Lesung
aus der Apostelgeschichte
15In
jenen Tagen erhob sich Petrus im Kreis der Brüder - etwa hundertzwanzig
waren zusammengekommen - und sagte:
16Brüder!
Es musste sich das Schriftwort erfüllen, das der Heilige Geist durch den
Mund Davids im Voraus über Judas gesprochen hat. Judas wurde zum
Anführer derer, die Jesus gefangen nahmen.
17Er
wurde zu uns gezählt und hatte Anteil am gleichen Dienst.
20acDenn
es steht im Buch der Psalmen: Sein Amt soll ein anderer erhalten!
21Einer
von den Männern, die die ganze Zeit mit uns zusammen waren, als Jesus,
der Herr, bei uns ein und aus ging,
22angefangen
von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und
in den Himmel aufgenommen wurde, - einer von diesen muss nun zusammen
mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein.
23Und
sie stellten zwei Männer auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen
Justus, und Matthias.
24Dann
beteten sie: Herr, du kennst die Herzen aller; zeige, wen von diesen
beiden du erwählt hast,
25diesen
Dienst und dieses Apostelamt zu übernehmen. Denn Judas hat es verlassen
und ist an den Ort gegangen, der ihm bestimmt war.
26Dann
gaben sie ihnen Lose; das Los fiel auf Matthias, und er wurde den elf
Aposteln zugerechnet.
(Apg 1, 15 - 17; 20ac - 26)
Vom Leben
und Wirken des Apostels Matthias wissen wir nicht viel, eigentlich nur
das, was die Lesung an seinem Festtag berichtet.
Demzufolge suchten die Jünger Jesu nach der Himmelfahrt Christi einen
Nachfolger für Judas Iskariot. Es gab
eine Versammlung mit circa 120
Teilnehmern und man beriet, wer an Stelle des Verräters in den
Zwölferkreis nachrücken und diesen wieder vervollständigen könnte.
Es ging
also darum, einen weiteren Apostel zu wählen.
Bedingung
war – und das wird in der Rede des heiligen Petrus an die Versammelten eigens
betont – der Neue sollte einer sein, der die ganze Zeit über bei Jesus
war, angefangen von der Taufe durch Johannes bis zur Himmelfahrt des
Herrn, einer also, der den irdischen Jesus gekannt hat – seine Person,
seine Worte und Taten – und darüber hinaus den auferstandenen Herrn
erlebt hat.
Zwei
würdige und ebenbürtige Kandidaten wurden gefunden, die das genannte
Eignungskriterium erfüllten: Josef Barsabbas mit dem Beinamen Justus
(der Gerechte) und Matthias. Man betete und das Los fiel auf Matthias.
Sein Name bedeutet „von Jahwe gegeben“, also Gottesgabe bzw.
Geschenk Gottes.
Wie Jesus
selbst, soll er in Bethlehem geboren sein. Weil seine Eltern vermögend
waren, bekam er eine gute Erziehung. Schon früh wurde er von Jesus wegen
seines Glaubens und seiner tiefen Frömmigkeit in die Schar der Jünger
aufgenommen.
Matthias
hatte sich nicht aufgedrängt, sich nicht selbst präsentiert. Er wurde
vorgeschlagen. Er war ein Mann ohne Karriereehrgeiz.
Gerade
deshalb war er geeignet.
Dass die
Wahl durch Los geschah und nicht durch Abstimmung bzw.
Mehrheitsentscheidung, zeigt, dass die Apostel bemüht waren, an erster
Stelle der Stimme Gottes Raum zu geben, so dass man sagen kann, Gott
selbst hat es so gewollt und den nachrückenden Matthias zum Apostel
erwählt, gemäß dem Jesuswort, das auch der Eröffnungsvers der hl. Messe
am Matthias-Tag ist: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe
euch erwählt…“ (Joh 15, 6).
Warum war
es eigentlich so wichtig, das Kollegium der Apostel auf zwölf zu
ergänzen? Worin liegt die Bedeutung der Zwölf?
Die
Zwölfzahl hatte starke symbolische Bedeutung.
Jesus
hatte ganz bewusst zwölf Männer in den Jüngerkreis aufgenommen. Sie, die
er auch Apostel nannte, sollten das Volk Israel versinnbildlichen und
das Zwölf-Stämme-Volk repräsentieren. Das ganze aus zwölf Stämmen
bestehende Volk Israel war Adressat der Heilsbotschaft Jesu.
So
gesehen, ist es verständlich, dass die Jünger nach dem Ausscheiden des
Judas großen Wert darauf legten, ihren Kreis wieder auf die
ursprüngliche Zahl von zwölf zu bringen.
Allerdings geschieht das dann nicht wieder beim Tod des Jakobus, der uns
später in der Apostelgeschichte überliefert ist.
Verständlich ist auch, dass die versammelte Gemeinde – es war ja noch
vor dem Pfingstereignis – sich keinen Apostel vorstellen konnte, der
Jesus nicht in seinem irdischen Leben kennengelernt hatte. Später war
das keine Voraussetzung mehr für das Apostelamt. Auch Barnabas und der
später berufene Paulus werden in der Überlieferung der Kirche „Apostel“
genannt, ohne dass sie zur vorösterlichen Gruppe der Zwölf gehört
hatten.
Da
Matthias die Bedingungen für die Wahl erfüllte, musste er – genau wie
die übrigen Apostel – drei Jahre lang mit Jesus durch das Land gezogen
sein, seine Predigten gehört und seine Wunder erlebt haben.
So ist
Matthias ein Hinweis dafür, dass nicht nur die Zwölf dauerhaft Gefährten
des Wanderpredigers und Propheten aus Galiläa waren, sondern dass dazu
auch noch eine Reihe anderer Männer und – wie Lukas (8, 1 - 3) berichtet
– auch Frauen gehörten, die Jesus auf seinem Weg folgten.
Vielleicht gehörte Matthias auch zu den „70 anderen Jüngern“, von
denen gesagt ist (Lk 10, 1), dass Jesus sie – ähnlich wie die Apostel –
zu zwei und zwei aussandte.
Auf jeden
Fall war er vom Anfang des öffentlichen Wirkens Jesu an dabei, hat Jesus
in seinem irdischen Leben kennengelernt und seine Erfahrungen mit ihm
gemacht, im Unterschied zu Paulus, der sich auch als Apostel versteht
und auch als solcher verehrt wird, von dem man aber ausgeht, dass er
Jesus zu seinen Lebzeiten nie gesehen hat, ihm allerdings in einer
Vision vor Damaskus begegnet ist und von ihm Auftrag und Sendung als
Apostel erhielt.
Matthias
– ein Ersatzmann, ein Lückenbüßer?
Nach
heutigen Maßstäben ist er sicher kein Idol.
Es mag
ihm auch ein Leben lang nachgegangen sein, dass er für den Verräter
Judas ins Apostelkollegium dazu gewählt wurde. Vielleicht war ihm aber
gerade auch deswegen sehr viel daran gelegen, seinem Herrn treu zu sein,
treu bis in den Tod.
Über das
weitere Wirken von Matthias haben wir keine oder nur divergierende und
auf Legenden beruhende Informationen.
Demnach
hat Matthias zunächst wohl mit großem Erfolg in Judäa das Evangelium
verkündet und für Christus Zeugnis gegeben.
Dann
verließ er das Heilige Land und zog in heidnische Gebiete, so auch nach
Äthiopien, um dort zu predigen und zu taufen.
Legenden
berichten von verschiedenen Wundertaten des Heiligen, die seine
Verkündigung bekräftigten. Er soll Blinde, Lahme und Taube geheilt
haben. Auch sei ihm einmal ein giftiges Getränk gereicht worden, aber es
habe ihm nicht geschadet.
Anderen
Überlieferungen zufolge soll er in Griechenland, im Kaukasus und – wie
Matthäus – am Schwarzen Meer den Glauben verkündet haben.
Auch über
die Art seines Todes gehen die Zeugnisse beträchtlich auseinander. Einer
Überlieferung zufolge soll ihn nach vorübergehender Blendung und
wunderbarer Wiedererlangung des Augenlichts der Apostel Andreas aus den
Händen von Menschenfressern gerettet haben, so dass er eines friedlichen
Todes starb.
Andere
Quellen berichten, dass Matthias im Jahr 63 das Martyrium erlitten habe.
Meistens wird er mit Steinen und/oder einem Beil dargestellt, weil er
zuerst qualvoll gesteinigt wurde bis er halbtot war, und dann mit einem
Beil enthauptet.
Schon im
2. Jahrhundert kursierte unter dem Namen Matthias eine nur
bruchstückhaft erhaltene Evangeliumsschrift.
Auch der letzte Satz des apostolischen Glaubensbekenntnisses wird ihm
zugeschrieben: „et vitam aeternam, und das
ewige Leben.“
Wenn
Matthias in Deutschland – zumindest regional – besondere Aufmerksamkeit
findet, ist dies (der Legende nach) der heiligen Kaiserin Helena zu
verdanken.
Auf ihre
Veranlassung brachte nämlich Bischof Agritius die Gebeine des Märtyrers
über Rom in ihre Lieblingsstadt Trier. Doch liegen schriftliche
Zeugnisse darüber erst aus dem 9. Jahrhundert vor.
Ein
Matthias-Kult entfaltete sich in Trier seit der Wiederauffindung der
Reliquien, die zeitweise verschollen waren, und ihrer Übertragung (1127)
in die Abteikirche der Benediktiner.
So
beherbergt die St. Matthiasbasilika das einzige Apostelgrab nördlich der
Alpen.
Matthias
ist der Bistumspatron von Trier und wird dort und im Rheinland durch
zahlreiche Wallfahrten und Bruderschaften verehrt.
Im
Mittelalter war Trier außerdem Durchgangsstation für viele Pilger auf
dem Weg nach Santiago de Compostela.
Die Volksfrömmigkeit
entwickelte am 24. Februar, dem Fest des hl. Matthias, zahlreiche
Bräuche, die mit dem aufkommenden Frühjahr zu tun haben.
In Böhmen
war es Brauch, am Matthiastag die Obstbäume zu schütteln, um die
kommende Ernte günstig zu beeinflussen.
Es gab
des Weiteren die Tradition von verschiedenen durch Los eingeholten
Liebes- und Todesorakeln in der Matthiasnacht. Im Hintergrund steht
dabei die Wahl des Apostels durch Los.
Am Abend
des Matthias-Tages legte man auch Efeublätter in eine mit Wasser
gefüllte Schale; war eines am nächsten Morgen durchweicht, so bedeutete
das drohende Krankheit.
Auch als
Wetterheiliger hat Matthias Bedeutung erlangt.
Der
Matthias-Tag gilt als Vorbote des Frühlings.
So gibt
es die Wetterregeln:
„St. Mattheis wirft einen großen Stein ins Eis.“
Und
besonders bekannt: „Mattheis bricht‘s Eis.“
Oft
findet man allerdings hinzugefügt: „Hat er keins, macht er eins.“
Oder: „Hat Mattheis sei‘ Hack verlor‘n, wird erst St. Josef das Eis
durchbor‘n.“ – „Tritt Mattheis stürmisch an, wird bis Ostern
Winter sein.“ – „Ist’s zu Matthias kalt, hat der Winter noch lang
Gewalt.“ Überliefert ist auch: „Taut es vor
und auf Mattheis, geht kein Fuchs mehr übers Eis.“
Das
Tagesgebet am Fest des heiligen Apostels Matthias lautet:
„Gott,
du kennst die Herzen aller Menschen;
du
hast es gefügt, dass der heilige Matthias
zum
Kollegium der Apostel hinzugewählt wurde.
Deine
Liebe lenke auch unseren Weg
und
reihe uns ein in die Schar deiner Auserwählten.
Darum
bitten wir durch Jesus Christus.“ |