Kennen Sie Josefine
Bakhita?
Haben Sie schon einmal
etwas von ihr gehört?
Josefine ist eine der
zahlreichen Menschen, die von Papst Johannes Paul II. zunächst selig und
dann im Jahr 2000 heiliggesprochen wurde. Sie ist außerdem die erste
Ordensfrau mit schwarzer Hautfarbe.
1869 wurde sie im Sudan
geboren. Als 8-jähriges Mädchen wurde sie von Sklavenhändlern geraubt
und achtmal auf dem Sklavenmarkt verkauft, mehrmals also weiterverkauft.
Dabei wurde sie äußerst schlecht behandelt, ja geschunden, malträtiert
und grausam gequält, z. B. täglich ausgepeitscht, so dass ihr zarter
Körper eine einzige offene Wunde war. Von einem Besitzer wurde sie auf
solch schmerzliche Weise als Eigentum tätowiert, dass es sie an den Rand
des Todes brachte.
Schließlich „erwarb“ sie
in Karthum (Sudan) der dort residierende italienische Konsul Callisto
Legnani. Er nahm sie 1885 mit nach Italien, als er in die Provinz
Venedig zurückkehrte. Dort trat er sie als Kindermädchen an eine reiche
Handelsfamilie ab, mit der er befreundet war. Hier kam sie mit der
Kirche und dem katholischen Glauben in Berührung.
Als das Ehepaar eine
längere Auslandsreise machen musste, brachten sie Josefine vorübergehend
bei den Canossianerinnen unter. „Canossianerinnen“ werden die Mitglieder
der „Kongregation der Töchter der Liebe der heiligen Margareta von
Canossa“ genannt. Dort lernte sie den christlichen Glauben noch besser
und tiefer kennen und ließ sich mit 20 Jahren taufen. Sie erhielt den
Namen Josepha Margarita Fortunata Maria.
Bei ihrer Rückkehr nach
Italien forderte die Familie ihr ehemaliges Kindermädchen in ihren
Dienst zurück. Doch Josefine weigerte sich. Sie wollte im Kloster
bleiben. Auch die Oberin verweigerte sich den Forderungen der Familie
und erzwang gerichtlich ihre Freilassung.
Sie, die immer gehorchte
und sich unterwarf, sie, die nie gewagt hat, sich etwas herauszunehmen
oder sich zu beschweren, sie, die immer alles erduldete, selbst wenn sie
geschlagen wurde, begehrt das einzige, aber entscheidende mal auf.
Sie kämpft dafür, bei den
Canossianerinnen als Ordensschwester eintreten zu dürfen. Sie will sich
jenem Gott weihen, den sie vor noch gar nicht langer Zeit kennen und
lieben gelernt hat.
Obwohl erst 1920 offiziell
die ersten schwarzen Schwestern in einem kirchlichen Orden zugelassen
wurden, durfte Josefine auf Fürsprache des Patriarchen von Venedig,
Guiseppe Sarto, des späteren Papst Pius X., der sie auch getauft hatte,
schon 1891 in den Orden eintreten.
Im Kloster übernahm sie
einfache Dienste. Sie wirkte zunächst in Vicenza vor allem an der
Klosterpforte, wo sie trotz Krankheit und Schmerzen, hervorgerufen durch
die Misshandlungen in der Sklavenzeit, durch ihr Lächeln und ihre
Freundlichkeit sehr beliebt und angesehen war.
Später wurde Josefine in
die Niederlassung des Ordens nach Schio versetzt, wo sie als Köchin, als
Pförtnerin und als Messnerin tätig war. Von den Leuten wurde sie „la
nostra madre moretta“ genannt, „unsere kaffeebraune Mutter“.
Auf Wunsch ihrer
Ordensoberin schrieb Josefine ihre Erlebnisse in der Sklaverei nieder
und wurde damit in ganz Italien bekannt. Sie reiste durch das ganze
Land, um über ihren Weg in die Freiheit zu berichten und für ihren
Glauben Zeugnis zu geben. Mit ihren Erlebnisberichten und Vorträgen
füllte sie Kirchen und Säle. Sie beeindruckte die Menschen durch ihre
Freundlichkeit und ihre herzliche Art.
Liebe Schwestern und
Brüder!
Die Geschichte von
Josefine Bakhita ist die von tausenden und abertausenden Sklaven ihrer
Zeit. Ihr Lebensschicksal zeigt aber auch viele Ungerechtigkeiten, unter
denen bis heute weltweit viele Menschen leiden: Ausbeutung, Rassismus,
Diskriminierung, Missbrauch, Menschenhandel – auch bei uns.
Daran zu erinnern und sich
für diese Menschen einzusetzen, wird auf Anregung von Papst Franziskus
ihr Gedenktag am 8. Februar seit 2015 auch als „Internationaler Tag des
Gebetes und der Reflexion gegen den Menschenhandel“ begangen.
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