestern und Brüder,

liebe Wallfahrer und Wallfahrerinnen!

 

Am Beginn des Gottesdienstes heute haben wir das Zeller Wallfahrtslied gesungen, dessen Text von Klaus Hemmerle stammt, gebürtigt in Freiburg, später Bischof von Aachen.

Wir haben gesungen: „Mutter, sie vor deinem Bilde flehen wir in Not und Schmerz. Lass die Strahlen deiner Milde tief durchdringen unser Herz. – Mutter von Zell, zu dir Pilgern wir, Mutter von Zell, dir vertrauen wir. Ave Maria!“

 

„Mutter, sieh vor deinem Bilde…“ Vor einiger Zeit habe ich im Osservatore Romano, der offiziellen Zeitung des Vatikans, ein Foto gesehen, das mich fasziniert hat. Es zeigt Papst Franziskus im Altarraum der Kirche Santa Maria Maggiore. Dort steht er in seinem langen weißen Gewand und schaut hinauf zum Bild der „Salus Populi Romani“, einer altehrwürdigen Marien-Ikone. Die Hände hat er gefaltet, den Kopf ein wenig erhoben und den Blick hinaufgerichtet zum Bild der Gottesmutter. Eine wortlose Geste, die aber viel aussagt. Der nach oben gerichtete Blick des Papstes erinnert an die Augen eines Kindes, das auf das Gesicht seiner Mutter blickt. „Mutter, sieh vor deinem Bilde…!“

 

Es ist bekannt, dass der Papst Santa Maria Maggiore sehr schätzt. Es ist die älteste Marienkirche nicht nur von Rom, sondern der ganzen Welt – und eine der vier Papstkirchen in Rom, die dem Papst direkt unterstellt sind. Am 5. August hat die Kirche den Weihetag dieser Basilika gefeiert. Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, geht er auf ein außergewöhnliches Ereignis zurück.

 

Was war geschehen? Am 5. August 358 hat sich an der Stelle der heutigen Basilika ein „Schneewunder“ ereignet. Und das hat daraufhin zum Bau der Kirche geführt. Mitten im römischen Hochsommer war auf dem Esquilin, einem der sieben Hügel von Rom, Schnee gefallen. Im deutschen Sprachraum hieß dieser Gedenktag deshalb auch lange Zeit „Unsere liebe Frau vom Schnee“. Und noch heute gibt es Kirchen und Kapellen, die den Titel tragen „Maria Schnee“.

 

Papst Franziskus pilgert immer wieder nach Santa Maria Maggiore. Vor und nach jeder Auslandsreise. So auch in diesem Frühjahr anlässlich seiner Reise in den Irak, die nicht ungefährlich war. Aber auch andere wichtige Geschehnisse veranlassen den Papst immer wieder, Santa Maria Maggiore aufzusuchen, einen Blumenstrauß vor dem Bild der Gottesmutter niederzulegen und zu beten.

 

So hat Franziskus letztes Jahr in einer sehr ergreifenden Feier vor dem Bild der „Salus Populi Romano“ um das Ende der Pandemie gebetet. Und erst vor kurzem hat er ebenfalls – nach seiner überstandenen Darm–OP und der Entlassung aus der Gemelli-Klinik – die Basilika Santa Maria Maggiore aufgesucht, um Dank zu sagen, aber auch für die Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger zu beten – und für alle Kranken, denen er auf den Korridoren der Krankenhausabteilungen begegnet ist bzw. die er besucht hat, so z.B. eine Kinderstation. Gleichzeitig wollte sich der Papst weiterhin der Fürsprache und der Hilfe der Gottesmutter anzuvertrauen.

 

Schon als Erzbischof von Buenos Aires hat er es nie versäumt zu dieser Kirche zu gehen, wenn er in Rom war. Und als Papst, da hat er zum erstenmal am 14. März 2013 an diesem Ort gebetet, am Tag nach der Papstwahl, um sein Pontifikat unter den Schutz der Gottesmutter stellen.

 

In einem Interview wurde Papst Franziskus einmal gefragt, was er beim An- und Aufblick zu der Marien-Ikone sehe. Seine Antwort: „Es ist einfach schön, die Mutter Gottes anzusehen. Aber noch schöner ist es, sich von der Mutter Gottes anschauen zu lassen, sich ansehen zu lassen und ihr alles zu sagen.“

 

„Mutter, sieh vor deinem Bilde…“

Bilder sind für uns Christen heilige Zeichen, Sakramentalien.

Sie bringen uns mit einer Person, z.B. einem Menschen, der uns nahe steht, in Verbindung. Bilder lassen Erinnerung lebendig und gegenwärtig werden lassen.

 

Bei einem Hausbesuch oder einer Krankenkommunion, da staune ich immer wieder über die zahlreichen Fotos, die gerade alte Menschen in ihrer Wohnstube aufbewahren. Manchmal stehen die Bilder auf einem Tischchen oder Schränkchen, manchmal ist auch eine ganze Zimmerwand damit dekoriert. Bilder von der Hochzeit, von einem Jubiläum, Bilder von verstorbenen Angehörigen, besonders oft Bilder von den Kindern und den Enkelkindern oder von Nichten und Neffen.

 

Häufig geschieht es auch, dass jemand, der einen geliebten Menschen in weiter Ferne weiß oder ihn auf andere Weise vermisst, dass man dann ein Bild, einen Brief oder einen anderen Gegenstand von diesem Menschen in die Hand nimmt, ihn aufmerksam betrachtet und so im Geist, sich verbunden fühlt. Solche Erinnerungsstücke sind uns heilig. Und es ist ganz schlimm und ein großer Verlust, wenn Fotoalben, Briefe und ähnliches bei einem Hausbrand oder bei einer Überschwemmung unwiederbringlich verloren gegangen sind.

 

Auch im Glauben erinnern uns Bilder, Statuen, Kapellen und Altäre daran, dass wir nie allein sind und dass wir uns beständig jemandem anvertrauen können, der es gut mit uns meint, der für uns da ist und uns liebt.

Dieser Jemand ist für uns vor allem Jesus Christus, der uns geliebt und sich für uns hingeben hat – unser Heiland und Erlöser –, der gesagt hat, dass er bei uns ist und bei uns bleibt alle Tage bis zum Ende der Welt. Dann aber auch Maria, die Heiligen, unsere verstorbenen Angehörigen. – Wir sind eingetaucht in ein Netzt von Beziehungen. Es stimmt, was Papst Benedikt einmal gesagt hat: „Wer glaubt, ist nie allein.“

 

„Mutter, sieh vor deinem Bilde…“

Mit Blick auf den Papst vor der Marien-Ikone in Santa Maria Maggiore können wir uns fragen, ob Maria auch für uns Mutter ist, ob wir gern vor ihrem Bilde knien oder stehen, ob wir gern zu ihr aufblicken, uns ihr anempfehlen, unsere Leiden und Nöte ihr anvertrauen und auch unsere Lieben ihr ans Herz legen, besonders jene, um die wir uns sorgen.

 

Die Besuche des Papstes bei Maria sind m. E. geprägt von drei Komponenten: Erstens: Bitte um Schutz und Hilfe sowie ein gutes Gelingen. Zweitens: von Vertrauen, Sich-Anvertrauen, Loslassen, Überlassen, Sich-Führen-lassen. Und drittens: von Dankbarkeit. Dankbarkeit ist die Erinnerung an das Gute. Vertrauen ist die Erinnerung daran, dass wir uns nicht selbst genügen.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Sind das nicht Haltungen, um die sich jeder Christ bemühen und die auch uns als Christ-Gläubige kennzeichnen und auszeichnen sollten?

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