„Der
heilige Philipp ist einer meiner vertrautesten Heiligen, dessen Name mit
so vielen guten Erinnerungen meines geistlichen Lebens verbunden ist.
Ich liebe und verehre den heiligen Philipp in besonderer Weise. Ihm
empfehle ich mich voll Vertrauen.“
Diese
Worte schrieb der junge Angelo Roncalli, der spätere Papst Johannes
XXIII., als Subdiakon in sein
geistliches Tagebuch.
Aber
nicht nur Johannes XXIII., vielen Gläubigen ist der „Apostel von Rom“,
Philipp Neri, ein wichtiges Vorbild eines frohen und zuversichtlichen
Glaubens geworden.
Schon zu
Lebzeiten wurde Philipp Neri in Italien „il Santo“, „der
Heilige“ genannt. Bei der römischen Bevölkerung hieß er einfach nur
„Pippo buono“, der „gute Philipp“.
Vor mehr
als 500 Jahren wurde Philipp am 21. Juli 1515 in Florenz geboren, im
gleichen Jahr wie die heilige Theresia von Avila. Sein Vater war
Rechtsanwalt. Früh verlor er seine Eltern.
Seine
Ausbildung erhielt der Junge von den Dominikanern des berühmten Klosters
S. Marco in Florenz.
Anfang
der 1530er Jahre verließ er seine Heimatstadt.
Zunächst
ging er zu seinem Onkel, einem Kaufmann, der sich am Fuß der alten
Benediktinerabtei Montecassino niedergelassen hatte. Bei ihm absolvierte
er eine dreijährige kaufmännische Lehre. Viel Zeit verbrachte er im
Mutterkloster des Benediktinerordens, wo er die Zurückgezogenheit lieben
lernte und sich dem Studium der Kirchenväter widmete.
Er
erlebte eine Bekehrung, die er selbst als „Gabe der Inbrunst“
bezeichnete.
Einem
inneren Ruf folgend verzichtete er auf sein Erbe und machte sich 21jährig – arm und mittellos – auf den Weg nach Rom, wo er 16 Jahre als
Erzieher in einer Familie tätig war.
Er
studierte Theologie und Philosophie, lernte Ignatius, den Gründer des
Jesuitenordens kennen und kümmerte sich um Arme und Kranke.
Noch
während des Studiums verkaufte er alle seine Bücher außer der Bibel, gab
den Erlös den Armen und widmete sich der Unterweisung des Volkes auf den
Straßen der Stadt.
Entsprechend seinem sonnigen Naturell führte er heitere, witzige und
schlagfertige Gespräche mit Straßenjungen und einfachen Leuten, aber
auch mit Kaufleuten, Handwerkern und Künstlern.
Oft zog
sich Philipp zum nächtlichen Gebet in die Katakombe St. Sebastian
zurück. Manchmal schlief er auch in einer Kirche, um auch im Schlaf Gott
nahe zu sein.
Zunehmend
wurden ihm mystische Gnadenerfahrungen zuteil.
Im Jahre
1544, am Vorabend des Pfingstfestes, ereignete sich folgendes: Während
er um die Gaben des Heiligen Geistes betete, sah er einen Feuerball auf
sich herabkommen. Durch den Mund gelangte er in Philipps Brust. Sogleich
danach erbebte sein Körper und es begann ein außergewöhnliches
Herzklopfen, das ihn bis an sein Lebensende begleitete. – Nach seinem
Tod ergab eine Untersuchung, dass zwei seiner Rippen durch die
Vergrößerung des Herzens angeknackst waren und sich nach außen gebogen
hatten.
Zusammen
mit seinem Beichtvater rief er 1548 eine Gemeinschaft von Laien ins
Leben, die „Bruderschaft von der heiligsten Dreifaltigkeit“, die
sich um bedürftige Rom-Pilger kümmerte und Kranke und Arme betreute.
Dem Rat
seines Beichtvaters folgend empfing Philipp Neri am 23. Mai 1551 die
Priesterweihe. Danach zog er in das Priesterhaus bei der Kirche S.
Girolamo della Carita. Dort scharte er junge Menschen um sich.
Regelmäßig trafen sie sich, um gemeinsam zu beten, über geistliche Dinge
zu sprechen, die Bibel zu lesen, zu musizieren und religiöse Lieder zu
singen.
Aus
diesen Zusammenkünften entwickelte sich das Oratorium, womit
ursprünglich nur der Raum bezeichnet war, in dem diese Treffen
stattfanden, woraus aber schließlich die Kongregation des Oratoriums,
die Vereinigung der Oratorianer, entstand.
1575
übergab Papst Gregor XIII., der nun auch kirchenrechtlich anerkannten
Gemeinschaft die Kirche Santa Maria in Vallicella (heute Chiesa Nuova)
im Herzen Roms. Hier wirkte Philipp bis an sein Lebensende. Sein Leben
war Gebet, Nächstenliebe und Seelsorge.
Durch
seine liebenswürdige und konsequente Art der Seelenführung arbeitete er
maßgebend an einer geistlichen Erneuerung der Stadt Rom mit. In vielen
Familien führte er das gemeinsame Gebet wieder ein, unermüdlich hörte er
Beichte, hielt die Menschen zur Anbetung des Allerheiligsten
Sakramentes, sowie zur Verehrung der Gottesmutter an und schickte sie
aus die Kranken zu besuchen und zu pflegen.
Es kam zu
vielen Bekehrungen und das Oratorium entwickelte sich zu einem der
bedeutendsten geistlichen Zentren Roms.
Philipp
belebte auch die Wallfahrt zu den Sieben Hauptkirchen Roms neu, die
heute noch bei Rompilgern beliebt ist und praktiziert wird.
Philipp
Neri wurde ein begehrter Beichtvater. Er war Berater von Päpsten und
Kardinälen. Zu seinen engsten Freunden gehörte Karl Borromäus und Franz
von Sales. Sein liebster Gefährte und Berater war der ungebildete,
unscheinbare und später heiliggesprochene Kapuzinerbruder Felix von
Cantalice.
Ein
besonderer Freund wurde Philipp Neri für die Kinder Roms.
Für sie
hielt er in der Volkssprache eigene Predigten und komponierte religiöse
Lieder, die er zusammen mit den Kleinen sang.
Sein
Wesen war geprägt von Humor, Lebensfreude und einer tiefen Demut. Durch
seine immer währende Fröhlichkeit und Liebenswürdigkeit zog er alle
Menschen in seinen Bann und gewann ihre Herzen.
Mehrfach
wurde ihm die Kardinalswürde angetragen. Immer wieder lehnte er ab.
Philipp
Neri überlebte 14 Päpste. Am Tag nach Fronleichnam, am 26. Mai 1995
verstarb der große Seelenführer und begnadete Missionar der Stadt Rom.
Sein Tod wurde von allen Bevölkerungsschichten betrauert. Zu seiner
Beisetzung fand sich eine riesige Menschenmenge ein.
Papst
Gregor XV. sprach ihn 1622 zusammen mit Ignatius von Loyola, Franz Xaver
und Theresia von Avila heilig.
Sein
Reliquienschrein in der Kirche Chiesa Nuova zieht bis heute zahllose
Verehrer an.
Philipp
Neri ist einer der populärsten und originellsten katholischen Heiligen.
Zu Recht wird er auch heute noch als zweiter Apostel Roms verehrt.
Zum
Schluss ein Wort von Philipp Neri. Es lautet:
„Wer
etwas anderes ersehnt als Jesus Christus, der weiß nicht, was er
ersehnt. Wer etwas anderes wünscht als Jesus Christus, der weiß nicht,
was er wünscht. Wer für etwas anderes arbeitet als Jesus Christus, der
weiß nicht, wofür er arbeitet.“
Dieses
Zitat zeigt, dass Philipp Neri aus einer ganz starken
Christusbezogenheit, ja Christusliebe lebte.