Er ist
Student und stammt aus vermögenden und vornehmen Kreisen. Bei seinen
Mitstudenten ist er beliebt, weil er mit seinem ererbten Vermögen
großzügig umgeht.
Mit 20
Jahren flieht er nicht vor der Pest, die in Siena ausgebrochen ist,
sondern bleibt in der Stadt.
Er
unterbricht sein Studium, um die Pestkranken zu pflegen; Er kennt keine
Berührungsängste.
Fast Tag
und Nacht ist er für die Kranken im Einsatz, bis er zusammenbricht und
sich selbst die Pest zuzieht.
Mit
knapper Not entgeht er dem Tod und wird wieder gesund.
Das ist
ein Lebensabschnitt des heutigen Tagesheiligen:
des heiligen
Bernhardin von Siena.
Geboren
wurde er im Jahr 1380 in Massa Marittima in der Toscana als Sohn
vornehmer Eltern. Früh verlor er beide Elternteile und wuchs bei
Verwandten in Siena auf.
Nach dem
besagten Einsatz für die Pestkranken verteilte er sein Vermögen an die
Armen und trat mit 22 Jahren in den Orden der Franziskaner ein.
Nach der
Priesterweihe lebte und arbeitete er zehn Jahre lang in einem einsamen
Bergkloster, ohne aufzufallen und ohne von sich Reden zu machen.
Durch
Zufall wurde er als Prediger entdeckt. Mit 37 Jahren musste er für einen
krank gewordenen Mitbruder einspringen. Da beginnt sein Auftreten als
wirkmächtiger Prediger.
Er zieht
– mit der Wanderpredigt beauftragt – als wortgewaltiger Volksmissionar
durch ganz Italien.
Eine zeitgenössische Chronik sagt von seinen Predigtzügen:
„Es war, wie wenn der Frühling in die Welt kommt.“
Er
spricht vor dem einfachen Volk, den führenden Schichten in Stadt und
Land, vor den Professoren der berühmten Universität von Bologna.
Er
vermochte Menschen zu Gott zu führen. Mit eindringlichen Worten gewann
er bei Volksmissionen viele Menschen seiner Zeit – Reiche wie Arme – neu
für ein glaubwürdiges christliches Leben.
Seine
Predigten dauerten oft fünf Stunden. Die Mitte seiner Predigt stellte er
den Leuten jedesmal anschaulich vor Augen: eine Tafel mit den
griechischen Buchstaben IHS. „Es ist uns Menschen kein anderer Name
unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen“. (Apg
4, 12).
Diese Worte des Petrus in der Apostelgeschichte sind das Herz seiner
Predigt. Er verbreitete die Verehrung des Namens Jesu gemäß dem Wort des
heiligen Paulus an die Gemeinde in Philippi: „Vor
dem Namen Jesu soll jedes Knie sich beugen und jede Zunge soll bekennen:
Herr ist Jesus Christus zur Ehre Gottes des Vaters.“
Überzeugen konnte Bernhardin wohl nicht nur wegen seiner klugen Worte,
sondern weil sein Tun dem Reden entsprach.
Er führte
den Namen Jesu nicht nur im Munde, er handelte auch aus dem Geiste Jesu.
Auf seine
Veranlassung hin entstanden Wohltätigkeitsstiftungen, Spitäler,
Waisenhäuser und eine Bank für die Armen.
Bernhardin weiß sich in seinem Wirken allein vor Gott verantwortlich.
Weil er
von niemandem anhängig ist, kann er arm und reich, hoch und niedrig
freimütig die Wahrheit sagen. Dabei arbeitete er daraufhin, dass seine
Hörer seine Worte in die Tat umsetzen.
„Ehebrecher begannen ein neues Leben, öffentliche Sünder kehrten zur
Kirche zurück, Arme und Waisen fanden Aufnahme in Heimen und Spitälern,
Kriege und Fehden wurden beendet, Ordnung und Ruhe zogen in die Städte
und Dörfer ein“,
heißt es in einer Lebensbeschreibung von ihm.
Mitten in seinem segensreichen Wirken
erlebt Bernhardin zweimal eine große Enttäuschung.
Er wird bei zwei aufeinanderfolgenden
Päpsten verleumdet.
1423 und 1432 wurde gegen ihn ein
Häresieprozess eröffnet.
Die Päpste glaubten den Anschuldigungen.
Sie ließen den Prediger verhaften und gaben ihm Predigtverbot. Und der
große Prediger, dem es ein leichtes gewesen wäre, die Massen für sich
und gegen den Papst einzunehmen, hielt sich an das Verbot. Er gehorchte
und zog sich in die Einsamkeit zurück.
Was die Verbannung von der Kanzel, dieser
Rede- und Predigtmaulkorb ihn persönlich gekostet hat, das wissen wir
nicht. Es drang mit keiner Silbe aus seiner Klause.
Bernhardin hatte großartig geredet. Noch
viel großartiger schwieg er jetzt. Es war kein trotziges Schweigen.
Seine Zeitgenossen berichten nur, dass er
nach diesen Jahren in seinen Worten auch den Zugang zu verbitterten
Menschen fand, weil er all das, was zu Groll und Verbitterung führen
kann, selbst durchlitten und aufgearbeitet hatte.
Ja, die falschen Beschuldigungen und die
daraus resultierende Predigtverbote brachten ihm viele Bitterkeiten ein.
Doch ließ er sich nicht verbittern. Er wurde gerade für die Verstockten
und Verbitterten ein großer Helfer.
Je älter der Heilige wurde, desto mehr
steigerte sich seine Wirksamkeit und seine Resonanz in allen Schichten
Italiens. Von überallher rief man ihn zu Vorträgen, zur Predigt, vor
allem in den großen Städten und als Vermittler, um streitende Parteien
zu versöhnen.
Die Päpste versuchten auch den
hervorragenden und beim Volk beliebten Prediger in die kirchliche
Hierarchie einzubinden, indem sie ihn 1427 zum Bischof von Siena, 1432
zum Bischof von Ferrara und 1435 zum Bischof von Urbino ernennen
wollten. Jedesmal lehnte Bernhardin energisch ab.
Innerhalb des Ordens jedoch übernahm er
verantwortungsvolle Aufgaben. Von 1438 bis 1442 war er Generalvikar des
Franziskanerordens. Als solcher hat er auch am Konzil von Florenz
teilgenommen.
Am Vigiltag von Christi Himmelfahrt, 20
Mai 1444 starb er in Aquila und gab sein Leben in die Hände Gottes
zurück. 15 Jahre danach wurde er heiliggesprochen.
KYRIERUFE
Jesus, du
Freund der Armen und Heiland der Kranken
Jesus,
Gottes rettende Nähe für uns Menschen
Jesus, du
Erlöser aus Sünde und Tod |