Die
heutigen Tagesheiligen sind wenig bekannt. Sie gelten als die
Erstlingsmärtyrer des Franziskusordens. Und daher wird Ihr Gedächtnis
hauptsächlich oder sogar ausschließlich in den franziskanischen
Ordensgemeinschaften begangen. Es handelt sich um den hl. Berard und
seine Gefährten.
Berard
kam in Carbio in Umbrien als Sohn einer adligen Familie zur Welt.
Bereits 1213 wurde er vom hl. Franziskus von Assisi in den neu
gegründeten Franziskanerorden aufgenommen. Wenige Jahre später fand
Franziskus, dass es an der Zeit sei, Brüder über Italien hinaus
auszusenden, um auch dort zu evangelisieren und den Glauben
auszubreiten.
So wurden
auf dem Generalkapitel im Jahr 1219 entschieden, auch sechs junge Brüder
nach Südspanien auszusenden, das damals muslimisch war. Ausgewählt
wurden vier Priester Vitalis, Berard, Peter und Otho sowie zwei
Laienbrüder Accursius und Adjutus. Sie sollten den Ungläubigen
unerschrocken den katholischen Glauben verkünden.
Unterwegs
wurde Br. Vitalis, der Leiter der Mission, schwer krank und musste
zurückbleiben. Nun übernahm Berard die Führung. Er war ein guter
Prediger und auch mit der arabischen Sprache vertraut.
Er zog
mit seinen Brüdern über Portugal in das islamische Sevilla, um dort den
Moslems in den Straßen und schließlich sogar in der Hauptmoschee das
Evangelium zu verkünden. Die Muslime ließen sich das natürlich nicht
gefallen und die Brüder wurden mit Schlägen aus der Moschee vertrieben,
festgenommen und wochenlang eingesperrt. Dann wurden sie nach Marokko
ausgewiesen.
Auch dort
verkündeten sie offen und freimütig das Evangelium, erlitten manche
Drangsale und Schikanen. Und weil sie den Islam verachteten und ihrer
Verachtung auch Ausdruck gaben, wurden sie bald als verrückt angesehen.
Schließlich sollten sie Marokko wieder Richtung Portugal verlassen. Dazu
waren sie aber nicht bereit. Auf dem Weg zur Hafenstadt Ceuta flohen sie
immer wieder und kehrten zurück. Sie predigten weiterhin auf den Straßen
und griffen in der Hauptmoschee den Propheten Mohammed heftig an. Das
war natürlich zu viel des Guten, das war – aus unserer heutigen Sicht –
nicht mehr nur offensive, sondern aggressive Glaubensverkündigung,
wahrscheinlich auch Blasphemie und wohl auch falscher Heroismus, der
darauf aus war, das Martyrium um jeden Preis zu provozieren. Jedenfalls,
als man sah, dass sie weder weggehen noch aufhören würden zu predigen,
wurden sie festgenommen, ins Gefängnis geworfen, schrecklich gefoltert
und grausam gequält.
In
einer Chronik wird folgendes berichtet:
Als
die Brüder durch keine Marter im Glauben umzustimmen waren, ließ sie der
König wieder vorführen. Gefesselt, barfuss und blutüberströmt wurden die
Heiligen unter Schlägen vor den König gezerrt. Als dieser bei ihrem
Anblick fand, dass sie weiterhin unerschüttert an ihrem Glauben
festhielten, ließ er einige Frauen kommen – alle übrigen mussten sich
entfernen – und sagte zu ihnen: „Wenn ihr euch zu unserem Glauben
bekehrt, gebe ich euch diese Frauen, auch schenke ich euch viel Geld,
und ihr werdet hochangesehen in meinem Reiche sein." Die seligen
Märtyrer antworteten: „Die Frauen und dein Geld verschmähen wir. All das
verachten wir um Christi willen." – Da ergriff der König, rasend vor
Zorn, einen Säbel, trennte die Heiligen voneinander und spaltete einem
nach dem anderen den Kopf; dabei zerbrach er drei Säbel. So tötete er
sie mit eigener Hand in bestialischer Grausamkeit.
Die
Leichname der Märtyrer wurden
nach Coimbra in Portugal gebracht. Dort sah sie der hl. Antonius, damals
noch ein junger Augustiner-Chorherr mit Namen Fernando. Dieses Erlebnis
erschütterte ihn sehr und bewog ihn, dem Orden der Minderbrüder
beizutreten, um selbst als Märtyrer zu sterben. Doch dazu kam es nicht.
Sein Schiff wurde durch einen Seesturm statt nach Nordafrika an die
Küste von Sizilien verschlagen.
Noch
etwas ist interessant und beachtenswert:
Als der heilige Franziskus die Nachricht vom Blutzeugnis dieser seiner
Brüder und Missionare bekam, rief er – ergriffen und tief berührt - aus:
„Jetzt kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich
fünf wahre Brüder habe.“
Liebe
Schwestern und Brüder!
Zu allen Zeiten hat es christliche Märtyrer gegeben. Am 2. Weihnachtstag
haben wir Stephanus gefeiert, den ersten Märtyrer der Kirche. In vier
Tagen ist das Fest des hl. Sebastian. Einen Tag später, am 21. Januar,
das der hl. Agnes. Beide frühchristliche Märtyrer haben ihren Glauben
nicht versteckt, sondern sich in einer heidnischen Umgebung mutig und
unerschrocken dazu bekannten.
Schließlich kommt mir der hl. Bonifatius in den Sinn, der Apostel der
Deutschen. Oder auch die beiden Engländer John Fischer und Thomas Morus.
Sodann Maximilian Kolbe, Edith Stein, Alfred Delp, Dietrich Bonhoeffer
und viele andere, die im 3. Reich hingerichtet und umgebracht wurden.
Schließlich Oskar Romero, Bischof von El Salvador, der während der hl.
Messe am Altar erschossen wurde.
Gott
sei Dank, liebe Schwestern und Brüder,
wird von uns heutzutage und hierzulande kein Blutzeugnis gefordert. Doch
viele unserer Glaubensgeschwister in anderen Ländern, des Nahen Ostens
z. B., in Asien und Afrika werden schikaniert und diskriminiert,
eingeschüchtert und eingekerkert. Hab und Gut wird ihnen genommen. Sie
werden mit dem Tod bedroht, müssen fliehen, werden vertrieben und immer
wieder auch umgebracht.
Liebe
Schwestern und Brüder!
Christenverfolgung
ist keine Sache vergangener Zeiten. Nie in der Kirchengeschichte hat es
eine Christenverfolgung gegeben in dem Ausmaß und so schlimm wie heute.
– Doch das Tragische ist: Der Westen schaut weitgehend weg. Es ist
schwer zu sagen, was die Christen in Angst und Verfolgung mehr schmerzt,
der beißende Hass und die Gewalt ihrer Peiniger oder die grausame
Ignoranz der westlichen Welt.
Zu
Weihnachten
hat das Oberhaupt der syrisch katholischen Kirche genau das beklagt und
dem Westen vorgeworfen, das Leid der Christen im Nahen Osten zu
ignorieren: „Wir werden nicht nur vergessen, sondern betrogen von der
sogenannten zivilisierten Welt, die sich weigert, unsere Not zu sehen
und anzuerkennen.“ Und dann wird er noch deutlicher: „Wir haben kein Öl und der Westen will seine Geschäfte
mit den muslimischen Ländern nicht gefährden, in dem er Stellung bezieht
und uns verteidigt.“
Wann
hat es je
in Stuttgart, München, in Hamburg oder Berlin eine echte
Solidaritäts-Großkundgebung oder eine Demo für die bedrängten und
verfolgten Christen gegeben? Selbst die christlichen Laienverbände oder
auch die sogenannte „Kirche von unten“, die sich zu allen möglichen
Themen äußern, schauen weg und schweigen.
Liebe
Schwestern und Brüder!
Das heutige Evangelium endet mit den Worten: „Ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber
standhaft bleibt, wird gerettet.“
Jesus
ermuntert uns, keine Angst zu haben, sondern standhaft im Glauben zu
sein, standhaft und treu. – Flagge zeigen und Farbe bekennen ist
angesagt. Christliches Profil tut not. Bekennermut ist gefragt. – Gerade
darin können uns Berard und seine Gefährten, aber auch alle anderen
christlichen Märtyrer, Vorbilder sein und Mut machen.
Und es
braucht heutzutage wirklich Mut. Denn ein Christ, der seinen Glauben
öffentlich lebt und sich dazu bekennt, dazu auch noch fest zur Kirche
und zum Papst steht, ist der nicht fast schon ein Exot? – Doch
christlicher Glaube hat sich seit der Zeit der Apostel nicht
ausgebreitet durch Leisetreterei, falsche Rücksichtnahme und scheue
Zurückhaltung.
Gefragt
sind Menschen, die auch heute aus jenem Geist der Stärke, der
Standhaftigkeit und Treue leben, der den hl. Berard und seine Gefährten
auszeichnete. – Gefragt sind Menschen, die Trägheit und Menschenfurcht
überwinden und Zeugen des Glaubens sind mit ihrem ganzen Leben. –
Gefragt sind Menschen, die nicht nur Asche hüten, sondern in denen noch
eine Leidenschaft brennt für Gott und sein Reich. |