An
Fastnacht, meine lieben Leute,
da seid
ihr alle voller Freude.
Ihr sucht so manches zu
vergessen,
wovon ihr
sonst seid arg besessen.
Was
Kummer. Schmerz und Sorgen heißt
nach
Möglichkeit ihr von euch schmeißt.
Ihr setzt
euch Masken, Mützen auf
und
pfeift auf eure Sorgen drauf.
Von
Freude hört man vieles sagen
an diesen
närrisch tollen Tagen.
Man freut
sich hier, man freut sich dort,
freut
sich am Bild, freut sich am Wort;
der freut
sich laut, der freut sich leise;
der
schreit Helau, der andere Sch’ade.
Wie
schön, dass grad in dieser Zeit
die
Freude liegt so griffbereit.
Was wär
das Leben ohne Freude?
Wir wär‘n
des Teufels sichre Beute.
Sollten
wir – darf ich es wagen,
euch
heute ganz direkt zu fragen –
sollten
wir nicht öfter fröhlich sein
und uns
des Lebens viel mehr freun?
Ich hör
schon, wie Sie sich jetzt melden
und
denken: was sind wir für Helden?
Sie
meinen: ich sollt es nicht verhehlen,
dass
Freude man kann nicht befehlen.
Es gibt
nicht immer was zu lachen.
Passier‘n
nicht traurig, schlimme Sachen?
Wie sieht
es aus in dieser Welt
Wie ist
es um die Freud‘ bestellt?
Drum
rufen wir ganz gnädiglich:
Ach, guter Gott, erbarme dich!
Freun
sich Erschossene im Iran,
der
Krebskranke von nebenan?
Freut
sich das Kind auf Autostraßen,
freut
sich die Frau vom Mann verlassen?
Freun
sich Millionen arbeitslos,
Familien,
kinderreich, in Wohnsilos?
Freut
sich der Schüler nicht versetzt,
die
Umweltschützer über Startbahn West?
Drum
rufen wir inständiglich:
Ach, guter Gott, erbarme dich!
Mal ist
es Krankheit, die uns quält,
mal Angst
und Not die Freud vergällt.
Mal
drücken uns auch unsre Sünden,
ob’s
einen gibt, bei dem wir finden
Verzeihung, Mut und Trost und Licht
und der
uns niemals lässt im Stich?
Ich
glaube es fest mit Zuversicht
und
ruf: „Ach, guter Gott, erbarme dich!“
Hoffnung
kann nur ER uns geben.
Und
Freude kommt durch IHN ins Leben.
Er hat
gezeigt in Jesus Christ,
dass er
auf unsrer Seite ist.
Ich
glaube selbst am Grabesrand:
Gott hält
uns fest in seiner Hand.
Ja, wenn
kein Mensch mehr helfen kann,
fängt
Gott in seiner Macht erst an.
Er ist
uns Heil und Trost und Licht.
Ach, guter Gott, erbarme dich.
Wenn
alles aus ist und Gott handelt,
wird Tod
in Leben umgewandelt.
Wenn
nichts gelingt und viel geht schief,
wenn‘
Leben wie ein Krampf aussieht,
dann seid
gewiss, Gott steht parat
und
schreibt auf krummen Zeilen grad.
Vertraut
auf ihn, habt Zuversicht!
Ach guter Gott, erbarme dich!
Wir hören
oft auf unsren Plätzen
Das Wort
des Herrn in vielen Sätzen:
Die Frohe
Botschaft und die Lesung
geschrieben zu der Seel Genesung.
Doch –
hören wir auch richtig zu?
Wie ist
doch so ein Wort im Nu –
kaum dass
in ein Ohr es gedrungen –
zum
andern wieder rausgesprungen.
Wir sind
doch manchmal so zerstreut,
an
Fußball denken wir, ans Kleid.
Mit den
Gedanken sind wir fern,
sind
überall, nur nicht beim Herrn.
Drum
lasst uns rufen inniglich:
Ach, guter Gott, erbarme dich!
Die
Predigt ist ein eigner Fall:
mal fehlt
es ihr am nöt‘gen Schall,
mal liegt
es an den Mikrofonen,
soll sich
denn da das Zuhörn lohnen?
Mal ist
die Predigt ohne Schwung,
der Pater
ist auch nicht mehr jung.
Der
Rupert noch vor Jahren, ach,
der
machte schon mal eher Krach.
Und
Suitbert mit seinem Bass,
das war’n
noch Töne, klasse, was!
Nur
Richard heut noch spricht mit Wucht,
vergeblich man sonst sowas sucht.
So viel
nicht mehr wie früher ist.
Ach, guter Gott, erbarme dich!
Doch
kommt’s beim Pred’gen nicht allein
auf’s
Wort des Priesters an, o nein!
Es muss
der Hörer auch was tun,
muss
lauschen, denken, darf nicht ruhn.
Wer
rumhängt in der Bank ganz schlaff,
hört’s
Wort nur halb und halb im Schlaf.
Kann
Gottes Wort auf diese Weise
tief uns
berühren, ziehen Kreise?
O, wärt
ihr doch andächtiglich!
Ach, guter Gott, erbarme dich!
Die
Kirch‘ – man spürt es immer wieder –
Beim
Singen altbekannter Lieder
hat viel
an Hall und Resonanz
und
meistens klingt es voll und ganz.
Die Orgel
tönt sehr gut dort oben,
da kann
man Gott schon kräftig loben.
Doch sind
des G’sangbuchs neue Lieder
Dem Volk
vom Klang her oft zuwider.
So
mancher klappt, weil er’s nicht kennt
das Buch
schnell zu und weiter pennt.
Drum
rufen wir herzinniglich:
Ach, guter Gott, erbarme dich!
Es gäb‘
so manches noch zu sagen,
es würd‘
zu lang, ganz ohne Fragen.
Nur dies
möcht ich ins Herz noch schreiben,
um euch
zum Himmel zu geleiten:
In aller
Sorg, in aller Not
nehmt
Zuflucht doch beim lieben Gott!
Es fällt
kein Haar von eurem Haupt,
wenn’s er
nicht will, es nicht erlaubt.
Kein
Vogel fällt aus seinem Nest,
denn
Gott, der Herr, er hält ihn fest.
Vertraut
auf Gott, lasst ihn nur walten!
Er wird
euch wunderbar erhalten.
Er ist
uns Hoffnung, Freude, Licht.
Ach, guter Gott, erbarme dich!
Es kommt
die Predigt nun ans Ende,
wir
falten wieder unsre Hände.
Und sagen
Gott, dem guten Herrn,
dass wir
ihn preisen, loben, ehr’n
mit einem
Herzen froh und heiter
heute,
morgen und so weiter.
Er ist
der Grund all unsrer Freude
an jedem
Tag und drum auch heute.
Er sei
gepriesen ewiglich.
Ach, guter Gott, erbarme dich! |