Wir alle würden es als unklug bezeichnen, sich einen
Mitarbeiter auszusuchen, der wegen seines Berufes in schlechtem Ruf
steht und von den Leuten verachtet wird.
Es ist erstaunlich: Jesus tut es.
Er beruft in seine Nachfolge nicht nur fromme und
angesehene Leute. Er beruft auch Menschen, die in der
Öffentlichkeit als
Sünder gelten. Er beruft einen national und religiös verfemten Zöllner,
Matthäus, den gebrandmarkten Sünder, den von vielen gemiedenen und
gehassten Zöllner.
Dieser Matthäus wird von Christus gerufen.
Die Zöllner galten gerade auch als religiös anrüchig,
weil sie die rituellen Vorschriften nicht beachteten und mit Heiden
verkehrten.
Und mit Leuten von dieser Sorte hält Jesus auch noch
Tischgemeinschaft!
Für die gesetzestreuen Pharisäer ist das natürlich
anstößig. Sie nehmen Ärgernis daran. Sie wenden sich aber nicht direkt
an Jesus, sondern fragen vorwurfsvoll seine Jünger:
„Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern
essen?“
Jesus hört es und gibt an Stelle der Jünger selber
Antwort, eine Antwort, aus der hervorgeht, dass er dies mit Bedacht und
ganz bewusst tut.
Es macht seine Sendung aus. Wenn er anders handeln würde,
würde er seinem Auftrag nicht nachkommen, er würde seine Sendung
verfehlen, er würde sich selbst untreu.
In seiner Antwort umschreibt Jesus seine Sendung und
macht sie in drei Sätzen deutlich:
-
Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die
Kranken.
-
Ich bin nicht
gekommen die Gerechten zu berufen, sondern die Sünder.
Und dann kommt eines der großen Worte Jesu:
3. Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer
Dem veräußerlichten Kult gegenüber haben bereits die
Propheten die Hingabe des Herzens verlangt, so etwa Hosea: „Liebe
will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis, nicht Brandopfer“
(6, 6).
Der Herr führt diese Forderung weiter. Das äußere Opfer
gilt ihm nichts, wenn es nicht von der Liebe, wenn es nicht von der
Barmherzigkeit getragen und begleitet ist.
Jesu Opfer am Kreuz war ein solches Opfer der Liebe und
der Barmherzigkeit. Es war die volle Hingabe an den Vater und es kam aus
dem Erbarmen seines Herzens, das uns Menschen galt und gilt. - Es gilt
sogar den Sündern. Er ist ihr Tischgenosse. In seiner Mahlgemeinschaft
mit den Zöllner und Sündern ist das letzte Abendmahl vorgebildet und
auch die Mahlgemeinschaft, zu der wir uns bei der Eucharistiefeier
versammeln.
Matthäus hört den Ruf Jesu, der ihn mitten bei der Arbeit
erreicht. Er steht sofort auf, verlässt seine Zollstätte und geht mit
Jesus. Er wird zum Mitarbeiter in der Sendung Jesu.
Von ihm wird er lernen, was es heißt:
„Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer!“
Er selbst wird zum Boten der Liebe und Barmherzigkeit
Gottes.
Schlusswort vor dem Segen
In seinem Evangelium setzt Matthäus vom ersten bis zum
letzten der 28 Kapitel eine starke Klammer. Sie lautet:
GOTT IST MIT UNS.
-
„Seht, die
Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn gebären, und man
wird ihm den Namen Immanuel geben, d.h. übersetzt:
Gott ist mit uns.“
(Mt 1, 23)
-
„Seid gewiss:
Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt!“
(Mt 28, 20)
GOTT IST MIT UNS.
Wir sind nicht verlassen, nicht allein gelassen in dieser
Welt. Gott ist mit uns in Jesus Christus.
Aus dieser Zuversicht und Gewissheit hat Matthäus gelebt
und hat sie an seine Gemeinde weitergegeben.
Diese Zuversicht und Gewissheit soll auch uns beseelen an
jedem Tag, zu jeder Stunde, die Gewissheit der Gegenwart Gottes.
Nehmen wir diese Gewissheit aus diesem Gottesdienst mit
hinaus in unseren Alltag, wir, die wir ja gerade die Gegenwart des Herrn
in seinem Wort, im Brot des Lebens und in der Gemeinschaft der Gläubigen
erfahren haben.