„Der Name der Jungfrau war Maria.“
Dieser Satz aus dem 1. Kapitel des
Lukasevangeliums gab Anlaß, den heutigen Gedenktag „Mariä Namen“ zu
feiern.
Die Verehrung des Namens der Gottesmutter
wurde nachhaltig durch ein politisch-militärisches Ereignis gefördert.
1683, und zwar am Sonntag in der Oktav
des Festes Mariä Geburt, errangen die europäischen Fürsten einen Sieg
über die überlegene Streitmacht der Türken, die bereits vor Wien stand.
Diesen Sieg schrieb man vor allem der
Fürbitte Mariens zu, denn in dieser großen Bedrängnis wurde ihr Name
inständig angerufen.
Papst Innozenz XI. führte das Fest Mariä
Namen, das zuerst in Spanien gefeiert wurde, für die ganze Kirche ein.
Wegen der zeitlichen Nähe zum Geburtsfest
der Gottesmutter wurde es 1960 aus dem liturgischen Kalender der
Weltkirche gestrichen, im deutschen Regionalkalender jedoch beibehalten,
nicht zuletzt wegen der vielen Trägerinnen dieses Namens und wegen des
Anlasses seiner Einführung, der geschichtlich für das deutsche
Sprachgebiet bedeutsam ist.
Der Name „Maria“, hebräisch
„Mirjam“ hat bis heute keine einheitliche Deutung gefunden.
Als erste Trägerin dieses Namens ist aus
dem Buch Exodus die Schwester des Moses bekannt.
Falls der Name aus dem Ägyptischen
stammt, könnte er „die von Gott Geliebte“ bedeuten.
Es gibt mehr als 60 verschiedene
Übersetzungsvorschläge und Deutungsmöglichkeiten.
Die christliche Frömmigkeit hat Maria mit
immer neuen Namen angerufen, unter anderen. „Herrin“, „Schöne“,
„Morgenröte des Heils“, „Pforte des Himmels“, „Stern des Meeres“.
Die letztgenannte Übersetzung „Stern
des Meeres“ geht auf den hl. Bernhard von Clairveaux zurück und
damit auch der Hymnus „Ave maris stella“ = „Meerstern ich dich grüße“.
Mit seiner Aufforderung „Respice
stellam, voca Mariam! = Blick auf zum Stern, rufe Maria!“ hat
Bernhard von Clairveaux die Deutung „Stella maris = Meerstern“
populär gemacht.
Wie kaum bei einem anderen Heiligen war
das Leben, das Wirken und Tun dieses Mannes marianisch ausgerichtet und
geprägt.
Eine Legende drückt das recht anschaulich
aus:
Einst ging Bernhard im Kreuzgang des
Klosters an einer Marienstatue vorbei und – seiner Gewohnheit gemäß –
grüßt er sie ehrfurchtsvoll: „Ave Maria!“
Da soll die Gottesmutter selbst mit
einer Verneigung des Hauptes ihm geantwortet haben:
„Ave Bernhard!“
Jedenfalls dieser Abt, Bernhard von
Clairveaux, greift in einer Predigt über den Namen Mariens mehrmals das
Bild des Meeressternes auf.
Maria sei sehr zutreffend, so sagt
Bernhard, einem Stern vergleichbar.
Ich zitiere aus seiner Predigt:
„Wie der Stern ohne Einbuße seiner
selbst seinen Strahl aussendet, so hat Maria als Jungfrau den Sohn
geboren, ohne dass ihre Jungfräulichkeit gemindert wurde. – Der Strahl
mindert nicht die Helligkeit des Sterns, so auch nicht der Sohn die
Unversehrtheit der Jungfrau. – Sie ist jener hehre Stern, aufgegangen
aus Jakob, dessen Strahl die ganze Welt erleuchtet, dessen Glanz die
Himmel überstrahlt, die Tiefen durchdringt und alle Lande erhellt. Er
erwärmt mehr den Geist als den Körper, läßt die Tugenden reifen und
verbrennt die Laster.“
So haben wir bis heute Lieder und Gebete,
in denen Maria als „Meerstern“ gegrüßt wird, als „Stern im
Lebensmeere“.
Diese Auslegung des Namens Mariens wird
auch durch die Vorstellung begünstigt, dass Maria als die Makellose
trostvoll über dem Meer von Sünde und Unheil schwebt und in der Nacht
der Stürme den Blick der Bedrängten und in Not Geratenen auf sich zieht.
Die Gläubigen schauen sie als leuchtenden Stern, rufen sie in Gefahren
an als ihre Mutter und suchen bei ihr voll Vertrauen Trost, Zuflucht und
Hilfe in ihren zahlreichen Leiden und Nöten.
Wie auch immer:
Der Name „Maria“ bezeichnet jene
Frau, die ganz „voll der Gnade“ war, wie es im Ruf vor dem
Evangelium heute geheißen hat und die „bei Gott Gnade“ gefunden
hat, wie wir im Evangelium gehört gaben.
Als Jesus am Kreuz starb, gab er seine
Mutter auch uns zur Mutter.
Und so dürfen wir mit recht ihren
heiligen Namen anrufen, zu ihr rufen und sie grüßen wie es der Engel
getan hat, als er Maria die Botschaft brachte.
Sie, die Mutter des Erlösers, ist die
Ursache auch unserer Freude, Trösterin in der Betrübnis, die Hilfe der
Christen und die Zuflucht der Sünder, das Zeichen der Hoffnung
schlechthin in unserem Suchen und Fragen, unserem Ringen und Kämpfen,
Stern im Lebensmeere, der uns sicher durch alle Nächte und Stürme
begleitet und uns den Weg weist zum letzten Ziel all unserer Wege und
Fahrten.
Bitte für uns, hl. Gottesmutter, dass wir
würdig werden der Verheißungen Christi.
Ja, bitte für uns Sünder jetzt und in der
Stunde unseres Todes.
Amen |