Wer hätte
das gedacht? Es gibt eine Heilige, die Corona heißt.
Ich muss
ehrlich gestehen: Mir war diese Heilige bisher ganz und gar unbekannt.
Nun bin ich – aus aktuellem
Anlass – von mehreren Seiten darauf
aufmerksam geworden.
Und das
Überraschende war für mich, dass ausgerechnet sie – unter anderem – als
Schutzpatronin in Sachen Seuchen gilt und bei Seuchengefahren und in
Seuchenzeiten besonders um Hilfe angerufen wird. Kein Wunder, dass die
heilige Corona augenblicklich – in Zeiten der Corona-Krise – eine
ungeahnte Renaissance und eine sagenhafte Aufwertung ihres
Bekanntheitsgrades erlebt.
Mit dem
Corona-Virus hat die Heilige allerdings nichts zu tun. Das Wort „corona“
stammt aus dem Lateinischen und heißt „Krone“ oder „Kranz“. Das Virus
heißt so, weil es ein kranzförmiges Aussehen hat. Die Heilige hat dem
Virus also nicht den Namen gegeben. Schutzpatronin gegen Seuchen war sie
schon lange vor dem Ausbruch des Corona-Virus. Dessen Verbreitung hat
jedoch den Focus auf diese ansonsten kaum bekannte Heilige gelenkt.
Bei der
heiligen Corona handelt es sich um eine frühchristliche Märtyrerin. Ihre
Verehrung ist noch heute vor allem in Ostbayern und Österreich
verbreitet. Im Mittelalter war die Heilige in ganz Europa populär.
Reliquien
der heiligen Corona sollen einst von Kaiser Karl IV. nach Prag und von Kaiser
Otto III. 997 nach Aachen gebracht worden sein, wo sie heute aus
restauratorischen Gründen in der Domschatzkammer aufbewahrt werden. In
vorreformatorischer Zeit ist eine Verehrung der heiligen Corona auch für
den Dom zu Bremen bezeugt.
In
Niederösterreich und bei Wien tragen zwei Ortschaften den Namen „St.
Corona“. Im Bistum Passau sind zwei Kirchen nach ihr benannt. Und in
Sauerlach vor den Toren von München ist ihr eine kleine Kapelle
gewidmet. Das Innere schmückt ein einfacher Holzaltar mit Abbildungen
der Heiligen. Auf der Außenwand dieser idyllisch im Wald gelegenen
Kapelle ist folgender Text zu lesen:
“Müder
Wanderer stehe still,
mach
bei Sankt Corona Rast.
Dich
im Gebet ihr fromm empfiehl,
wenn
du mach Kummer und Sorgen hast.“
Wer
war diese Heilige?
Lateinische, griechische und koptische Quellen geben Auskunft.
Allerdings weichen die Berichte stark voneinander ab. Einem der Berichte
zufolge ließen die Römer im syrischen Antiochien einen Soldaten namens
Viktor öffentlich foltern, der sich als Christ zu Jesus als seinem Herrn
bekannte. Da sei eine junge Frau – erst 16 Jahre alt – zu ihm
hingetreten und habe ihm Trost und Mut zugesprochen. Je nach
Überlieferung war es die Frau des Gefolterten oder die Braut eines
Kameraden. Damit outete auch sie sich als Christin, wurde
gefangengenommen und verhört. Im Verhör bekannte sie standhaft und treu
ihren christlichen Glauben. Da sie sich nicht davon abbringen ließ,
musste sie selbst ein ganz schreckliches Martyrium erleiden: Ihre Füße
wurden an die Spitzen von zwei zur Erde gebeugten Palmen gebunden. Als
die Bäume zurück und nach oben schnellten, wurde die junge Frau bei
lebendigem Leib zerrissen.
Andere
Quellen geben als Ort ihres Martyriums Damaskus, Alexandria in Ägypten
oder Sizilien an. Anschließend sollen die Reliquien nach Zypern gelangt
sein. Seit dem neunten Jahrhundert werden sie in Feltre, das zur Region
Venetien in Norditalien gehört, aufbewahrt. Sie wurden 1943 und 1981
kirchlich untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass es sich bei ihnen
um die sterblichen Überreste eines Mannes und einer Frau handelt. Durch
Pflanzenpollen, die bei der Untersuchung gefunden wurden, konnten die
Reliquien auf das zweite Jahrhundert datiert und ihre Herkunft aus dem
Mittelmeerraum bestätigt werden.
Die
heilige Corona ist die Patronin des Geldes, der Fleischer und der
Schatzsucher. Das Patronat in Geldangelegenheiten verdankt sie ihrem
Namen. Wie bereits erwähnt, bedeutet er auf Deutsch „Krone“, welches in
verschiedenen Ländern die Bezeichnung für eine Währung darstellte.
Der
heiligen Corona sind auch verschiedene Wallfahrten gewidmet.
„Corona-Wallfahrten“ gibt es bis heute in St. Corona am Schöpfl
(Wienerwald), in St. Corona bei Staudach (Niederbayern) und in St.
Corona am Wechsel (Niederösterreich).
Aus
Corona am Wechsel ist auch ein Wallfahrtslied überliefert: „Corona
hoch erhoben aus diesem Erdental“, das auf die Melodie des
Kirchenliedes „Gelobt sei Jesus Christus in alle Ewigkeit“
gesungen wird. Aus Corona am Wechsel wird auch von Anrufungen der
jugendlichen Märtyrerin um Standhaftigkeit im Glauben und bei Bitten
gegen Unwetter und Missernte berichtet.
Im
Straßburger Münster ist Corona auf einem Bleiglasfenster des 14.
Jahrhunderts in langem Kleid, mit Mantel und Schleier dargestellt, die
Märtyrerpalme in der Linken. – Den Gedenktag der heiligen Corona begeht
die Kirche am 14. Mai. Interessant ist, dass Corona auch in der
orthodoxen Kirche als Heilige verehrt wird.
„Heilige Corona hilf uns und bitte für uns! Steh uns bei in diesen
schweren Zeiten! Bewahre und beschütze uns in jeder Not und Gefahr!“ |