Das
Gesamtthema der Exerzitien, zu denen wir zusammengekommen sind, lautet:
„Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte
ewigen Lebens.“
Dieses
Leitwort steht als Überschrift über den kommenden Exerzitientagen. Es
handelt sich dabei um Worte aus dem Mund des Apostels Petrus. Sie sind
ein Bekenntnis und stehen am Ende der Brot-Rede Jesu, auch
eucharistische Rede genannt, im sechsten Kapitel des
Johannesevangeliums.
Im
Verlauf dieser Rede wandelt sich die Stimmung der Menschen. Die
Begeisterung nach der Brotvermehrung – da wollen sie ihn noch zum König
machen – weicht mehr und mehr der Skepsis. Ärger kommt hoch, Misstrauen
macht sich breit. Was Jesus sagt, ist gar nicht nach dem Geschmack der
Leute. Und es ist alles andere als eine leicht verdauliche Kost.
Als Jesus
sagt: „Ich bin das Brot des Lebens, das vom Himmel herabgekommen ist“,
da murren sie gegen ihn und fragen:
„Ist das nicht der Sohn des Josef? Kennen wir nicht seinen Vater und
seine Mutter? Wie kann er behaupten: Ich bin vom Himmel herabgekommen?“
Also: Was macht der aus sich? Was bildet der sich ein? Lästert er nicht
Gott?
Als
Jesus noch weitergeht und sagt: „Das Brot, das ich geben werde, ist
mein Fleisch. Ich gebe es hin für das Leben der Welt“, da fangen die
Zuhörer Jesu an zu streiten. Unwillig fragen sie: „Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?“
Dann
spitzt sich die Situation noch einmal zu. Auch viele seiner Jünger
nehmen Anstoß. Der Grund: Was Jesus sagt, kommt ihnen unerträglich vor.
Eine Zumutung!
Und dann
kommt es zu dem spannenden Moment, wo viele sich von Jesus abwenden und
ihn verlassen. Massenabfall der Jünger! – Muss das Jesus nicht
erschüttert haben? Ob ihn das nicht betrübt hat? – Oder wollte er die
Unterscheidung der Geister?
Es fällt
auf: Jesus ruft diejenigen, die weggehen, nicht zurück. Auch streicht er
von seinem Anspruch nichts ab. Er buhlt nicht um die Gunst der Menge. Es
ist jedes Menschen freie Entscheidung zu bleiben oder zu gehen. Jesus
respektiert diese Entscheidung!
Und was
passiert? Nur wenige bleiben.
Und dann
geschieht es. Jesus geht aufs Ganze. Er konfrontiert die Zwölf. Er
stellt ihnen die Frage: „Wollt auch ihr weggehen?“
Jesus bittet und bettelt nicht:
„Bleibt doch wenigstens ihr!“ Nein, er
fordert sie heraus: „Wollt auch ihr gehen?“
Die Frage
Jesu ist Glaubensprobe, Anruf ihrer Freiheit, aber auch Anruf ihrer
Treue.
Petrus antwortet stellvertretend für alle:
„Herr, zu wem sollen wir gehen? Du
hast Worte des ewigen Lebens.“ Und er fügt hinzu: „Wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige
Gottes.“
Welch ein
Gegensatz! Die einen finden die Worte Jesu unerträglich. Für die anderen
sind es „Worte des ewigen Lebens“. Die einen halten Jesus für
einen gewöhnlichen Menschen. Die anderen bekennen: „Du bist der
Heilige Gottes“.
Ob Petrus
versteht, wie das sein kann, dass Jesus sich ihnen als Speise gibt?
Sieht er tiefer? Hat er Jesus erfahren als die Gabe Gottes, die reich
und froh macht. Haben er und seine Freunde Jesus erlebt als die
Erfüllung ihrer Hoffnung und als die Antwort auf ihren Hunger nach Sinn
und Leben?
Jedenfalls, weggehen, Jesus verlassen, würde keinen Sinn machen. Was
wäre die Alternative? Für Petrus ist Jesus alternativlos. „Du hast Worte des ewigen Lebens… Du bist der Heilige
Gottes!“
Später
wird Jesus im Johannesevangelium sagen: „Ich bin der Weg und die
Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ -
Ein hoher Anspruch! Jesus nimmt nichts zurück. Er fordert heraus, auch
heute. Er ruft auch uns zur Entscheidung.
Wie den
Zwölf stellt Jesus immer neu die Frage: „Wollt auch ihr gehen?“
Gerade
auch heute angesichts der Abwanderung vieler, die von der Kirche und von
Gott nichts mehr wissen wollen, gerade auch heute angesichts einer Welt,
in der die christliche Botschaft eine unter vielen ist und immer
bedeutungsloser zu werden scheint, gerade da erwartet der Herr auch von
uns das Bekenntnis zu ihm und das Glaubenszeugnis für ihn in Wort und
Tat: Bekennermut, Glaubensmut, Zeugniskraft – Verbundenheit, Liebe und
Treue. |