Exerzitien mit P. Pius

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Bartholomäus

(24. August - Joh. 1, 45 - 51)

Das heutige Evangelium erzählt uns die Berufung des Natanael.

Es erzählt, wie dieser Bar-Tolomai (Bartholomäus), das heißt „Sohn des Tolmai“ (Sohn des Furchenziehers) zu Jesus gefunden hat und zum Glauben an ihn gekommen ist. (Bartholomäus war wohl ein Beiname des Natanael.)

 

In Joh 1, 45 - 51 handelt es sich um eine Begegnungsgeschichte.

Sie lädt uns ein, wieder neu und tiefer die Verbundenheit mit Jesus zu suchen und mit ihm den Weg zu gehen, den Weg der Nachfolge – wie Natanael es getan hat.

 

Natanael war wahrscheinlich ein Schriftgelehrter oder Schriftgelehrtenschüler und stammte aus Kana in Galiläa.

Noch heute steht dort eine Kapelle zur Erinnerung an ihn.

Wir wissen alle: Kana ist der Ort, wo Jesus bei einer Hochzeit sein erstes Wunderzeichen gewirkt hat: die Verwandlung von Wasser in Wein. Kana liegt keine zehn Kilometer von Nazareth entfernt.

 

Natanael kennt Nazareth natürlich: ein Nest, wie er meint, unbedeutend, vielleicht sogar ein wenig verrucht.

Unvorstellbar, dass von dort der Messias kommen sollte!

Außerdem: Ist der zu erwartende Messias nicht ein Nachkomme Davids?

Muss er nicht demzufolge aus Bethlehem kommen, der Stadt Davids, eine der führenden Städte von Juda?

 

Natanael hat große Bedenken: „Aus Nazareth?“ fragt er darum skeptisch, „kann von dort etwas Gutes kommen?“

 

Die anderen Jünger sind dem Ruf des Herrn gefolgt, ohne viel nachzufragen und ohne langes Zögern.

Natanael ist ein nachdenklicher Typ, kritisch, ein Stück misstrauisch.

 

Doch Philippus lädt ihn ein: „Komm und sieh!“

Überzeuge dich selbst! Mach deine eigenen Erfahrungen!

Komm und du wirst sehen, du wirst es selbst erleben.

„Kommt und seht!“ hatte Jesus selbst zu den ersten beiden Jüngern gesagt, die dem Hinweis Johannes des Täufers gefolgt sind und hinter Jesus hergingen (vgl. Joh 1, 35ff.).

 

Mir fällt auf: Philippus lässt sich auf keine Diskussionen ein.

Er lädt einfach ein: „Komm und sieh!“

Er kennt Jesus selbst noch nicht lange, aber er traut ihm schon viel zu.

Anscheinend ist er überzeugt: die Nähe Jesu, die Begegnung mit ihm, die Gemeinschaft mit ihm, seine Worte, das wird die Vorurteile des Natanael zerstreuen, das wird seine Bedenken auflösen und alle Zweifel schwinden lassen.

 

Natanael nimmt die Einladung des Philippus an. Er ist bereit zu Jesus zu gehen und ihn kennenzulernen.

Vielleicht ist er auch nur neugierig oder er denkt: mal sehen! Schaden kann´s nicht!

 

Und dann macht er die große Überraschung:

Jesus sieht Natanael auf sich zu kommen. Er macht ihm keine Vorwürfe wegen seines Misstrauens. Er tadelt ihn nicht wegen seiner Skepsis. Nein, er sagt zu ihm: „Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit."

Das heißt: da kommt ein würdiger Vertreter des Gottes Volkes, ein Mensch, der das Herz auf dem rechten Fleck hat; einer der sagt, was er tut und der tut, was er sagt; ein durch und durch ehrlicher Mann, der in der Tiefe seines Herzens nach Gott sucht.

 

Als Jesus dem Natanael sein Innerstes aufdeckt, da fragt dieser überrascht: „Woher kennst du mich?“

Natanael ist betroffen: Wie kann Jesus ihn kennen?

Sie sind sich doch noch nie begegnet. Wieso kann er ihm seinen Charakter auf den Kopf zusagen?

Sie haben doch noch nie ein Wort miteinander gesprochen.

Wieso kennt dieser Jesus die Tiefen seines Herzens?

Ist er doch mehr als nur der Sohn des Zimmermanns Josef aus Nazareth?

 

Da gibt ihm Jesus noch einen Beweis seines göttlichen Wissens:

„Schon bevor dich Philippus gerufen hat, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.“

Dort saß Natanael wohl, als ihn Philippus aufstöberte und ansprach. Vielleicht hat er dort ausgeruht, vielleicht in den heiligen Schriften gelesen, vielleicht nachgedacht oder meditiert. Jedenfalls Jesus war nicht dabei.

 

Natanael versteht: dieser Jesus verfügt über ein Wissen, über eine Erkenntnis, die von Gott kommen muß.

Da schwinden bei ihm Skepsis und Zweifel.

Der Glaube bricht durch zum Bekenntnis:

„Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!“

 

Da sagt Jesus zu ihm: „Du wirst noch Größeres sehen!“

Das ist noch gar nicht alles. Das ist erst der Anfang.

Und er fügt die Verheißung hinzu: “Ihr werdet den Himmel offen sehen...!“

Das Zeichen, dass sich der Himmel geöffnet hat, ist Jesus selbst, der „Menschensohn“, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, der Abglanz des ewigen Vaters, in dem war und ist die Fülle der Gottheit und alles Gute.

 

Natanael ist einen Weg gegangen Jesus entgegen, äußerlich und auch innerlich, einen Weg aus dem Misstrauen zum Vertrauen, von der Skepsis zum Glauben.

Entscheidend war, dass er sich eingelassen hat auf das „Komm und Sieh!“ des Philippus.

 

„Komm und sieh!“

So wird jeder von uns auch heute angesprochen – gerade auch der Zweifelnde und Fragende.

Wir dürfen unsere Zweifel und Fragen haben im Glauben wie Natanael oder auch der Apostel Thomas.

Wir dürfen sie auch äußern, darüber sprechen, offen aussprechen – wie die beiden.

Es kommt darauf an, dass wir nicht sitzen bleiben unter dem Feigenbaum unserer Zweifel.

Wenn wir trotzdem bereit sind, uns auf Jesus Christus in seiner Kirche einzulassen und uns von ihm ergreifen zu lassen, sind wir auf dem Weg und können zum Glauben finden und –wie Natanael – mit der Erfahrung beschenkt werden: dieser Jesus ist der Sohn Gottes. Er kennt das Leben jedes Menschen. Er kennt auch mich und mein Herz. Er ist mein Erlöser und Heiland.

 

Wer sich zu Jesus aufmacht, der bekommt keine Vorwürfe zu hören wegen seiner Zweifel und seiner Skepsis.

Er erlebt Offenheit, Zuneigung, er darf sich angenommen wissen trotz aller Schuld.

 

Wenn wir auf Menschen treffen, die ihre Probleme mit dem Glauben haben, die – wie Natanael – zunächst skeptisch sind, sollten wir nicht zu schnell resignieren, diejenigen nicht abschreiben oder in eine Schublade stecken

Wir können sie einladen, wie Philippus seinen Freund einlädt. Und sie so zu Jesus führen.

Und er sieht tiefer, er allein kennt das Innerste eines Menschen.

Und da gibt es oft viel mehr Gutes, als wir manchmal glauben.

Wie wenig wird das oft von den Mitmenschen geachtet und gefördert!

 

„Komm und sieh!“

So ruft uns Natanael heute zu:

Lass dich ein auf Jesus! Vertraue auf ihn! Lebe mit ihm!

Und eines Tages wirst auch du den geöffneten Himmel erleben.

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