Exerzitien mit P. Pius

Sie sind hier: Startseite Predigten Festtage von Heiligen Glück gehabt? Gedenktag der heiligen Schutzengel

Startseite
Jahresprogramm
Vorschau
Predigten
   Advent
   Weihnachten
   Fastenzeit und Karwoche
   Ostern
   Pfingsten
   Sonntage im Jahreskreis A
   Sonntage im Jahreskreis B
   Sonntage im Jahreskreis C
   Werktage im Kirchenjahr
   Besondere Anlässe
   Festtage von Heiligen
   Herrenfeste
   Marienpredigten
   Papst und Kirche
Vorträge
Bildmeditationen
Geistliche Impulse
Persönliches
Fotogalerie
Kontakt
Links
 
 
 
 
 

Glück gehabt?

Predigt in der Wallfahrtsmesse am 2. Oktober

Gedenktag der heiligen Schutzengel

 

In einem Friseursalon vor ein paar Wochen. Eine langjährige Kundin kommt zum Haarschneiden. Zur gewohnten Routine gehört jedes Mal dieselbe Haarkünstlerin und immer derselbe Stuhl. Doch diesmal nicht. Die Dame setzt sich spontan auf den nächsten Stuhl. Warum weiß sie selbst nicht.

 

Die Dame sitzt also auf einem anderen Stuhl, wird aber von der gleichen Friseuse wie immer bedient. Plötzlich ist ein Knirschen zu hören, es tut einen Schlag und direkt auf den frei gebliebenen Stuhl kracht ein Ventilator, der sich mitsamt den Dübeln von der Decke gelöst hat.

Der Schreck im Friseursalon ist groß. Die erste Reaktion der Friseuse. „Hui, da haben wir aber Glück gehabt!“ – Ganz anders unsere Dame. Sie ist überzeugte Christin, katholisch. Sie betet, geht in die Kirche und ist aktiv in der Pfarrgemeinde. Für sie ist es nicht „blinder Zufall“, der sie vor Schlimmem bewahrt hat, auch nicht nur „Glück“ oder gar „Schwein gehabt“. Sie sagt: „Da hatte ich aber einen guten Schutzengel“.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Die Frau sieht hinter ihrem Bewahrt- und Behütet-worden-Sein letztlich Gott am Werk. Und sie hat Recht. Ich bin überzeugt:

Die Macht Gottes ist viel öfter im Spiel als wir ahnen. Wie oft haben wir selbst schon im Straßenverkehr, in Krankheit und Unglück, wenn es noch einmal glimpflich abging oder wir ungeschoren und mit heiler Haut davonkamen, wie oft haben wir da selbst schon gesagt: „Da hatte ich aber einen guten Schutzengel?“ Vielleicht nicht nur einen, sondern gleich zwei!

 

Ein bekannter Autoaufkleber mahnt allerdings auch: „Fahr nicht schneller als dein Schutzengel fliegen kann!“ Das heißt: Pass Du auch selbst auf! Fahr nicht zu rasant und zu riskant! Sonst ist dein Schutzengel machtlos.

 

Liebe Wallfahrer und Wallfahrerinnen,

Sie alle kennen wahrscheinlich die Operette von Franz Lehar „Der Zarewitsch“, das Wolgalied. Darin heißt es: „Du hast im Himmel viel Engel bei dir. Schick doch einen davon auch zu mir.“

Wünschen wir das nicht alle – wie jener einsame Soldat am Wolgastrand – einen Engel an unserer Seite, einen, der auf uns aufpasst, der uns birgt und hält, behütet und beschützt?

 

Als Kinder haben viele von uns beten gelernt: „Abends, will ich schlafen gehen, vierzehn Engel um mich stehen...“ Dann werden die Engelpaare aufgezählt, die das Menschenkind im Schlaf mit Schutz umgeben.

 

Unser katholischer Glaube sagt uns – und von klein auf haben wir es wahrscheinlich so gelernt – dass jeder Mensch einen Schutzengel hat, der ihn führt und begleitet, der ihn aufmerksam macht für das Gute und ihn warnt vor dem Bösen. Es gilt aber auch auf ihn zu hören, seine Weisungen wahrzunehmen und der inneren Stimme und dem Gewissen zu folgen.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Der Glaube an Schutzengel ist grundgelegt in der Heiligen Schrift. Ganz oft, an vielen Stellen kommen sie vor.

In der Lesung aus dem Buch Exodus haben wir gehört, wie Gott sagt: „Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich auf dem Weg schützen.“

Auch der junge Tobias (siehe Buch Tobit) erfährt Gottes Schutz, seinen Rat und seine Hilfe, und zwar in Raphael, der ihn auf seiner Reise begleitet und sich später als Bote Gottes zu erkennen gibt.

Im Psalm 91 – wir haben Verse davon als Antwort auf die Lesung gesungen – da stehen die wunderbaren Sätze: „Gott befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.“

Felix Mendelsohn-Bartholdy hat dazu eine wunderschöne Melodie komponiert. 

Als Petrus aus dem Kerker befreit wird, erkennt er dankbar:

„Jetzt weiß ich, dass der Herr seinen Engel gesandt und mich der Hand des Herodes entrissen hat.“ (Apg 12, 11)

Und Jesus selbst? Er spricht ganz selbstverständlich von Engeln. Ihre Existenz ist für ihn gar keine Frage. Nach seinem 40-tägigen Fasten in der Wüste und den überstandenen Versuchungen sind es Engel, die bei ihm sind und ihm dienen. Auch am Ölberg in seiner Todesangst stärkt ihn ein Engel.

Heute im Evangelium, das Eigentext dieses Gedenktages ist, da sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters.“

Mit den „Kleinen“ sind nicht nur die Kinder gemeint, sondern alle Schwachen, auch die wirtschaftlich und sozial Niedrigstehenden, alle einfachen und bedeutungslosen Menschen. – Diese Menschen werden oft geringgeschätzt, übersehen und benachteiligt. Doch genau davor warnt Jesus, indem er auf die Würde gerade dieser Menschen hinweist. Gott kennt und ehrt jeden von ihnen. „Ihre Engel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters.“

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Ein Mann sagt zu seiner Frau: „Du bist für mich ein Engel“. Sie nimmt das Kompliment lächelnd entgegen. Sie weiß ja am besten, wann und wo sie bei vielen Gelegenheiten für ihren Mann da ist und stillschweigend, aufmerksam und zuvorkommend kleine Dienste tut.

„Du bist ein Engel“ haben wir vielleicht auch schon mal zu jemandem gesagt, und damit ausdrücken wollen: „Du bist wunderbar. Wenn ich dich nicht hätte! Danke für deine Hilfsbereitschaft! Danke für deine Güte und Freundlichkeit!“

 

Liebe Mitchristen!

Wir alle brauchen Menschen, die es gut mit uns meinen, die uns begleiten und um unser Wohlergehen besorgt sind. Solche Menschen geben uns Kraft und Vertrauen. Solche Menschen helfen uns über manche Schwierigkeiten hinweg. Solche Menschen haben wir einiges, vielleicht auch viel zu verdanken.

 

„Du bist ein Engel“, hat das auch schon mal jemand zu uns gesagt, zu mir, zu Ihnen? – Sehen Sie: Engel müssen keine Flügel haben. Wir alle können Engel sein, wenn wir für Gott und seinen Ruf offen sind und uns in seinem Sinne für unsere Mitmenschen engagieren, besonders für jene, die der Hilfe bedürfen.

 

Und wenn wir sie mehr wahrnehmen würden und besser erkennen in unserem Umfeld Tag für Tag, die Engel, die uns begegnen, den Schutzengel, der uns begleitet und behütet – und nicht nur denken „Zufall“ oder „Glück gehabt“ – ich bin sicher: Dann gäbe es mehr Freude in unserem Leben und vor allem auch mehr Dankbarkeit.

 

Engel sind Boten Gottes und seine stillen Helfer. In ihnen drückt sich Gottes Sorge um uns Menschen aus. „Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

 

Ich wünsch dir einen Engel,

der in guten und schwierigen Zeiten

an deiner Seite ist,

der deinen Schlaf bewacht

und dich durch den Tag begleitet.

Ich wünsch dir einen Engel,

der dich stärkt und schützt,

der dich tröstet und dir Mut macht,

der dir beisteht mit seiner heilenden Kraft

als Zeichen der Liebe und Nähe Gottes.

Ich wünsch dir einen Engel,

der dir in den Menschen begegnet,

die dir gut sind und sich um dich sorgen,

und der hilft,

für andere zum Engel zu werden.

 

Gisela Baltes

 

   Druckansicht

 

Seitenanfang