„Apostel der Slawen“
werden die beiden Tagesheiligen Cyrillus und Methodius genannt. Papst
Johannes Paul
II., der erste Slawe auf dem Stuhl Petri, hat ihren
Gedenktag zum Fest erhoben und ihnen 1980 den Ehrentitel „Patrone
Europas“ gegeben.
Wer waren
diese beiden Heiligen? Worin besteht ihr Zeugnis?
Wie sah
ihr Leben und Wirken aus?
Inwiefern
können sie auch für uns und die Kirche in unserer Zeit Wegweiser sein?
Cyrillus und Methodius
waren Brüder, geboren in Saloniki.
Von
Kindheit an kannten sie neben ihrer Muttersprache, Griechisch, auch die
slawische Sprache, wie sie nördlich von Griechenland gesprochen wurde.
Methodius,
der ältere der beiden, ging wie sein Vater in den kaiserlichen Dienst
und war in jungen Jahren Statthalter im Gebiet der Slawen, das der
Herrschaft Ostroms unterstand.
840 gab
er seine politische Laufbahn auf und zog sich in ein Kloster am Fuße des
Berges Olymp zurück.
Cyrill
war hochgebildet. Er studierte in Byzanz, empfing dort die heiligen
Weihen und folgte später seinem Bruder ins Kloster.
860
sandte die Kaiserin Theodora Cyrill nach Südrußland, um dort das
Evangelium zu predigen. Methodius begleitete ihn.
Mitte des 9. Jahrhunderts
lebten im Gebiet der heutigen Slowakei, Ungarns und Jugoslawiens
slawische Stämme, die sich im Großmährischen Reich zusammengeschlossen
hatten.
Sie waren
bereit, das Christentum anzunehmen, aber nicht von bayrischen
Missionaren, denn sie fürchteten, dann nicht mehr selbständig zu
bleiben, sondern eine abhängige Provinz des ostfränkischen Reiches zu
werden.
Daher bat
Fürst Rastislaw von Großmähren den Kaiser in Byzanz, ihm Missionare zu
schicken, und zwar solche, die die Slawen in ihrer eigenen Sprache
unterrichten können.
Der
Kaiser und der zuständige Patriarch schickten eine Gruppe griechischer
Missionare, die aus Byzanz kamen. Unter ihnen ragten die beiden Brüder
Cyrill und Methodius hervor.
Cyrill
schuf für die slawische Sprache ein eigenes Alphabet.
Auch
begann er damit die Bibel und die liturgischen Bücher ins Slawische zu
übersetzen. Darüber hinaus gebrauchten die beiden das Slawische als
Sprache der Liturgie.
Während
die fränkischen Missionare in ihren Missionsgebieten Latein als
Liturgiesprache einführten, verzichteten die Missionare aus Byzanz auf
ihre griechische Liturgie und gebrauchten beim Gottesdienst die Sprache
des Volkes.
Dieses
Vorgehen stieß auf harten Widerstand bei der fränkischen Kirche. Die
Bischöfe des Westens protestierten dagegen mit dem Argument, in der
Liturgie dürften nur die Sprachen gebraucht werden, in der die
Kreuzesinschrift verfasst war, also Hebräisch, Griechisch und Latein.
Deshalb
machten sich Cyrill und Methodius auf den Weg nach Rom. Und Papst
Hadrian II. billigte das Vorgehen der beiden.
Die
liturgischen Bücher in slawischer Sprache wurden feierlich auf den Altar
der Kirche Santa Maria Maggiore niedergelegt.
Cyrill
erkrankte in Rom und starb am 14. Februar 869.
Methodius
wurde vom Papst in Rom zum Priester geweiht.
Ein Jahr
später wurde er Erzbischof und Legat des Apostolischen Stuhles in
Pannonien – einem Gebiet, welches das heutige östliche Österreich und
das westliche Ungarn umfasste – und in Mähren. Er arbeitet noch 16 Jahre
am Aufbau einer slawischen Kirche, allerdings nicht ohne Schwierigkeiten
und Hindernisse.
Fürst
Rastislaw war von seinem Neffen gestürzt worden. Und dieser war
Methodius nicht mehr wohlgesonnen. Darum wirkte Methodius zunächst nur
in Pannonien. Dieses Gebiet aber betrachtete der Erzbischof von Salzburg
als sein Missionsgebiet und machte Methodius das Recht streitig, dort
als Bischof zu wirken.
Mit Hilfe
des ostfränkischen Königs nahmen die bayrischen Bischöfe Methodius in
Gewahrsam, verurteilten ihn und kerkerten ihn ein. Zweieinhalb Jahre
hatte er als Gefangener viel zu erdulden.
Papst Johannes VIII.
sorgte für seine Freilassung, setzte ihn wieder in sein Amt ein und
erhob Mähren zu einem selbständigen Bistum. Sieben Jahre später erlaubte
der Papst auch wieder den Gebrauch der slawischen Sprache im
Gottesdienst.
Er
schrieb: „Derselbe Gott, der die drei
hauptsächlichen Sprachen, nämlich die hebräische, griechische und
lateinische geschaffen hat, er hat auch alle anderen Sprachen zu seinem
Lob und zu seiner Ehre erschaffen.“
Die schlimmen Erfahrungen
haben Methodius als Persönlichkeit gefestigt.
Er wirkte mit noch mehr Eifer in seiner
Mission.
Er unternahm Missionsreisen bis in die
Karpaten und in den Süden des heutigen Rußland.
Aber bis zu seinem Tod am 6. April 885
blieb er Anfeindungen ausgesetzt.
Die
Arbeit der beiden Brüder trug Früchte.
Etwa
hundert Jahre nach ihrem Tod nahm der Großfürst von Kiew den
christlichen Glauben an. Auch dort wurde in der Kirchensprache der
beiden Brüder Gottesdienst gefeiert. Und die von Cyrill geschaffene
Schrift wird bis heute auf dem Balkan und in Rußland verwandt.
Mit ihrer
Missionsmethode wurde die Sprache und das kulturelle Erbe der slawischen
Stämme bewahrt und weiterentwickelt.
Zugleich
wurde eine mit Rom verbundene Kirche aufgebaut, die ihre eigene
liturgische Tradition entwickelte, die bis heute in den slawischen
Ostkirchen und in der katholischen Kirche in Jugoslawien weiterlebt.
Cyrill und Methodius
waren von Geburt und Erziehung Griechen.
Das
oströmische Reich mit seiner griechischen Sprache und Kultur besaß zur
damaligen Zeit durchaus nationales Selbstbewusstsein. Aber die beiden
Heiligen machten sich von aller nationalen Überheblichkeit und Enge
frei. Sie waren tief durchdrungen von der Überzeugung, dass Christus für
alle Menschen gestorben ist und alle Völker zum Heil berufen sind.
In einer
wirklich katholischen, das heißt die ganze Welt umfassenden Weite
folgerten sie daraus, dass die Liturgie in jeder Sprache gefeiert werden
kann.
Weil sie
wollten, dass das Licht Christi überall ohne unnötige Verhüllung
leuchtet, kämpften sie gegen alle Widerstände für die slawische Sprache
im Gottesdienst.
Nach dem II. Vatikanischen Konzil
gab es eine Liturgiereform.
Wir
feiern seither die Heilige Messe in der Volkssprache.
Auch die
Missionare und Missionarinnen versuchen, in ihre Verkündigung auf die
Eigenart der verschiedenen Völker einzugehen und nicht ein westliches
Christentum zu importieren und überzustülpen.
Wir
sprechen von Inkulturation. Eine große Aufgabe! Und gewiss gelingt sie
nicht immer gleich gut.
Beten wir
am Fest der großen Slawenapostel darum, dass die Missionare überall auf
der Welt, aber auch die für die Weltkirche Verantwortlichen in Rom und
anderswo aus ihrem Geiste handeln.
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