Liebe
Schwestern und Brüder, Wallfahrerinnen und Wallfahrer!
Neben dem
Brüderpaar Petrus und Andreas steht ein zweites Brüderpaar im Kreis der
zwölf Apostel: Jakobus
und Johannes. Die beiden Zebedäussöhne. Ihre
Mutter hieß Salome.
Die beiden
waren ein besonderes Duo: Jesus gab ihnen den Beinamen „Boanerges“,
„Donnersöhne“. „Hitzköpfe“ würden wir heute sagen – wegen ihres
ungestümen Wesens, ihres aufbrausenden Temperaments bzw. ihres
ehrgeizigen Charakters, vielleicht auch wegen ihres unerschrockenen
Mutes und ihres tapferen Herzens. Jedenfalls waren die beiden
offensichtlich keine „Softies“ oder pflegeleichte Typen.
In der Tat
fallen die beiden dadurch auf, dass sie die Plätze rechts und links vom
Herrn in seinem Reich beanspruchen. Und für ein Dorf in Samarien, das
Jesus nicht aufnehmen will, fordern sie ein Strafgericht.
Als Jesus
auf seinen Kreuzestod anspielend die beiden fragt, ob sie den Kelch
trinken können, den er trinken werde, antworten die beiden mit einem
klaren Ja.
Heute feiern wir
das Fest eines der beiden: Jakobus, mit dem Beinamen „der Ältere“, zur
Unterscheidung zum anderen Apostel mit gleichem Namen.
Jakobus
gehört mit Petrus und seinem Bruder Johannes zu den drei bevorzugten
Aposteln, die der Herr an besonderen Ereignissen teilnehmen und ganz in
seiner Nähe sein lässt.
So durfte
Jakobus Zeuge der Auferstehung der Tochter des Jairus sein, sodann Zeuge
der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor und schließlich Zeuge seines
Gebetes im Garten von Getsemani und seiner Todesangst am Ölberg.
Bei der Verklärung
auf Tabor erfährt Jakobus zusammen mit den beiden anderen Aposteln die
Herrlichkeit des Herrn. Er sieht Jesus im Gespräch mit Mose und Elija,
er sieht die göttliche Herrlichkeit Jesu aufleuchten.
Als Kontrast dazu
wird Jakobus in Getsemani und am Ölberg mit dem Leiden und der
Erniedrigung Jesu konfrontiert. Er muss erkennen, dass der von jüdischen
Volk als ein Triumphator erwartete Messias in Wirklichkeit nicht nur von
Ehre und Herrlichkeit umgeben ist, sondern auch von Leiden und von
Schwäche.
Von Beruf
war Jakobus Fischer. Jesus berief ihn und seinen Bruder Johannes bei der
Ausübung ihres Berufes am See Genesareth.
Nach der Auferstehung des Herrn
übernahm Jakobus die Leitung der Urgemeinde in Jerusalem. Eine Legende
berichtet, dass er eine Zeitlang auch in Spanien gepredigt und
missioniert haben soll.
Schließlich
ist Jakobus der erste der Zwölf, der um das Jahr 44 im Martyrium sein
Leben für Christus hingibt, wie uns die Apostelgeschichte berichtet.
König Herodes Agrippa ließ „einige aus der Gemeinde verhaften und
misshandeln. Jakobus, den Bruder des Johannes ließ er mit dem Schwert
hinrichten“ (Apg 12, 1 - 2).
Einer Überlieferung zufolge
sollen etwa um 70 die Gebeine des Apostels auf den Sinai gebracht worden
sein, wo man dafür das Jakobuskloster – heute Katharinenkloster –
errichtete.
Um sie
vor dem Zugriff der Sarazenen zu retten, sollen dann die Gebeine im 8.
Jahrhundert – nach der Eroberung Jerusalems durch die Araber – nach
Spanien gebracht worden sein, und ruhen seitdem in Santiago de
Compostela.
Im Mittelalter
war sein Grab einer der größten Wallfahrtsorte der Christenheit,
bedeutender als Rom und Jerusalem. Und auch heute ist die Wallfahrt nach
Santiago de Compostela sehr populär und beliebt. Unzählige Pilger aus
aller Welt gehen die verschiedenen Jakobuswege, welche von zahlreichen
Pilgerhospizen umsäumt sind.
Jakobus
ist der Nationalheilige Spaniens und der Patron der Pilger. Er wird mit
langem Stab dargestellt, Reisetasche, Kürbisflasche und der berühmten
Pilgermuschel, die sozusagen das „Markenzeichen“ des heiligen Jakobus ist.
Die Pilger, die sich auf den Weg nach Santiago machen oder ein Teilstück
des Weges gehen, tragen gewöhnlich die Jakobsmuschel bei sich. Die
Muschel dient auch als Zeichen an den Straßen und Wegen, die nach
Santiago führen.
Liebe
Schwestern und Brüder!
Der
Mensch ist ein „homo viator“, ein Wanderer, ein Pilger. Das Wandern ist
ein Bild für unser Leben. Unser Leben ist ein Unterwegssein. Zwar gibt
es auch Ruhepunkte, Atempausen, Raststationen, aber das Leben geht immer
weiter. Wir haben hier keine bleibende Stätte. Niemand bleibt hier.
Ein
Pilger auf dem Jakobusweg in Spanien übernachtet in einem Kloster. Er
wundert sich, wie spartanisch die Mönche leben. Als er den Gastpater
fragt, wo sie denn ihre Möbel haben, fragt dieser ihn: „Und wo haben
Sie ihre?“ Er antwortet: „Ja, ich bin unterwegs.“ Da sagt der
Gastpater: „Wir auch!“
Es gilt,
mehr und mehr frei zu werden von allem, was uns bindet und festhält.
Leer werden, Loslassen ist eine Kunst und eine lebenslange Aufgabe.
Liebe
Mitchristen!
Heute
heißt es oft: „Der Weg ist das Ziel.“ – Ehrlich gesagt: Von
diesem Slogan halte ich nicht allzu viel. Er stimmt meines Erachtens nur
zum Teil. Und zwar insofern als wir nicht alles verzwecken sollen. Der
Weg selbst will wahrgenommen werden, ebenso die Natur, die ihn umgibt,
die Begegnungen auf dem Weg und eventuelle Erlebnisse. Das ist richtig.
Aber als Christen laufen wir nicht ziellos. Im Unterwegssein, beim
Gehen, Wandern, Pilgern kann uns bewusst werden, dass wir einem Ziel
entgegengehen.
„Wohin gehen wir?“
fragt Novalis. Seine Antwort: „Immer nach
Hause!“
Paulus sagt: „Unsere Heimat ist im Himmel.“ In einem Lied heißt
es: „Wir sind nur Gast auf Erden“ Und weiter: „Wir wandern ohne Ruhe mit mancherlei Beschwerden der
ewigen Heimat zu.“
Vom
heiligen Augustinus stammt das Gebet: „Unruhig ist
unser Herz, bis es Ruhe findet in dir, o Gott.“
In einem Lied heißt es: (Mel: Nun jauchzt dem
Herren)
Wir
grüßen dich, o Schutzpatron, Jakobus, Zebedäi Sohn!
Apostel
Christi auserwählt und seinen Freunden zugezählt.
Du sahst
ihn im Verklärungslicht, du sahst sein blut‘ges Angesicht,
du trugst
voll Eifer seine Lehr durchs Judenland und übers Meer.
Vom
Gotteshaus am Ebrostrand zogst du zurück ins Heil’ge Land.
Du
trankst den Kelch, den du begehrt, dein Haupt fiel durch Herodes
Schwert.
Als
Erstling im Apostelchor – zogst du durch Zions Perlentor
Mit
Lilienkranz und Palmenzweig zu deinem Herrn ins Himmelreich.
Im hohen
Dom, im goldnen Schrein ruht zu Santiago dein Gebein.
Mit
Muschelhut und Pilgerstab wallt alle Welt zu deinem Grab.
O
Schutzpatron, so hoch verehrt, ach halt uns deiner Liebe wert.
Hilf uns
in Leibs- und Seelennot, hilf uns im Leben und im Tod! |