Exerzitien mit P. Pius

Sie sind hier: Startseite Predigten Herrenfeste Ein Herz voll Liebe - für uns Menschen

Startseite
Jahresprogramm
Vorschau
Predigten
   Advent
   Weihnachten
   Fastenzeit
   Karwoche
   Ostern
   Pfingsten
   Sonntage im Jahreskreis A
   Sonntage im Jahreskreis B
   Sonntage im Jahreskreis C
   Werktage im Kirchenjahr
   Besondere Anlässe
   Festtage von Heiligen
   Herrenfeste
   Marienpredigten
   Papst und Kirche
Vorträge
Bildmeditationen
Geistliche Impulse
Persönliches
Fotogalerie
Kontakt
Links
 
 
 
 
 

 

Ein Herz voll Liebe - für uns Menschen

Predigt zum Herz-Jesu-Fest

 

 

Das Herz-Jesu-Fest wird jeweils am dritten Freitag nach Pfingsten gefeiert, 10 Wochen nach dem Karfreitag, mit dem es innerlich in Verbindung steht. Es ist sogar ein Hochfest!

 

Aber wer nimmt Notiz davon? Kaum ein kirchliches Fest ist für viele so weit weg und vergessen wie dieses. Selbst praktizierende gläubige Katholiken haben es nicht im Bewusstsein. Und die Herz-Jesu-Verehrung ist für viele fragwürdig und problematisch geworden. Sie fragen sich: Was sollen wir anfangen mit einer Frömmigkeit, zu der wir keinen Zugang haben, weil sie übergeschwappt ist von Kitsch und Süßigkeit. Sie meinen: Das Fest und die Frömmigkeitsform passen einfach nicht mehr in unsere heutige Landschaft. Sie halten die Herz-Jesu-Verehrung für nicht mehr zeitgemäß und überholt.

 

Um was geht es eigentlich bei der Herz-Jesu-Verehrung?

Wir alle kennen das Herz als Symbol für alles, was mit Empfindung, Gefühl und Liebe zu tun hat. Es ist Sinnbild für die personale Mitte des Menschen.

 

Der tiefe Kern der Herz-Jesu-Verehrung und die zentrale Botschaft des Herz-Jesu-Festes lauten: Gott hat ein Herz für die Menschen. Ein Herz, das liebt und auf Liebe wartet, ein Herz, das unendlich größer und weiter ist als unser oft schwaches, armes, manchmal auch misstrauisches und hartes Herz.

 

Das innerste Geheimnis echter Herz-Jesu-Verehrung ist die Herzlichkeit, die Milde und Menschenfreundlichkeit Gottes. Wir können auch sagen: seine Liebenswürdigkeit und Zärtlichkeit. Mag auch die klassische Herz-Jesu-Frömmigkeit vergangener Jahrzehnte manchen Zeitgenossen nichts mehr geben, ihr Inhalt und ihr Auftrag sind m. E. aktueller denn je: Gott hat ein Herz für die Menschen. Er liebt uns mit inniger, ewiger Liebe.

 

Aber wir sagen nicht „Herz-Gottes-Verehrung“, sondern „Herz-Jesu-Verehrung“. Warum? Weil Gottes Liebe in Jesus, seinem Sohn, Mensch geworden ist, Fleisch und Blut angenommen hat, ein menschliches Gesicht und Hand und Fuß bekommen hat.

Wir können auch sagen: Jesus ist das Mensch gewordene Herz Gottes. In ihm wird die Menschenliebe Gottes sichtbar und greifbar. In seinem Leben und Sterben hat er uns gezeigt, was Liebe ist.

 

Jesu Herz ist ein empfindsames Herz, ein erbarmungsvolles und mitleidendes Herz. Zugleich aber auch das Herz, „in dem die ganze Fülle der Gottheit wohnt“ (Kol 2, 9). In Jesus schlug das Herz des lebendigen Gottes, „aus dessen Fülle wir alle empfangen“, ein Herz – wie es die Liturgie sagt: „reich für alle, die zu ihm rufen“, ein Herz, das Schenken kann und schenken will. Wenn wir uns nicht verschließen, sondern öffnen, vermag seine Liebe in uns einzuströmen, uns zu durchdringen und uns zu erfüllen.

 

Wer wissen will, wie Gott ist, muss auf Jesu schauen, auf sein Herz und von ihm lernen! „Lernt alle von mir“, ruft Jesus einmal aus, „denn ich bin gütig und von Herzen demütig“ (Mt 11, 29). In einer früheren Übersetzung hat es geheißen, „denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen“.

 

Jesus hatte alles und gab alles hin. – Er war reich und wurde unseretwegen arm. – Er forderte nicht für sich, er gab. – Er wusch anderen nicht den Kopf, sondern die Füße. – Er schlug nicht Wunden, er heilte. – Er ließ sich nicht bedienen und wollte erst recht nicht verdienen, er diente. – Das geknickte Rohr zerbrach er nicht und den glimmenden Docht löschte er nicht aus.

Er hatte ein Herz für die Menschen, gerade die Verlorenen, die Sünder, die Armen und Kranken. Im 4. Hochgebet heißt es: „Den Armen verkündete er die Botschaft vom Heil, den Gefangenen Freiheit, den Trauernden Freude“.

 

Wer wissen will, wie Gott ist, muss auf Jesus schauen:

 

  • Jesus hat Mit-Leid. Er hilft und heilt, wo Menschen in Not sind und geht nicht wie der Priester und der Levit im Gleichnis am Nächsten vorüber. Dem bittenden Gelähmten schenkt er die Gesundheit und der trauernden Witwe gibt er den einzigen Sohn zurück. Er weint über den Tod seines Freundes Lazarus und über die Stadt Jerusalem. Er hat Mitleid und tiefes Erbarmen erfasst ihn angesichts der vielen Menschen, die wie Schafe sind, die keinen Hirten haben. Ihn erbarmt die große Menschenmenge, die schon tagelang – ohne etwas zu essen – bei ihm ausharrt.

 

  • Jesus setzt Liebe gegen Gesetz. Er durchbricht das harte Rechtsdenken der Pharisäer und verurteilt die Ehebrecherin nicht, sondern zeigt ihr die Möglichkeit zu einem neuen Leben. Die geöffneten Arme des barmherzigen Vaters – seinem heimkehrenden Sohn entgegengehalten – sind ein Bild für die verzeihende und barmherzige Liebe Gottes, die Jesus in seinem Leben praktiziert und anschaulich gemacht hat.

 

  • Jesus schafft Gemeinschaft durch Vergebung. Aussätzigen, Sündern und Zöllnern öffnet Jesus den Weg in die Gemeinschaft. Er hatte ein Herz besonders für die Schuldiggewordenen. Dem reumütigen Schächer am Kreuz verheißt er das Leben. Und seinen Vater bittet er um Vergebung für die, die ihm am Kreuz schmähen und verspotten.

 

Einmal ruft Jesus aus: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Das Wort „erquicken“ lässt das Bild von einer Quelle oder einem Brunnen erscheinen, deren Wasser erfrischt, belebt und stärkt.

Plagen, Lasten und Schweres kennen wir aus eigenem Erleben. Manchmal so sehr, dass wir darunter seufzen und stöhnen. Da tut es gut, mit diesem Belastenden nicht allein zu sein, nicht ganz allein alles tragen und schleppen zu müssen. Da tut es gut, die Lasten bei Jesus abladen und den schweren Lebensrucksack bei ihm abstellen zu dürfen, aufatmen zu können und bei ihm Ruhe zu finden.

 

Das Evangelium lässt uns die ganze Einzigartigkeit der suchenden Liebe Gottes begreifen. Sie treibt den Herrn bis zum Äußersten, ans Kreuz, für uns, aus Liebe.

Im Johannesevangelium heißt es: „Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung.“

Diese Liebe lässt seine Seite durchbohrt werden, damit wir Zugang bekommen zum Innersten, in die Mitte, ins Herz der Liebe Gottes. Es ist wirklich eine Liebe, die von Herzen kommt, die keinen ausschließt, sondern alle in die Arme schließt und umfängt.

 

Das liebevolle Herz Jesu ist es wert, dass wir auf es schauen und seine Nähe suchen. Denn dieses Herz ist Urbild und Ausdruck der unendlichen Liebe Gottes, die sich ganz verströmt und restlos hingibt. Es ist wie eine Quelle, eine Quelle des Heils, aus der wir immer wieder mit Freude schöpfen und Kraft und Frieden, Zuversicht und Trost finden können.

 

Über die Verehrung des Herzens Jesu sagt Papst Pius XII. und fasst damit zusammen, worum es geht. Er nennt zwei Aspekte: „Die Verehrung des Herzens Jesu ist in ihrem innersten Wesen Verehrung der Liebe, mit der uns Gott durch Jesus geliebt hat. Zugleich ist sie aber auch Übung der Liebe, die wir Gott und den anderen Menschen entgegenbringen.“

 

Die Antwort auf die Liebe Gottes in Jesus Christus hat also zwei Richtungen, eine vertikale und eine horizontale: Erstens: zu Gott hin! Und zweitens: zum Mitmenschen hin, zum Bruder zur Schwester im Glauben.

 

Ein Gebet aus der Liturgie der Kirche fasst die vertikale und horizontale Richtung der von Herzen kommenden Liebe sehr schön zusammen: „Herr, du Feuer ewiger Liebe, entzünde unser Herz mit deiner Glut, damit wir dich über alles lieben und aus Liebe zu dir auch unsere Schwestern und Brüder.“

 

Herz-Jesu-Verehrung – recht verstanden – sollte nicht Inbegriff von religiösem Kitsch oder peinlicher Sentimentalität sein. Eigentlich und wirklich ist das Herz Jesu der Inbegriff der Liebe Gottes. Verehrung des Herzens Jesu ist Verehrung des Herzens Gottes. Jenes Gottes, der uns in Jesus, seinem Sohn, nahegekommen ist, sich den Menschen voll Liebe zugewandt und sich als der Barm-herz-ige erwiesen hat, als ein Mensch mit Herz.

 

Zum Schluss möchte ich noch auf einen Bittruf der Herz-Jesu-Frömmigkeit zu sprechen kommen. Er ist an Jesus gerichtet und lautet: „Bilde unser Herz nach deinem Herzen!“

Ein Jesus-Gebet! In meinen Augen ist das eine ganz wesentliche und entscheidende Bitte. Es geht dabei um Umformung und Umgestaltung in Christus. Es geht darum, ihm immer ähnlicher und gleichförmiger zu werden. „Wachse Jesus, wachse in mir…“

 

 

Beachten Sie auch meinen Vortrag „Ein Herz voll Liebe - für uns Menschen Herz Jesu - Quelle des Heils“ unter Vorträge / Kirchenjahr

   Druckansicht

 

Seitenanfang