Die
Kirche gedenkt heute des Apostels und Evangelisten Johannes.
Ursprünglich gehörte er zu den Jüngern des Täufers, bis Jesus ihn
zusammen mit seinem Bruder Jakobus in den Kreis der Apostel berief.
Wie das
andere Brüderpaar, Petrus und Andreas, so stammten auch die beide Söhne
des Zebedäus aus Betsaida und waren von Beruf Fischer.
Johannes
war wohl kaum jener sanfte Jüngling, als den ihn die christliche Kunst
oft dargestellt hat. Er muss – wie sein Bruder Jakobus – sehr energisch
gewesen sein und ein heftiges Temperament besessen haben, weswegen Jesus
den beiden den Beinamen „Boanerges“ gab, „Donnersöhne“ (Mk
3, 17).
In der
Wahl ihrer Mittel waren sie anscheinend nicht zimperlich.
Das zeigt
sich, als ein samaritisches Dorf Jesus und die Seinen nicht aufnimmt. Da
wollen die „Donnersöhne“ Feuer vom Himmel fallen lassen.
Die
beiden sind es auch, die im Gespräch mit Jesus die Plätze zu seiner
Rechten und zu seiner Linken im Reich Gottes für sich haben wollen.
Andererseits gehört Johannes zusammen mit seinem Bruder Jakobus und
Petrus zu den Dreien, denen Jesus besondere Nähe und Zugehörigkeit zu
ihm schenkt und die er an wichtigen Ereignissen teilnehmen lässt.
So dürfen
sie z. B. bei der Auferweckung der Tochter des Synagogenvorsteher Jairus
dabei sein.
Diese
drei nimmt Jesus auch auf den Berg der Verklärung mit und schenkt ihnen
die Taborstunde. Auch im Garten Getsemani sind sie zugegen.
Im
Abendmahlsaal ruht Johannes an der Brust Jesu, was auf eine tiefe
Verbundenheit, ja Freundschaft mit Jesus hinweist.
Er ist es
auch, der im Abendmahlsaal im Auftrag der anderen die Frage nach dem
Verräter stellt.
Auch in
der Passion und bei der Auferstehung spielt Johannes eine besondere
Rolle. Als einziger der Apostel steht er mit Maria unter dem Kreuz. Das
große Vertrauen und die besonders innige Beziehung, die er zu Jesus
hatte und Jesus zu ihm, zeigt sich darin, dass Jesus ihm sterbend seine
Mutter anvertraute (Joh 19, 26 - 27).
Am
Ostermorgen ist Johannes als erster am Grab. Er ist sogar schneller als
Petrus. Aber er wartet und lässt diesem den Vortritt. Er ahnt auch am
schnellsten, was wirklich geschehen ist. Es heißt von ihm: „Er sah
und glaubte“ (Joh 20, 8).
Genauso
erkennt er nach Ostern beim reichen Fischfang als erster, wer der Fremde
am Ufer ist, der die Jünger nach vergeblichem Fang noch einmal heißt
hinauszufahren und die Netze auf der rechten Seite des Bootes
auszuwerfen. Johannes erkennt und bekennt:
„Es
ist der Herr“ (Joh 21, 7)
Wenn wir das alles bedenken, dann können wir gut nachvollziehen, was
Johannes in seinem ersten Brief (Lesung vom heutigen Festtag)
geschrieben hat: „Was wir gehört haben, was wir
mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und mit unseren Händen
angefasst haben, das verkünden wir euch: das Wort des Lebens“ (1 Joh 1,
1).
Johannes
verkündet die Botschaft von Christus als Augen- und Ohrenzeuge. Und als
solcher wirbt er für den Glauben.
Es drängt
ihn weiterzugeben, was er selbst empfangen hat, den Glauben, das Licht,
die Freude, den Frieden, „Gnade über Gnade“.
Das
Symbol des Evangelisten Johannes ist der Adler.
Wie ein
Adler umkreist er und meditiert er immer wieder die gleichen Themen. Ein
großes Thema im Evangelium und in den Briefen des Johannes ist die Liebe
Gottes und das Bleiben in dieser Liebe, das Bleiben in Gott.
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für uns
dahingab“ (Joh 3, 16). Und von ihm, dem Sohn heißt es: „Da er
die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur
Vollendung“ (Joh 13, 1b).
Und Jesus
selbst sagt in den Abschiedsreden: „Es gibt keine größere Liebe, als
wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde“ (Joh 15, 13).
Das alles
gipfelt auf in der Aussage: „Gott ist die Liebe. Und wer in der Liebe
bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm“ (1 Joh 4, 16b).
In der
nachösterlichen Zeit – davon berichtet die Apostelgeschichte – verkündet
Johannes zusammen mit Petrus freimütig den Glauben und steht
unerschrocken für seine Überzeugung ein.
Als die
beiden bei einem Verhör vor dem Hohen Rat vernommen werden und ein
Redeverbot bekommen, da lassen sie sich nicht einschüchtern. Und auch
durch Drohungen lassen sie sich nicht von ihrem Tun abbringen. Sie
antworten: „Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen
und gehört haben“ (Apg 4, 20). Und ein andermal in gleicher
Situation antworten sie: „Man muss Gott mehr gehorchen als den
Menschen“ (Apg 5, 29).
Nach der
Überlieferung soll Johannes von Ephesus aus die von ihm gegründeten
Kirchen geleitet haben, bis er während der Christenverfolgung unter
Kaiser Domitian (81 - 96) auf die Insel Patmos verbannt wurde und dort
die Geheime Offenbarung schrieb. Um das Jahr 100/101 soll er hochbetagt
in Ephesus gestorben sein. Demnach wäre er der einzige Apostel, der
nicht als Märtyrer starb.
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