Exerzitien mit P. Pius

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Heiliger Berard und Gefährten (16. Januar)

Predigt bei der Wallfahrtsmesse am Samstag

 

Die heutigen Tagesheiligen sind wenig bekannt. Sie gelten als die Erstlingsmärtyrer des Franziskusordens. Und daher wird Ihr Gedächtnis hauptsächlich oder sogar ausschließlich in den franziskanischen Ordensgemeinschaften begangen. Es handelt sich um den hl. Berard und seine Gefährten.

 

Berard kam in Carbio in Umbrien als Sohn einer adligen Familie zur Welt. Bereits 1213 wurde er vom hl. Franziskus von Assisi in den neu gegründeten Franziskanerorden aufgenommen. Wenige Jahre später fand Franziskus, dass es an der Zeit sei, Brüder über Italien hinaus auszusenden, um auch dort zu evangelisieren und den Glauben auszubreiten.

 

So wurden auf dem Generalkapitel im Jahr 1219 entschieden, auch sechs junge Brüder nach Südspanien auszusenden, das damals muslimisch war. Ausgewählt wurden vier Priester Vitalis, Berard, Peter und Otho sowie zwei Laienbrüder Accursius und Adjutus. Sie sollten den Ungläubigen unerschrocken den katholischen Glauben verkünden.

 

Unterwegs wurde Br. Vitalis, der Leiter der Mission, schwer krank und musste zurückbleiben. Nun übernahm Berard die Führung. Er war ein guter Prediger und auch mit der arabischen Sprache vertraut.

 

Er zog mit seinen Brüdern über Portugal in das islamische Sevilla, um dort den Moslems in den Straßen und schließlich sogar in der Hauptmoschee das Evangelium zu verkünden. Die Muslime ließen sich das natürlich nicht gefallen und die Brüder wurden mit Schlägen aus der Moschee vertrieben, festgenommen und wochenlang eingesperrt. Dann wurden sie nach Marokko ausgewiesen.

 

Auch dort verkündeten sie offen und freimütig das Evangelium, erlitten manche Drangsale und Schikanen. Und weil sie den Islam verachteten und ihrer Verachtung auch Ausdruck gaben, wurden sie bald als verrückt angesehen. Schließlich sollten sie Marokko wieder Richtung Portugal verlassen. Dazu waren sie aber nicht bereit. Auf dem Weg zur Hafenstadt Ceuta flohen sie immer wieder und kehrten zurück. Sie predigten weiterhin auf den Straßen und griffen in der Hauptmoschee den Propheten Mohammed heftig an. Das war natürlich zu viel des Guten, das war – aus unserer heutigen Sicht – nicht mehr nur offensive, sondern aggressive Glaubensverkündigung, wahrscheinlich auch Blasphemie und wohl auch falscher Heroismus, der darauf aus war, das Martyrium um jeden Preis zu provozieren. Jedenfalls, als man sah, dass sie weder weggehen noch aufhören würden zu predigen, wurden sie festgenommen, ins Gefängnis geworfen, schrecklich gefoltert und grausam gequält.

 

In einer Chronik wird folgendes berichtet:

Als die Brüder durch keine Marter im Glauben umzustimmen waren, ließ sie der König wieder vorführen. Gefesselt, barfuss und blutüberströmt wurden die Heiligen unter Schlägen vor den König gezerrt. Als dieser bei ihrem Anblick fand, dass sie weiterhin unerschüttert an ihrem Glauben festhielten, ließ er einige Frauen kommen – alle übrigen mussten sich entfernen – und sagte zu ihnen: „Wenn ihr euch zu unserem Glauben bekehrt, gebe ich euch diese Frauen, auch schenke ich euch viel Geld, und ihr werdet hochangesehen in meinem Reiche sein." Die seligen Märtyrer antworteten: „Die Frauen und dein Geld verschmähen wir. All das verachten wir um Christi willen." – Da ergriff der König, rasend vor Zorn, einen Säbel, trennte die Heiligen voneinander und spaltete einem nach dem anderen den Kopf; dabei zerbrach er drei Säbel. So tötete er sie mit eigener Hand in bestialischer Grausamkeit.

 

Die Leichname der Märtyrer wurden nach Coimbra in Portugal gebracht. Dort sah sie der hl. Antonius, damals noch ein junger Augustiner-Chorherr mit Namen Fernando. Dieses Erlebnis erschütterte ihn sehr und bewog ihn, dem Orden der Minderbrüder beizutreten, um selbst als Märtyrer zu sterben. Doch dazu kam es nicht. Sein Schiff wurde durch einen Seesturm statt nach Nordafrika an die Küste von Sizilien verschlagen.

 

Noch etwas ist interessant und beachtenswert: Als der heilige Franziskus die Nachricht vom Blutzeugnis dieser seiner Brüder und Missionare bekam, rief er – ergriffen und tief berührt - aus: „Jetzt kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich fünf wahre Brüder habe.“

 

Liebe Schwestern und Brüder! Zu allen Zeiten hat es christliche Märtyrer gegeben. Am 2. Weihnachtstag haben wir Stephanus gefeiert, den ersten Märtyrer der Kirche. In vier Tagen ist das Fest des hl. Sebastian. Einen Tag später, am 21. Januar, das der hl. Agnes. Beide frühchristliche Märtyrer haben ihren Glauben nicht versteckt, sondern sich in einer heidnischen Umgebung mutig und unerschrocken dazu bekannten.

 

Schließlich kommt mir der hl. Bonifatius in den Sinn, der Apostel der Deutschen. Oder auch die beiden Engländer John Fischer und Thomas Morus. Sodann Maximilian Kolbe, Edith Stein, Alfred Delp, Dietrich Bonhoeffer und viele andere, die im 3. Reich hingerichtet und umgebracht wurden. Schließlich Oskar Romero, Bischof von El Salvador, der während der hl. Messe am Altar erschossen wurde.

 

Gott sei Dank, liebe Schwestern und Brüder, wird von uns heutzutage und hierzulande kein Blutzeugnis gefordert. Doch viele unserer Glaubensgeschwister in anderen Ländern, des Nahen Ostens z. B., in Asien und Afrika werden schikaniert und diskriminiert, eingeschüchtert und eingekerkert. Hab und Gut wird ihnen genommen. Sie werden mit dem Tod bedroht, müssen fliehen, werden vertrieben und immer wieder auch umgebracht.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Christenverfolgung ist keine Sache vergangener Zeiten. Nie in der Kirchengeschichte hat es eine Christenverfolgung gegeben in dem Ausmaß und so schlimm wie heute. – Doch das Tragische ist: Der Westen schaut weitgehend weg. Es ist schwer zu sagen, was die Christen in Angst und Verfolgung mehr schmerzt, der beißende Hass und die Gewalt ihrer Peiniger oder die grausame Ignoranz der westlichen Welt.

 

Zu Weihnachten hat das Oberhaupt der syrisch katholischen Kirche genau das beklagt und dem Westen vorgeworfen, das Leid der Christen im Nahen Osten zu ignorieren: „Wir werden nicht nur vergessen, sondern betrogen von der sogenannten zivilisierten Welt, die sich weigert, unsere Not zu sehen und anzuerkennen.“ Und dann wird er noch deutlicher: „Wir haben kein Öl und der Westen will seine Geschäfte mit den muslimischen Ländern nicht gefährden, in dem er Stellung bezieht und uns verteidigt.“

 

Wann hat es je in Stuttgart, München, in Hamburg oder Berlin eine echte Solidaritäts-Großkundgebung oder eine Demo für die bedrängten und verfolgten Christen gegeben? Selbst die christlichen Laienverbände oder auch die sogenannte „Kirche von unten“, die sich zu allen möglichen Themen äußern, schauen weg und schweigen.

 

Liebe Schwestern und Brüder! Das heutige Evangelium endet mit den Worten: „Ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber standhaft bleibt, wird gerettet.“

 

Jesus ermuntert uns, keine Angst zu haben, sondern standhaft im Glauben zu sein, standhaft und treu. – Flagge zeigen und Farbe bekennen ist angesagt. Christliches Profil tut not. Bekennermut ist gefragt. – Gerade darin können uns Berard und seine Gefährten, aber auch alle anderen christlichen Märtyrer, Vorbilder sein und Mut machen.

 

Und es braucht heutzutage wirklich Mut. Denn ein Christ, der seinen Glauben öffentlich lebt und sich dazu bekennt, dazu auch noch fest zur Kirche und zum Papst steht, ist der nicht fast schon ein Exot? – Doch christlicher Glaube hat sich seit der Zeit der Apostel nicht ausgebreitet durch Leisetreterei, falsche Rücksichtnahme und scheue Zurückhaltung.

 

Gefragt sind Menschen, die auch heute aus jenem Geist der Stärke, der Standhaftigkeit und Treue leben, der den hl. Berard und seine Gefährten auszeichnete. – Gefragt sind Menschen, die Trägheit und Menschenfurcht überwinden und Zeugen des Glaubens sind mit ihrem ganzen Leben. – Gefragt sind Menschen, die nicht nur Asche hüten, sondern in denen noch eine Leidenschaft brennt für Gott und sein Reich.  

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