Auschwitz, 31. Juli 1941:
Der Lagerführer Karl Fritsch verurteilt nach der Flucht eines Gefangenen
willkürlich zehn Mithäftlinge zum Tod.
Häftling Nr. 16670
tritt vor und sagt zu dem SS-Mann: „Ich bin katholischer Priester und
ziemlich alt. Ich
möchte seinen Platz einnehmen.“ – „Was will das
Pfaffenschwein?“ Aber dann akzeptiert der Kommandant doch den
Tausch.
Die zehn Todeskandidaten
werden nackt in eine unterirdische Dunkelzelle gepfercht. Sie erhalten
nichts mehr zu essen und zu trinken. In den folgenden Tagen sind aus
diesem Hungerbunker laut gesprochene Gebete und religiöse Lieder zu
hören.
Am 14. August
– zwei Wochen später – leben noch vier der Häftlinge. Sie werden durch
eine tödliche Phenolspritze umgebracht. Als letzter von ihnen stirbt
Pater Maximilian.
Geboren
wurde er am 8. Januar 1894
als Sohn eines deutschstämmigen Webers im damals russischen Teil Polens.
Raimund,
das ist sein Taufname, erbte das kämpferische Temperament des Vaters,
der als Mitglied einer Freiheitsarmee die Polen vom zaristischen Joch
befreien wollte.
1907
trat er in das Knabenseminar der Franziskaner in Lemberg ein und nahm
1910
als Novize den Namen Maximilian an.
Ab 1912
studierte er in Rom, promovierte zum Doktor der Philosophie und der
Theologie.
1917
gründete er mit sechs Mitbrüdern eine geistliche Gemeinschaft, die „Militia
Immaculatae", deren Aufgabe es sein sollte, der zunehmenden Feindschaft
gegen die Kirche zu begegnen.
1918
empfing er die Priesterweihe. Nach Polen zurückgekehrt wurde Kolbe
1919
zunächst Dozent am Priesterseminar in Krakau.
Kaum von
einer schweren Lungentuberkulose genesen, begann er mit der Herausgabe
einer schon bald weit verbreiteten Monatszeitschrift mit dem Titel „Ritter der Unbefleckten“.
1927
gründete er in der Nähe von Warschau ein publizistisch tätiges
Missionszentrum mit dem Namen „Niepokalanow“ –
„Stadt der Unbefleckten“.
1930
brach er mit vier Mitbrüdern nach Japan auf, rief die japanische Ausgabe
der Zeitschrift „Ritter der Unbefleckten“ ins Leben und gründete eine
zweite Marienstadt.
Ab 1936
baute er Niepokalanow in Polen aus. Es wird zum größten Kloster und
Pressezentrum Polens, mit Rundfunkstation, Werkstätten, Schulen,
Krankenhaus, eigenem Bahnanschluss und Flugplatz.
Doch 1939
besetzen deutsche Soldaten die Stadt.
Pater Maximilian Kolbe
und viele seiner Mitbrüder werden am 19. September des Jahres verhaftet,
kommen allerdings knapp drei Monate später wieder frei.
Nicht zuletzt weil er und seine Mitarbeiter monatelang 2000 Juden
versteckten, wird Kolbe im Februar 1941
erneut von der Gestapo verhaftet, in ein Warschauer Gefängnis
eingeliefert, schwer misshandelt und schließlich ins Konzentrationslager
Auschwitz deportiert.
Wie für
kaum jemand sonst gilt für Maximilian Kolbe der Satz des Evangeliums: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für
seine Freunde“ (Joh 15, 13). Bis in die letzten Stunden seines
Lebens hat sich der Franziskanerpater für seine Mitmenschen eingesetzt
und ihnen seelischen Beistand geleistet.
Er ist
nicht nur seinen eigenen Tod, sondern aus freiem Willen
stellvertretend auch den Tod eines anderen gestorben.
Wir
dürfen annehmen, dass er sich hineingenommen wusste in die Liebe
zwischen Gott Vater und Gott Sohn – „Wie mich der Vater geliebt hat,
so habe auch ich euch geliebt.“ (Joh 15, 9) – und deshalb in
radikaler Weise das Gebot erfüllen konnte: „Liebt einander!“ (Joh
15, 12)
Für
Maximilian Kolbe schloss dies selbst die Feindesliebe ein. Er rief seine
Brüder und Mitgefangenen dazu auf, auch für die Deutschen, die so
unmenschlich mit ihnen umgingen, zu beten und sie zu lieben. „Betet für die, die euch verfolgen!“
So
hat ihn Papst Paul VI. 1971
als „Märtyrer der Liebe“ selig und Johannes Paul II. am 10
Oktober 1982
heilig gesprochen.
Viele
Deutsche und Polen verehren ihn auch als „Märtyrer der Versöhnung“.
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