Wann ist der kürzeste Tag
des Jahres? – Richtig! Der 21. Dezember! – Nach unserer Zeitrechnung ist
das so.
Hätten wir aber vor mehr
als 500 Jahren gelebt – also vor der „gregorianischen Kalenderreform“
(1582 durch Papst Gregor XII.) – dann wäre es der 13. Dezember gewesen.
Nach damaligen Berechnungen war das der kürzeste Tag des Jahres, der
Tag der Wintersonnenwende.
Und die Kirche hatte und
hat bis heute noch für diesen Tag eine passende Heilige: die heilige Luzia,
deren Fest am 13. Dezember begangen wird.
Bei der heiligen Luzia verrät
schon der Name, worum es bei ihr geht.
„Luzia“
kommt nämlich vom Lateinischen „lux“ und heißt auf Deutsch „Licht“. Luzia bedeutet also die Lichte, die
Leuchtende, die
Lichtvolle oder auch die Lichtbringerin. Mit ihrem Festtag am 13.
Dezember begannen die Tage wieder länger zu werden.
Von daher kommen auch
folgende Bauernregeln:
Was wissen wir von
dieser Heiligen? Wer war sie?
Luzia wurde um 286 n.
Chr. in Syrakus auf Sizilien geboren. Sie stammte aus einer vornehmen
und wohlhabenden Familie. Sie wurde christlich erzogen. Ihr Vater
verstarb früh. Sie verehrte sehr die heilige Agatha von Catania, die um 250,
also wenige Jahrzehnte zuvor auf Sizilien als Märtyrin gestorben war.
Wie die heilige Agatha hatte
sich auch Luzia vorgenommen, nicht zu heiraten, sondern – um Christi
willen – ehelos zu bleiben und jungfräulich zu leben. – Ihre Mutter Eutychia aber wollte sie mit einem jungen Mann verheiraten, der nicht an
Christus glaubte, mit einem Heiden. Luzia flehte im Gebet um Hilfe. So
gelang es ihr, dass die Verlobung immer weiter hinausgeschoben wurde.
Eines Tages erkrankte
Luzias Mutter schwer an Blutfluss. Voller Vertrauen in die heilige Agatha
überredete Luzia ihre Mutter zu einer Wallfahrt zum Grab der Heiligen. –
Das Wunder geschah und die Mutter wurde wieder gesund.
Die Mutter freute sich
über ihre Heilung und wollte aus Dankbarkeit ihrer Tochter einen Wunsch
erfüllen. Luzia wollte ihrem Schwur treu bleiben und wünschte sich
nichts mehr, als ehelos und Gott geweiht leben zu dürfen. Die Mutter
gewährte ihr diesen Wunsch. Die Mutter stimmte auch zu, dass Luzia ihr
Vermögen unter die Armen verteilte.
Doch der auserwählte
Bräutigam war gar nicht einverstanden.
Er sah sich getäuscht.
Wütend zeigte er Luzia beim Statthalter des Kaisers Diokletian an, unter
dessen Herrschaft die Christen grausam verfolgt wurden.
Schon bald wurde Luzia
festgenommen, denn sie hörte nicht auf, mutig zu erklären, dass nur
Christus ihr Bräutigam sei. Auch angesichts von Folter und eines
qualvollen Todes war sie nicht bereit, weder ihr Gelöbnis aufzugeben
noch ihrem Glauben abzuschwören.
Längere Zeit wurde die
junge Frau gefangen gehalten und schrecklich gequält. Sie hat die
Misshandlungen über sich ergehen lassen, ohne zu klagen. Immer
grausamere Foltermethoden wurden für Luzia geplant. Schließlich befahl
der Statthalter sie in ein Haus für Dirnen zu bringen. Sie sollte
gefesselt auf einem Ochsenkarren durch die Stadt gefahren und dorthin
gebracht werden.
Doch Luzia wurde auf
wundersame Weise davor bewahrt: Sie wurde durch die Kraft des heiligen
Geistes so schwer, dass niemand sie von der Stelle bewegen konnte, „nicht einmal tausend Mann, die der Statthalter zu Hilfe rief, und ein
Joch Ochsen dazu, das man vor den Karren spannte“.
Dann wurde sie mit heißem
Öl übergossen. Aber Luzia blieb unverletzt. Daraufhin wurde der Befehl
erteilt, sie mit dem Schwert zu töten. Anderen Überlieferungen zufolge
wurden ihr auch die Augen ausgerissen, weswegen sie oft mit Augen, die
sie auf einer Schüssel trägt, dargestellt wird.
Luzia starb mit 18
Jahren im Jahr 304 für ihren Glauben an Jesus Christus. Nach ihrem Tod wurde
sie in der Katakombe San Giovanni vor der Stadt Syrakus begraben. Eine
frühe Grabinschrift (um 400) und ihre Erwähnung in allen Martyrologien
lassen es als sicher erscheinen, dass sie gelebt hat, auch wenn ihr
Leben später mit zahlreichen Wundern ausgeschmückt wurde. Interessant
ist auch, dass Ihr Name zusammen mit anderen frühchristlichen
Märtyrinnen im ersten Hochgebet, dem römischen Kanon, genannt wird.
Besonders verehrt
wird Luzia in Italien und in Skandinavien, vor allem in Schweden. In
Italien ist sie eine populäre Volksheilige. Das italienische Lied „Santa Luzia“ ist ihr gewidmet.
Und wie kommt es zu
ihrer Verehrung von Luzia in den nordischen Ländern?
Ein wichtiger Grund ist,
dass es dort im Dezember viel länger dunkel ist als bei uns – manchmal
wird es gar nicht richtig hell – so dass sich die Menschen noch mehr als
hierzulande, geschweige denn in Italien, nach Licht sehnen. Darum haben
die Menschen im Norden Luzia – diese Lichtgestalt, diese „Leuchtende“
und „Lichtvolle“ – besonders in ihr Herz geschlossen. Und es sind
Bräuche entstanden, die mit Luzia als „Lichtbringerin“ zu tun haben.
Aus dem Leben der heiligen
Luzia wird erzählt, dass sie sich sehr für ihre hungernden und armen,
oft auch verfolgten und sich versteckt haltenden Mitchristen eingesetzt
habe. Sie habe sie auch mit Lebensmitteln versorgt. Damit sie aber beide
Hände frei hatte zum Tragen der Speisen und um den Weg durch die
Dunkelheit zu finden, habe sie sich einen Kranz mit Kerzen auf den Kopf
gebunden.
So kommt es, dass vor
allem in Schweden seit alters her die Luzia-Nacht als Mittwinternacht
gefeiert wird. Die älteste Tochter trägt ein weißes Gewand mit einer
roten Schärpe, dazu einen grünen Kranz mit einer Reihe brennender Kerzen
auf dem Kopf, eine Art Lichterkrone. So geht sie morgens von Zimmer zu
Zimmer und weckt die Eltern und Geschwister. Alle warten schon darauf,
denn Luzia bringt das Frühstück ans Bett, außerdem die ersten Kostproben
der Weihnachtsplätzchen. In Schweden heißen diese Plätzchen „Lussekatter“,
gesprochen „Lüssekatter, das heißt auf Deutsch „Luziakatzen“.
Aber eigentlich bringt
Luzia nicht nur Speisen und süßes Gebäck, sondern noch mehr, nämlich
Licht, Helligkeit und Wärme. Ihr Licht erhellt
den Morgen des neuen Tages.
Luzia, die
Lichtbringerin! Luzia, eine Lichtgestalt in dunkler Zeit.
Verständlich, dass gerade
in Gegenden, in denen die Dunkelheit des Winters ganz besonders intensiv
wahrgenommen wird, diese Lichtsymbolik bis heute von großer Bedeutung
ist.
Symbolisch geht Luzia der
heller werdenden Welt als „Licht-Hoffnungsträgerin“ voran und beschenkt
die Menschen zeichenhaft, so wie Gott uns sein Licht und viele gute
Gaben immer wieder schenkt.
Nicht nur in der Familie,
auch im Kindergarten und in Schulen ist es üblich, dass am Luzia-Tag
Kindern Kerzenkränze auf den Kopf gebunden werden.
Die brennenden Kerzen auf
dem Haupt sind – ähnlich wie unsere Kerzen am Adventkranz – Vorboten des
Weihnachtslichtes. Sie weisen letztlich auf den hin, der als das wahre
Licht in die Welt gekommen ist. Er ist das Licht, das alle Finsternis
vertreibt und selbst dunkelste Stunden und Situationen erhellen und
erleuchten kann. Sogar im Tod glauben wir als Christen, dass wir nicht
ins Leere fallen, in ein dunkles Nichts, sondern geborgen sind und
ewiges Leben haben, Leben in seinem Leben, Leben in seinem Licht. Nicht
nur Weihnachten ist ein Lichtfest, sondern auch Ostern!
Und so beten wir für
unsere Verstorbenen: „Das ewige Licht leuchte ihnen. Herr, lass sie
leben in deinem Frieden.“
Christsein heißt Licht
sein!
Lichtträgerin sein, Lichtträger und Lichtbringer – wie die heilige Luzia.
Licht dahin bringen, wo es dunkel ist, das ist auch unser Auftrag.