Exerzitien mit P. Pius

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Frohgemut

(Predigtgedanken im November)

 

Im November überziehen die Herbstnebel die Welt mit einem grauen Schleier und lassen sie düster, trübe und verhangen erscheinen.

Es ist der Monat des Todes und der Trauer:

Allerseelen, Volkstrauertag, Totensonntag – Kranzniederlegungen, Requiem für die Verstorbenen, Gedenkfeiern.

Die Nächte werden länger, die Natur stirbt vor sich hin.

Oft ist auch das Wetter dementsprechend.

Und das tröstliche Licht der Adventskerzen ist noch weit.

 

Bei vielen schlägt sich das auch auf das Gemüt.

Sie haben Angst vor den langen dunklen Abenden.

Sie neigen mehr als zu anderen Zeiten zur Schwermut.

Bei manchen weicht diese Lebenseinstellung nicht mehr von ihrer Seite.

Sie sehen alles immer gleich schwarz, sind pessimistisch eingestellt und blicken nicht mehr durch.

Ihr Gesichtskreis ist eingeengt. Ihr Auge schaut nur mehr auf das, was dunkel und verkehrt ist.

 

Diese Sicht des Lebens kann auch das geistliche Leben erschüttern und aus dem Gleichgewicht bringen.

 

Christus lehrt es uns anders.

Sein Blick war immer auf den Vater, auf seine Liebe zu den Menschen, auf seinen Heilswillen, dem er diente, und auf die Zukunft gerichtet. Er war voll Zuversicht und Hoffnung. Selbstsicher, mutig und überlegen trat er auf.

Er war das Licht der Welt.

In diesem Licht schaut alles anders aus, hell, froh und ermutigend, trotz der vielen Schatten, die auf der Welt liegen.

 

Als Christ kann und darf ich frohgemut sein.

Dabei bin ich nicht blind für die Übel in der Welt.

Ich weiß um das Dunkel und Elend. Ich kenne Angst, mache mir Gedanken und sorge mich.

Ich sehe die Wirkungslosigkeit vieler guter, seelsorglicher Arbeit.

Aber ich weiß auch und erfahre es immer wieder: Gott ist am Werk. Gott ist da. Ich darf mich – auch in Leid und Not – geführt, getragen und geborgen wissen.

So kann ich ruhig sein, gefasst, gelassen, ja zuversichtlich und frohgemut.

 

Wir sollen und dürfen uns den Blick in die Welt, die Gottes Welt ist, nicht trüben und verengen lassen.

 

Von Kofi Annan, der vor einigen Jahren Generalsekretär der Vereinten Nationen war, ist bekannt, dass er einen klaren Blick für die Gegebenheiten des Lebens hatte.

Einmal wurde er gefragt, was ihm dazu verholfen habe.

Da erzählte er aus der Schulzeit, wie einmal der Klassenlehrer mit einem großen weißen Blatt und einem kleinen schwarzen Klecks am unteren Rand in die Schule kam und fragte: „Jungs, was seht ihr?“ Wie aus einem Mund riefen sie alle: „Einen schwarzen Klecks.“ Da antwortete der Klassenlehrer: „Also hat keiner von euch zuerst das große weiße Blatt wahrgenommen?

Dass ihr mir ja nicht mit dieser Einstellung durchs Leben geht!“

 

Alles (Gute) sehen, manches (Böse) übersehen, so bleibt man frohgemut.

Ich wünsche uns allen – auch wenn’s draußen nasskalt und ungemütlich ist – Vertrauen, Gelassenheit und einen frohen Mut!

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