In
Deutschland braucht man um das Gedächtnis des heutigen Tagesheiligen
nicht besorgt sein.
Grünewald malte ihn auf den Isenheimer Altar.
Der
Einsiedler und Mönchsvater Antonius wurde Mitte des dritten
Jahrhunderts, also um 250, geboren. Über das genaue Geburtsjahr gehen
die Ansichten auseinander. Jedenfalls stand seine Wiege in
Mittelägypten. Sein Heimatort war das heutige Keman bei Heraclea.
20jährig starben ihm beide Eltern und hinterließen ihm ein großes
Vermögen. In einem sonntäglichen Gottesdienst hörte er das Evangelium
vom reichen Jüngling und den Bericht der Apostelgeschichte über die arme
Gemeinde in Jerusalem. Seine vom Tod der Eltern erschütterte Seele wurde
vom Wort Gottes zutiefst getroffen. Es war das Wort Jesu an den reichen
Jüngling: „Willst du vollkommen sein, verkaufe, was du hast...“.
Dazu kam in einer Predigt ein zweites Jesuswort:
„Suchet zuerst das Reich Gottes!“
Nun
warf Antonius alle Reichtümer von sich.
Er
verschenkte Hab und Gut, verließ Elternhaus und Besitz und strebte nach
einem ganz auf Gott ausgerichtetes Leben.
Er
wurde Eremit. Er zog in die Einsamkeit der Wüste.
Fern
der Welt und allein mit Gott begann er ein strenges, asketisch Leben.
Sein
erster Aufenthaltsort war eine Felsengrabkammer am Rande der Wüste.
Später
lebte er für etwa zwanzig Jahre lang in einem unbewohnten Wüstengebirge.
Antonius wurde zu einem Gottesmann besonderer Prägung.
Alles,
was im gewöhnlichen Leben wichtig scheint, wurde ihm unwichtig.
Einem
einzigen galt sein Interesse: Gott.
Ihn
suchen, ihm gehören, in ihm sein, sein Leben auf ihn ausrichten,
konsequent, zielstrebig, diszipliniert.
Heute
würde Antonius vielleicht sagen: man muss Prioritäten setzen.
Gott
absolut den Vorrang einräumen.
Erstwichtig ist Gott.
„Solo dios basta“,
wird Teresa von Avila später sagen.
Und
Franziskus wird Gott sein höchstes Gut nennen, aller Reichtum zur
Genüge.
Doch
das ging auch bei Antonius nicht ohne Kämpfen und Entsagen.
Viele
Versuchungen und Verlockungen teuflischer Art suchten ihn heim.
Dämonische Bedrohungen und Selbsttäuschungen bedrängten ihn.
Es war
ein tägliches Ringen.
Aber
Antonius blieb nicht allein. Um ihn sammelten sich Jünger, eine immer
größer werdende Schar von Mönchen, denen er Ratgeber, Lehrer und Vorbild
war. Viele blieben bei ihm, schlossen sich ihm an. Eine geistliche
Gemeinschaft entstand.
Antonius wurde so zum Begründer einer bis dahin unbekannten Lebensform:
der Einsiedlergemeinde.
Auch
sonst fanden viele Menschen, die Rat suchten, Seelenführung wünschten,
sich Heil und Kraft erhofften den Weg zu ihm in die Wüste.
Darunter auch Fürsten, Bischöfe und Könige. Viele richteten auch Briefe
an ihn.
So
wurde Antonius zum Lehrer für viele - freilich ganz anders als die
anderen Lehrer der Kirche.
Seine
Worte redeten scheinbar von Unwichtigem.
Inhalt
seiner Reden: Demut, Schweigen, Beten, Arbeiten.
Und
immer wieder: Standhalten in Versuchung.
Nur
zweimal verließ Antonius seine Einsiedlergemeinde in der Wüste. Als die
letzte, blutige Christenverfolgung wütet, da sieht man den
Sechzigjährigen einige Monate in den Straßen von Alexandria und in den
Kerkern der Christen als einen, der ermahnt und tröstet, aufrichtet und
anspornt. Er selbst entkommt den Häschern, die auch ihn ergreifen
wollen.
Ein
zweites Mal war er als Fünfundachtzigjähriger in Alexandria auf Bitten
seines Freundes, des Patriarchen von Alexandria und späteren
Kirchenlehrers, Athanasius und hielt eine flammende Rede gegen die
arianische Irrlehre.
Die
letzten Lebensjahrzehnte des Mönchsvaters ragen in eine Zeit, da die
Kirche Staatsreligion wurde, öffentlich anerkannt war und im politischen
Leben immer mehr Einfluss gewann.
Gerade
in dieser Zeit wurde dieser Mann in der Wüste ein mahnendes Korrektiv.
Er
erinnerte die, die anfingen die großen Gotteshäuser zu bauen und diese
mit goldenen Mosaiken zu schmücken an die Vergänglichkeit und dass wir
Fremdlinge sind in der Welt.
Antonius wurde zur Symbolfigur und gleichzeitig zu einer Kontrastgestalt
für eine Kirche, die dabei war, sich hinzugeben ins große
gesellschaftliche Leben und sich mit den Mächtigen und Staatsgewalten zu
arrangieren.
Gegen alle Entschärfung des Evangeliums machte das Leben dieses Mönches
und Einsiedlers eines deutlich: Wir sind nur Gast auf dieser Erde, denn
unsere Heimat ist im Himmel, beim Herrn, der gesagt hat:
„Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“
Als
Antonius um 356, im Alter von 105 Jahren starb, gehörte er zu den
einflussreichsten Persönlichkeiten seiner Zeit.
Eine
großartige Gestalt, ein wahrer Gottesmann.
Weder
Dämonen noch Irrlehrer konnten ihn besiegen.
Bald
nach seinem Tod erhielt Antonius den Beinamen „der Große“.
Unter
seinem Namen werden 38 Dikta = Worte, Weisungen überliefert.
Eines
davon lautet:
„Ich sah alle Schlingen des bösen Feindes über die Erde ausgebreitet. Da
seufzte ich und sagte: Wer kann ihnen entgehen? Da hörte ich eine
Stimme, die zu mir sagte: die Demut.“
Einem Besucher, der ihn fragte: „Was soll ich
tun? gab er einmal folgende Antwort - und die ist so etwas wie die
Quintessenz seines Lebens:
„Hab kein Vertrauen auf deine eigene Gerechtigkeit.
Deinem Leib und deiner Zunge setze Mäßigkeit.
Meide den Müßiggang. Und sei nicht traurig um ein vergangen Ding.“