Exerzitien mit P. Pius

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Weihetag der Lateranbasilika

09. November

 

 

Waren Sie schon einmal in Rom? Bei einer Romfahrt gehört – jedenfalls für christliche Pilger – ein Besuch der Lateranbasilika zum Pflichtprogramm. Sie ist die erste der großen römischen Basiliken. Und gilt – wie in großen Buchstaben am Fassadenpfeiler steht – als „Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt und des Erdkreises.“ – Ihre Anfänge reichen zurück ins 4. Jahrhundert. Damals hat – nach langer Verfolgung – die Kirche durch Kaiser Konstantin ihre Freiheit erlangt.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Das Weihefest der Lateranbasilika fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag und verdrängt ihn sogar. – Vielleicht fragen Sie sich: Wie ist das möglich? Darf das denn sein? Der Sonntag ist doch der „Ur-Feiertag“, der „Herren-Tag“, der Tag des auferstandenen Herrn! – Und hat ihn nicht auch das 2. Vatikanische Konzil neu hervorgehoben, ihn groß herausgestellt? – In der Tat: In der Liturgiekonstitution steht schwarz auf weiß geschrieben: „Andere Feiern sollen ihm nicht vorgezogen werden, wenn sie nicht wirklich von höchster Bedeutung sind. Denn der Herrentag ist Fundament und Kern des liturgischen Jahres.“

Es ist gut, die Wichtigkeit des Sonntags so klar zu sehen und den Sonntag als österliches Fest zu feiern. Wenn wir heute dennoch ein Kirchweihfest begehen, dann muss dieses Fest etwas mit dem Sonntag, dem Herrentag, zu tun haben.

 

Eine erste Antwort gibt uns die Tatsache, dass Papst Silvester diese Kirche dem „Salvator mundi“, dem „Erlöser der Welt“ geweiht hat. Der jahrhundertealte Bau ist ein steinernes Zeugnis für die große Wende, die durch den Erlöser Jesus Christus in diese Weltzeit gekommen ist.

Eine zweite Antwort gibt uns das Tagesgebet. Darin heißt es: „Allmächtiger Gott, du hast gewollt, dass dein Volk Kirche heiße, denn wir sind dein Haus, in dem deine Herrlichkeit wohnt.“ – „Wir sind dein Haus, in dem deine Herrlichkeit wohnt.“ – Die Kirche, das Volk Gottes, zu dem ich gehöre, also ich selbst: ein Ort, wo die Herrlichkeit Gottes wohnt, wo Gott selbst Wohnung genommen hat. Was für eine Aussage! Ist das nicht ungeheuerlich und faszinierend zugleich? Diese Nähe, diese unmittelbare Gegenwart, dieses Innewohnen Gottes in jedem von uns? Und welche Würde bedeutet das für alle Getauften und für jeden einzelnen von uns?

 

So erinnert das heutige Kirchweihfest nicht nur an einen jahrhundertealten steinernen Bau in Rom – zugegeben eine herrliche Kirche, eine ganz großartige Basilika – nein, wir werden auch an unsere Würde erinnert. Wir sind, jeder einzelne von uns ist, Tempel Gottes. In uns wohnt Gottes Geist. Und wo immer heute Gemeinde zusammenkommt, in Gengenbach, Offenburg, Freiburg…, in der Lateranbasilika selbst, überall auf der Welt, werden wir Christen an unsere Würde erinnert.

Das Kirchweihfest ist ein Fest der Christenwürde! Jeder Christ ist sozusagen „hochwürdig“, nicht auf Grund von eigener Leistung, nicht auf Grund eigener Verdienste, sondern durch Erwählung, Berufung, durch unsere Heiligung in der Taufe, letztlich aus Gnade.

 

Wenn das so ist, dann können wir uns fragen: Merkt man das uns Christen an? Verhalten wir uns entsprechend? Wie sprechen wir von einander? Welchen Umgangsstil pflegen wir miteinander? Zeichnet er sich aus durch Respekt, Toleranz, Bereitschaft zu geschwisterlichem Teilen? – Sehen Sie: Unsere Christenwürde ist nicht nur Gabe, sondern auch Aufgabe, ja noch mehr: Unsere Christenwürde enthält Sendung und Auftrag.

 

Der Prophet Sacharja hat in seiner Zeit folgendes verkündet: „In jenen Tagen werden zehn Männer aus Völkern aller Sprachen einen Mann aus Juda am Gewand fassen, ihn festhalten und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört: Gott ist mit euch!“ (Sach 8, 23)

In diesen Worten, liebe Schwestern und Brüder, wird unsere Kirchenberufung deutlich, unsere Sendung, unser Auftrag. – Denn auch heute halten Menschen Ausschau nach Frauen und Männern in der Kirche, denen man anmerkt: Gott ist mit ihnen; bei denen man spürt: sie sind erfüllt von Gottes Geist, sie sind wirklich Glaubende, Hoffende und Liebende.

Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, ja, wir sehen es selbst: Gott ist mit euch! Ach, wenn doch viele das von uns sagen könnten!

 

Gefragt sind Menschen, die Zeugnis geben von der Hoffnung, die sie trägt, vom Vertrauen, das sie prägt, von der Sehnsucht, die sie bewegt, von Gott, der zu uns steht und mit uns geht. Gefragt ist ein überzeugendes, glaubwürdiges, beispielhaftes Christenleben.

 

Schon vor mehr als acht Jahrzehnten hat der Jesuitenpater Alfred Delp bohrende Fragen zu Papier gebracht, die uns heute an diesem Kirchweihfest bewegen und uns vielleicht heilsam unruhig machen können: „Sind wir noch glühende Menschen? Ist noch irgendeine Leidenschaft in unserer Seele, für die man sich einsetzt? Oder ist alle nüchtern und dürftig und schön geordnet, dass es kein Herz mehr entzündet? Der glühende Mensch! nicht der Fanatiker! Das ist der Mensch auf den Kirche gebaut hat.“

 

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