Exerzitien mit P. Pius

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GOLDENES ORDENSJUBILÄUM

Liebe Jubilarinnen,

liebe Verwandte und Freunde der Jubilarinnen,

liebe Schwestern und Brüder!

 

Der heutige Tag ist ein Tag der Freude und des Dankes.

Dank gebührt zuallererst Gott, dem Gott, der Sie, liebe Jubilarinnen, berufen hat. – Dank für die Gnade der Berufung!

Ohne Gott gäbe es heute nichts zu feiern. Ohne ihn wären wir heute nicht hier. Dank gebührt Gott, der Sie berufen und all die Jahre begleitet hat.

Dank aber auch Ihnen, dass Sie dem Ruf Gottes Gehör geschenkt haben, dass Sie dem Ruf gefolgt sind, dass Sie sich auf Gott eingelassen haben, dass Sie es gewagt haben, seinen Weg zu gehen und 50 Jahre lang durch Dick und Dünn, in Höhen und Tiefen dabei zu bleiben, auch dann, wenn andere gegangen sind.

 

Das heutige Evangelium richtet unseren Blick auf die Treue.

Jesus weist im Bildwort vom Weinstock ausdrücklich daraufhin, dass die Rebzweige nur leben und Frucht bringen, wenn sie am Weinstock bleiben.

 

Danke, liebe Jubilarinnen, für Ihr Zeugnis des Glaubens!

Danke für Ihr Zeugnis der Treue! Danke für das Zeugnis eines Lebens in der Freundschaft mit Christus, der der wahre Weinstock ist.

Es kann sein, dass Sie die enge Verbundenheit mit Christus in diesen 50 Jahren nicht immer gespürt haben.

Es kann sein, dass Sie auch Leere und Trockenheit erfahren haben, ja vielleicht sogar die dunkle Nacht der Seele.

 

Liebe Schwestern  und Brüder! Auch für jemand, der sich ganz Gott verschrieben und sich Gott geweiht hat, läuft nicht immer alles glatt.

Manches kommt anders als erwartet. Man gerät in Krise.

Es gibt leidvolle Zeiten. Es gibt steile und steinige Wegstrecken.

Es gibt Fragen und Zweifel von innen, aber auch Anfechtung und Verkennung von außen. – Und doch: Auch wo es nicht leicht war, haben Sie ausgeharrt, haben auf Gott vertraut und sind in Treue Ihren Weg gegangen. – Immer wieder haben Sie Kraft gefunden, Trost empfangen und Zuversicht geschöpft: Im Gebet und in der Meditation, im Lesen und Betrachten des Wortes Gottes, durch die Begegnung mit dem Herr in der Feier der hl. Sakramente, aber auch in der Begegnung mit lieben Menschen.

So haben sie immer wieder Trost und Stärkung bekommen und konnten mit Mut und Zuversicht Ihren Weg weitergehen.

 

Liebe Jubilarinnen! In den Dank des heutigen Festtages für die Berufung und für die geschenkte Treue in Christus, wollen wir auch den Dank einschließen für all das, was Sie in diesen 50 Jahren sein und wirken durften.

Im Weinstockgleichnis wird das Fruchtbringen ja ausdrücklich erwähnt: „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“ Das ist allen gesagt, die getauft sind und Christus nachfolgen. Und doch gilt es vom gottgeweihten Leben ganz besonders. Denn durch die Gelübde, die Sie, liebe Jubilarinnen, als Richtschnur für ihr leben gewählt und versprochen haben, sind Sie mit Christus in einer einmaligen Weise verbunden.

 

Ihr Fruchtbringen, liebe Schwestern in der Gemeinschaft der Dominikanerinnen von Schlehdorf, ihr Dienst in den verschiedenen Niederlassungen im Ausland und Inland, Ihr Lebenszeugnis, Ihr sozialer, caritativer und seelsorglicher Dienst macht die Liebe Jesu sichtbar, die Liebe, mit der ER sich besonders der Kleinen und Armen, der Schwachen und Bedrängten angenommen und ihnen seine Nähe, sein Heil und seinen Segen geschenkt hat.

Wie vielen Menschen konnten und durften Sie in diesen 50 Jahren Weggefährtinnen sein? Wie vielen helfen und beistehen?

Wie viele aufrichten und trösten? Wie viele im Glauben und Vertrauen stärken? Wie vielen konnten Sie Christus bezeugen?

 

Gewiss war es in diesen Jahren manchmal auch mühevoll. Gewiss gab es Durststrecken, vielleicht auch das eine oder an­dere, was schwer zu verkraften war. Gewiss gab es auch Müdigkeit und resignative Phasen. Sie brauchten Kraft und Ausdauer. Gewiss gab es auch Konflikte, Spannungen, Ärger.

 

Auch als Ordenschrist ist und bleibt ja man Mensch. Und wo Menschen zusammenleben, da menschelt es bekanntlich. Auch im Kloster ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. Aber ich bin überzeugt: In aller menschlichen Schwachheit konnten und durften Sie doch dem Herrn nachfolgen und Frucht bringen.

 

Eines möchte ich nicht vergessen, liebe Jubilarinnen, Ihr Gebet!

Das Gebet, das uns Ordensleuten aufgetragen ist, besonders auch das stellvertretende Gebet, unser Beten für andere. Gerade dieser Dienst ist gar nicht hoch genug zu bewerten. Er ist unersetzlich und unbezahlbar.

Gehen wir nicht nur in der Arbeit auf! Vergessen und versäumen wir nicht, was Jesus „das eine Notwendige“ nennt.

 

Es genügt nicht zu organisieren, zu managen, zu gestalten.

Es genügt nicht zu schaffen, zu machen und zu leisten.

Wir Ordensleute sollen auch Menschen des Gebetes sein und uns dafür immer wieder Zeit nehmen, Zeit zum Stillsein vor Gott, Zeit zum Verweilen in seiner Gegenwart.

Das Gebet ist eine Quelle, eine Quelle der Kraft und der Freude. Glauben Sie mir: Durch Gebet wird mehr bewegt als die Welt zu träumen wagt.

Vergessen, vernachlässigen wir das Gebet nicht! Die Kirche braucht es dringend und die Welt hat es bitter nötig.

Danke für all Ihre Arbeit, Ihren Dienst in der Schwesterngemeinschaft und Ihre verschiedenen Dienste an und für die Menschen.

Danke für Ihr Gebet. Gott allein weiß, wie Ihr Glaubens- und Lebenszeugnis zum Segen für viele geworden ist, denen Sie begegnet sind.

Möge Gott es Ihnen, liebe Schwestern, reichlich lohnen. Möge er es Ihnen vergelten in einem Maß, wie wir Menschen es nicht können.

 

Liebe Jubilarinnen

Sie werden vielleicht heute nicht nur dankbar zurückschauen, sondern auch ein wenig ausschauen auf künftige Jahre.

Und vielleicht fragen Sie: Wie geht es weiter mit mir?

Was kommt im Älterwerden auf mich zu?

 

Vielleicht fragen Sie auch: Was kommt auf uns zu? Wie geht es weiter mit der Schwesterngemeinschaft bei immer mehr Älteren und immer weniger oder fast gar keinen Jungen?

Es ist gut und notwendig, sich Gedanken zu machen, vorauszuschauen und zu planen. Doch machen wir uns nicht zu viele Sorgen. „Der Mensch denkt, Gott lenkt.“

 

Jedenfalls: Gott führt und leitet.

Und: „Wer seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.“ Im Übrigen gilt: „Sing, bet und geh auf Gottes Wegen! Verricht das Deine nur getreu!“

Was ist das Deine, das Ihre? In und aus der Liebe Gottes leben, seine Nähe und Güte bezeugen, Botin seiner Liebe sein, Zeuge der Hoffnung, Werkzeug des Friedens.

 

Glaube Sie mir, liebe Schwestern, und jetzt wende ich mich an Sie alle: Sie brauchen Euch, die Menschen, die mit Euch gehen.

Sie brauchen Euer Gutsein und Euer Verstehn… Und was ihnen am meisten gebricht: Euer Wissen ums ewige Licht!

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